Sowjetischer Ex-Außenminister Schewardnadse gestorben

Eduard Schewardnadse auf einem Archivbild 2002
Eduard Schewardnadse auf einem Archivbild 2002EPA
  • Drucken

Der Politiker starb im Alter von 86 Jahren. 1992 wurde er Präsident des unabhängigen Georgien, 2003 nach einer umstrittenen Wahl gestürzt.

Eduard Schwardnadse, der ehemalige sowjetischeAußenminister und spätere zweite Präsident des unabhängigen Georgien ist im Alter von 86 Jahren nach langer schwerer Krankheit in seiner Residenz in Tiflis gestorben. Dies berichteten internationale Medien am Montag unter Berufung auf Marina Davitashwili, die persönliche Sekretärin des des Politikers.

Der am 25. Jänner 1928 in Mamati in der Nähe des Schwarzen Meeres geborene Schwardnadse studierte Geschichte und stieg 1972 zum Parteichef der georgischen Kommunisten auf. Der als Anti-Korruptions-Kämpfer populäre Politiker wurde 1985 zum Außenminister der Sowjetunion und gestaltete in dieser Funktion gemeinsam mit Staats- und Parteichef Michail Gorbachow dessen Politik von Glasnost und Perestrojka mit. Er war der Überzeugung, die Sowjetunion müsse sich öffnen und zu einem kooperativen Mitspieler der Staatengemeinschaft werden. Als diese Politik der Öffnung in orthodox-sowjetischen Kreisen auf immer stärkere Ablehnung traf, trat er zurück.

Entscheidend für deutsche Wiedervereinigung

Als Außenminister spielte er eine Schlüsselrolle bei den sogenannten Zwei-plus-vier-Gesprächen, die letztlich  zur deutschen Wiedervereinigung führten. "Wir haben sehr gut verstanden: Wenn es nicht zur Vereinigung Deutschlands kommt, wird ein neuer Weltkrieg unumgänglich sein", sagte Schewardnadse später.

1992 wurde er nach dem Sturz von Swiad Gamsachurdia der zweite Präsident des unabhängigen Georgien, 1995 und 2000 wurde er im Amt bestätigt. Während seiner Zeit als Staatschef spalteten sich die Regionen Abchasien und Süd-Ossetien nach blutigen Kämpfen ab. Bis heute hat Georgien nicht wieder die Kontrolle über diese Gebiete erlangt, ganz im Gegenteil, seit einem kurzen Krieg mit Russland im Sommer 2008 sind sie Tiflis völlig entglitten. 

2003 wurde er allerdings in der sogenannten "Rosenrevolution" gestürzt, infolge von Massenprotesten der Opposition wegen mutmaßlich gefälschter Wahlen.

Gorbatschow würdigt einstigen Weggefährten

Der frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow hat gestorbenen Eduard Schewardnadse als großen Politiker gewürdigt. "Er hat einen bedeutenden Beitrag zur Außenpolitik der Perestroika geleistet, war ein ehrlicher Verfechter eines neuen Denkens in der Welt", sagte Gorbatschow am Montag der Agentur Interfax.

Der 83 Jahre alte Gorbatschow nannte Schewardnadse einen Freund. Besonders eingesetzt habe sich sein einstiger Weggefährte für ein Ende des atomaren Wettrüstens. Gorbatschow hob vor allem Schewardnadses "georgisches Temperament" hervor. "Er war in der Lage, mit unterschiedlichen Menschen schnell in Kontakt zu treten - mit der Jugend und mit der älteren Generation", sagte Gorbatschow.

In einer ersten Version dieses Artikels wurde Schwardnadse als "erster Präsident Georgiens" bezeichnet. Dies war jedoch 1991 bis 1992 Swiad Gamsachurdia.

(APA/DPA/Bloomberg/AFP/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.