Opernfestspiele St. Margarethen sind insolvent

FOTOPROBE �AIDA� IM STEINBRUCH MARGARETHEN
FOTOPROBE �AIDA� IM STEINBRUCH MARGARETHEN(c) APA (BARBARA GINDL)
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Die Schulden betragen vier Millionen Euro, 16 Mitarbeiter sind betroffen. Die Premiere von "Aida" nächste Woche im Steinbruch soll nicht gefährdet sein.

Das Unternehmen Opernfestspiele St. Margarethen GmbH & CoKG  ist laut Creditreform insolvent. Einem Online-Bericht der "BVZ" zufolge soll das Unternehmen mit Firmensitz im niederösterreichischen Pitten aufgrund von "Schulden in Millionenhöhe Konkurs anmelden müssen". Opernfestspiele werden demnach vorerst von der Wiener Firma "Arenaria" weitergeführt.

Die Opernfestspiele sind mit rund vier Millionen Euro überschuldet. Der Gläubigerschutzverband Creditreform beziffert die Aktiva mit 5,1 Millionen Euro, die Passiva mit 9,1 Millionen Euro. Betroffen sind 16 Mitarbeiter und 80 Gläubiger.

Die Insolvenzursachen liegen laut Gläubigerschutzverband in steigenden Kosten, weil man dem "anspruchsvoller werdenden Publikum auch ein angemessenes Rahmenprogramm mit Gastronomie und umfassendem Komfort bieten musste". Dazu komme - Stichwort Open Air -, dass die Aufführungen stark witterungsabhängig seien und daher die Zahl an Veranstaltungen voriges Jahr rückläufig war. Kürzlich sollen auch hohen Abgaben- und Beitragsnachforderungen gestellt worden sein.

Die Opernfestspiele haben im Sanierungsplan den Gläubigern eine 20-prozentige Quote vorgeschlagen. Die Zahlung soll binnen zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplans erfolgen, teilten der Alpenländische Kreditorenverband (AKV Europa) und die Creditreform am Montagnachmittag mit. Gläubiger können Ihre Forderungen bis zum 28. August anmelden. Die Abstimmung über den angebotenen Sanierungsplan der GmbH & Co.KG soll am 11. September stattfinden.

"Aida"-Premiere soll nicht gefährdet sein

Die heurige Opern-Produktion im Steinbruch - "Aida" feiert nächste Woche Premiere - soll nicht gefährdet sein. Am Montagvormittag hatten die Opernfestspiele zu einem am Dienstag stattfindenden Pressefrühstück mit dem Thema "Opernfestspiele St. Margarethen: Vorhang auf für eine erfolgreiche Zukunft" eingeladen.

Esterhazy, Eigentümer des Spielorts, suchte Betreiber

Sowohl die Opernfestspiele (OFS) als auch die Esterhazy Betriebe in deren Funktion als Vermieter des Römersteinbruches, in dem seit 1996 nahezu jährlich große Opern-Produktion gezeigt wurden, wollten sich am Montag nicht zur Insolvenz des Unternehmens äußern. Esterhazy hatte zuletzt nach einem neuen Betreiber für die Opernfestspiele ab 2015 gesucht.

"Wir können heute keine Stellungnahme abgeben", hieß es von den OFS zur APA. Die Beteiligten verwiesen auf ein Pressefrühstück am Dienstag.

Intendant Wolfgang Werner pocht auf Vertrag

Seit April reißen die Gerüchte um die Opernfestspiele nicht ab: Am 23. April sorgte ein Bericht des ORF über die Zukunft der Opern im Steinbruch - heuer inszeniert Hollywood-Regisseur Robert Dornhelm - für Aufsehen. Die Esterhazy Betriebe GmbH meinte, dass "Aida" im heurigen Sommer die letzte Produktion von Intendant Werner sein sollte. Dieser pochte jedoch auf seinen Vertrag bis 2016.

Konkret ging es um den Spielplan für 2015. Während Werner "Troubadour" produzieren wollte, schwebte den Verantwortlichen der Esterhazy Betriebe Puccinis "Tosca" für die nächste Opern-Saison vor - und zwar mit einem anderen, neuen Veranstalter. Als Grund wurde damals unter anderem der deutliche Zuschauerrückgang in den vergangenen Jahren und der Publikumsgeschmack - Stichwort Wiederholungen mancher Opern alle paar Jahre - genannt. Ein großes Bühnenbild sei für die neuen Publikumsschichten, die man in Zukunft gewinnen müsse, nicht ausreichend, hieß es damals vom Eigentümer der Spielstätte.

Auch die Finanzen standen bereits im April zur Debatte: Esterhazy hatte angeboten, die heurige Produktion mit einem Budget von 250.000 Euro zu unterstützen. "Darin enthalten sind zusätzliche notwendige Marketing-Anstrengungen, finanzielle Unterstützung für die deutlich teurere Technik, die Robert Dornhelm 2014 einsetzen will und für attraktive Events für Promotionzwecke. Dieses Angebot an OFS haben wir schon vor drei Monaten gemacht; leider ist von Wolfgang Werner dazu bei uns bis heute keine Antwort eingetroffen".

Es folgte die Zusage einer Finanzspritze vom Land für die heurige Produktion: "Die Opernfestspiele St. Margarethen sind aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen letzten Jahre in finanzielle Nöte geraten. Um zu gewährleisten, dass die heurige Saison gespielt werden kann, wird das Land eine größere finanzielle Zuwendung gewähren, um eben zu ermöglichen, dass gespielt wird", erklärte Kulturlandesrat Helmut Bieler (SPÖ) nach Bekanntwerden des Zwists damals am Rande einer Pressekonferenz in Eisenstadt.

Location-Suche am See

Eine Woche später, am 30. April, sorgte eine Location-Suche von Werner in Neusiedl am See erneut für Schlagzeilen. Es ging um eine Wiese neben dem Hallenbad. Werner erklärte damals: "Ich habe mir in Neusiedl am See eine potenzielle Veranstaltungs-Location angeschaut. Das ist etwas, was Kulturschaffende immer wieder tun. Man hat ja ständig Ideen für neue Projekte, es ist aber noch nichts Konkretes geplant. Das ist alles Zukunftsmusik."

Die Gespräche, die die Opernfestspiele und die Esterhazy Betriebe seit den Unstimmigkeiten im April führten, mündeten Mitte Juni schließlich in einen Kompromiss: Bezüglich des Stückes habe man sich"geeinigt, dass es die 'Tosca' sein wird", so eine OFS-Sprecherin. Es würden noch weitere Gespräche geführt. Werner gehe davon aus, "dass die Gespräche mit Esterhazy bis Anfang Juli abgeschlossen sind", hieß es.

>> Bericht in der "BVZ"

(APA)

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