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Songcontest: Das müsste man sich halt trauen

(c) Sue Architekten
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Bald steht fest, wo der Song Contest 2015 stattfinden wird. Nur noch drei Bewerber um den Austragungsort sind im Rennen. Aber sind das auch die besten Orte? »Die Presse am Sonntag« bat drei Architekturbüros um ihre Ideen für spektakuläre Song-Contest-Locations.

Schwechat, Oberwart und Unterpremstätten sind bereits draußen. Auch Wels und der Wörthersee haben keine Chance mehr, den Song Contest auszurichten. Nur mehr drei der zwölf Bewerber um den Austragungsort sind noch im Rennen, wie der ORF am Samstag bekannt gab. Man wolle „weiterführende Gespräche“ nur mehr mit der Stadt Wien und den Betreibern der Stadthalle, der Stadt Graz und den Betreibern der Stadthalle Graz sowie der Stadt Innsbruck und den Betreibern der Olympiaworld führen. Dem Vernehmen nach soll auch eine der vier temporären Veranstaltungshallen – Schloss Schönbrunn, Heldenplatz, Krieau und St. Marx – als Ausweichlösung für die Wiener Stadthalle eine Option sein.

Dass der ORF gut eine Woche nach dem Ende der Bewerbungsfrist für den Austragungsort schon mehr als die Hälfte aller Einreichungen ausgesiebt hat, zeigt, dass er keine Zeit verlieren will. Obwohl es zunächst hieß, der Austragungsort werde frühestens Ende des Sommers feststehen, sieht es nun eher so aus, dass schon bald eine Entscheidung fallen könnte. Etwa rund um den 3.Juli, denn da tagt der Stiftungsrat des ORF ein letztes Mal vor der Sommerpause und die Geschäftsführung nützt solche Termine gern, um aufsehenerregende Entscheidungen bekannt zu geben.

Und der ORF weiß: Je früher der Ort der Austragung fest steht, desto besser. Denn danach müssen hunderte kleine und größere Folgeentscheidungen getroffen werden: Wer wird Event-Manager (das sollte im besten Fall jemand sein, der sich mit dem Standort und der betreffenden Stadt auskennt)? Wer moderiert? Wie lautet das Motto und der Slogan der Großveranstaltung? Nicht nur für diese Fragen hat sich der ORF nun ein Promi-Team rund um André Heller, Regisseur Stefan Ruzowitzky und Schauspielerin Ursula Strauss engagiert. Sie sollen kreative Ideen rund um das Event entwickeln.


Enttäuschte Bürgermeister.
An diesem Wochenende dürfte es jedenfalls einige enttäuschte Bürgermeister und Eventhallen-Chefs in Österreich geben. Wer wäre nicht gern Gastgeber einer Veranstaltung, der weltweit 195 Millionen Menschen via Fernsehen beiwohnen? Wer würde nicht gerne bis zu 10.000 Gäste in seiner Stadt begrüßen (so viele wurden in der ORF-Ausschreibung gefordert), eine Unterkunft anbieten und verköstigen? Insgesamt 17 Millionen Euro hat der Songcontest in diesem Jahr der Tourismusbranche in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen gebracht. 68.000 zusätzliche Nächtigungen waren der Großveranstaltung zu verdanken.

Die Bewerbungen aus Österreich waren vielfältig: Niederösterreich hatte sich mit einem Konzept am Flughafen Schwechat beworben. Die Stadt Wels ließ sich nicht einmal davon entmutigen, dass sie nur 900 Betten in der Drei- und Viersterne-Kategorie anbieten kann und buhlte mit ihrer Messehalle und einer Halle, die sich gerade in Bau befindet, um die Gunst des ORF. Nur der Tourismusverband „Mühlviertler Kernland“ in Oberösterreich, der sich im ersten Reflex mit einer Zeltstadt an der Tschechischen Grenze ins Spiel brachte, ließ die offizielle Bewerbung dann bleiben. Kärnten bewarb sich mit dem Wörthersee-Stadion und die Steiermark mit dem Eventgelände Unterpremstätten am Schwarzlsee, wo im August etwa das Seerockfestival stattfindet.


