Frankreich: Übernahmepoker um Alstom

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Siemens und Mitsubishi stellten ihr gemeinsames Gebot für den französischen Alstom-Konzern vor. Sie versprechen 1000 neue Jobs.

Paris/München. Siemens und Mitsubishi Heavy Industries (MHI) steigen nun definitiv in die Übernahmeschlacht um Alstom ein. Am Montagnachmittag legten die beiden Unternehmen ihr lange erwartetes Übernahmeangebot für die Energiesparte des französischen Konzerns vor. Demnach bietet Siemens 3,9 Mrd. Euro für das Gasturbinengeschäft der Franzosen. MHI will sich wiederum über ein weitreichendes Geflecht an Beteiligungen mit Alstom verbinden. Der Wert dieser Transaktionen wird von MHI mit 3,1 Mrd. Euro angegeben.

Siemens-Chef Joe Kaeser und sein Amtskollege Shunichi Miyanagi machten dem Alstom-Management ihr Gegenangebot zu der 12,4 Mrd. Euro schweren Offerte des US-Rivalen General Electric (GE) aber auch noch zusätzlich schmackhaft. So werde die Allianz die Schaffung von mehr als 1000 Stellen in Frankreich ermöglichen, hieß es. Dem Vernehmen nach will Kaeser seine Pläne am Dienstag auch Präsident François Hollande und im französischen Parlament vorlegen.

Während Alstom-Chef Patrick Kron eindeutig die Amerikaner bevorzugt, will Kaeser vor allem die französische Politik auf seine Seite ziehen, um einen Vorstoß von GE nach Europa abzuwenden. Die US-Offerte läuft noch bis 23. Juni. GE-Chef Jeff Immelt köderte Hollande zuletzt mit dem Versprechen, eben 1000 neue Jobs im Land zu schaffen.

Paris heizt Wettstreit an

Frankreich hatte den Bieterwettstreit zwischen GE und der Siemens-Allianz am Wochenende noch angeheizt. „Ich glaube, dass GE die eigene Offerte ebenfalls nachbessert", hatte Finanzminister Michel Sapin am Sonntag gesagt. Am Montag hieß es von GE jedoch, dass man nicht vorhabe, das eigene Angebot nachzubessern.
Sapin betonte weiters, keine Präferenz für einen der Bieter zu haben. Jedoch werde sich Frankreich für den Erhalt von Arbeitsplätzen einsetzen. „Wir werden nicht (für Alstom) entscheiden, aber wir werden unseren Einfluss nutzen", machte Sapin deutlich.

Die Aufsichtsräte von Siemens hatten sich am Sonntag für die von Vorstandschef Kaeser zusammen mit MHI ausgearbeitete Alstom-Offerte ausgesprochen. Moralische Unterstützung kommt auch von der Bundesregierung in Berlin. „Selbstverständlich begrüßt die Bundesregierung Lösungen, die geeignet sind, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit an den Standorten in Deutschland und auch an anderen Stellen in Europa zu stärken", erklärte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. Deutschland schließt im Gegensatz zu Frankreich eine direkte Staatsbeteiligung bei einem möglichen Zusammengehen von Alstom und Siemens aus. Ein Sprecher des deutschen Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, es gebe keine entsprechenden Überlegungen.

Japaner drängen nach Europa

Die Japaner drängen verstärkt nach Europa. Nach einem Konzernumbau hat Mitsubishi mittlerweile vier Mrd. Dollar angespart und ist seit dem Frühjahr erklärtermaßen auf Einkaufstour. Zuletzt hatten die Japaner von Siemens die Mehrheit an der Stahlwerkssparte VAI bekommen. Im Energiegeschäft ist MHI vor allem bei der Kohlekraftwerkstechnik sowie im Nuklearbereich stark und hat sich dort mit der heimischen Hitachi verbündet.
Nach der Fukushima-Katastrophe ergeben sich auf dem Heimatmarkt allerdings kaum mehr Chancen in der Atomenergie, sodass MHI-Chef Miyanagi sein Heil in Europa sucht. Weltweit ist Mitsubishi neben GE, Alstom und Areva einer der wenigen verbleibenden Atomstromspezialisten - abgesehen von der staatlich dominierten Rosatom in Russland. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2014)

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