Wien – what else?
In der engeren Auswahl sind mit den Stadthallen Wien und Graz und der Olympiahalle in Innsbruck drei Locations, die zumindest die wichtigsten Anforderungen an den Austragungsort erfüllen dürften. ORF und European Broadcasting Union legten fest, dass der Ort überdacht, schall-, lichtgedämmt und klimatisiert, außerdem höher als 15 Meter sein soll. Überdacht deshalb, damit zu jeder Tages- und Nachtzeit bei Dunkelheit (und Schlechtwetter) geprobt werden könne. Und – 10.000 Menschen muss die Halle auch noch fassen.

Dass Wien den Zuschlag erhält, gilt nicht nur wegen dem Hauptstadtfaktor und der besten Anbindung zum Flughafen als wahrscheinlich. Die Bundeshauptstadt Wien wählt nächstes Jahr den Bürgermeister, die Politik würde sich über ein Mega-Ereignis wie dieses sicher freuen. Bürgermeister Michael Häupl gab sich von Anfang sehr selbstbewusst und meinte in Anlehnung an einen Kaffee-Werbespruch: „Wien – what else?“

So selbstbewusst die Einreicher waren, die „Presse am Sonntag“ vermisst die kreativen und etwas mutigeren Ideen für einen modernen Austragungsort. Sind die Bewerber in der engeren Wahl auch wirklich die besten für ein Event dieser Sonderklasse? Geht da nicht auch noch mehr?

Eigentlich schade, haben wir uns gedacht, dass die Ausschreibungsfrist und nun auch die Entscheidungsfindung so kurz war. Da blieb keine Zeit für größere Würfe und Grenzen-sprengende Denkanstöße. Wir haben daher drei Architekten- und Kreativbüros gefragt, wo sie den Songcontest abhalten würden – und drei spektakuläre Entwürfe erhalten. Von der neuen Phoenix-Eventhalle, über Wasserspiele am Donaukanal und einer Tour de Song Contest durch die Stadt. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

KLK & Bureau F.

Kohlmayr, Lutter, Knapp. Das Restaurant Mochi, Häuser, einen Gutshof– Theresia Kohlmayr, Jonathan Lutter und Christian Knapp haben schon einiges gestaltet. Bekannt sind sie auch durch ihr Projekt Urbanauts, für das sie Gassenlokale in Hotelzimmer umwandeln. www.klk.ac

Bureau F. Fabienne Feltus (r.) ist Illustratorin (Feinkoch, Weingut Nimmervoll). Sie hat Agent Azur gegründet, ein Büro für Illustration und Grafik. www.ffabienne.com
Julian Mullan, Daniel Gebhart de Koekkoek

Sne Veselinovic

Phönix-Halle. Sne Veselinovic hat bei Gustav Peichl an der Akademie der bildenden Künste studiert. 2008 hat sie ihr eigenes Büro, die „Architektin Sne Veselinovic ZT GmbH“ gegründet. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst städtebauliche Studien und Projekte im mehrgeschoßigen Wohnbau (Kagraner Spange, Nordbahnhof 3b/A), Bauten für Bildungs- und Gesundheitswesen, Büro- und Industriebau (Müllverbrennungsanlage MVA Pfaffenau Wien) sowie Revitalisierungen. www.sne.at
Katharina Gossow

Die Bewerber

Der ORF hat am Samstag den Kreis der möglichen Austragungsorte für den ESC im kommenden Jahr auf drei Bewerber eingeengt. Verhandelt wird nun mit Wien (Stadthalle), der Steiermark (Stadthalle Graz) und Tirol (Olympiaworld Innsbruck).

ENTWURF 1

Sue Architekten
Hinter den drei Buchstaben von Sue Architekten steht keine Frau, sondern verbergen sich die drei Herren Christian Ambos, Michael Anhammer und Harald Höller, die unter dem Credo „Strategie und Entwicklung“ (daher der Name Sue) seit 2006 gemeinsam eine Firma führen. Die Strategie ist den dreien auch am wichtigsten. Erst wenn diese steht, folgen die Vision, das Konzept.

Sue Architekten haben Wohnhäuser, Geschäfte und Restaurants gestaltet sowie das (preisgekrönte) Amtshaus Ottensheim in Oberösterreich. Zuletzt haben sie die Planung des Schubhaftzentrums Vordernberg übernommen. Ihr Ziel dabei: „Den Menschen ihre Würde zu lassen.“

www.sue-
architekten.at

Natascha Unkart

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2014)

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