hernstein management report: Peer Groups auch in dünner Luft

Wie Führungskräfte in Österreich, Deutschland und der Schweiz mit Karrierebrüchen umgehen.

Karriere lässt sich immer weniger planen und Brüche gehören zum Berufsleben – dieser Meinung sind nach dem jüngsten Hernstein-Report „Führungskräfte-Knick/Bruch“ jedenfalls 73 Prozent der befragten deutschen Führungskräfte und 54 der österreichischen. Die Schweizer sind geteilter Meinung: 48 Prozent glauben eher, dass Einsatz und Leistung das berufliche Fortkommen bestimmen und die richtige Einstellung Karrierebrüche vermeiden helfen kann. Interessant dabei: Von den „pessimistischen“ Deutschen waren 33 Prozent selbst von einem Karrierebruch betroffen, in Österreich 43 Prozent (Schweiz: 35 Prozent).

Funktion statt Person

„Das Rollenbild ist im Wandel begriffen“, so Studien-Mitautor Rudolf Dörfler. „Einerseits gibt es viele Ängste, die durch wirtschaftliche Turbulenzen und veränderte Anforderungen entstehen“. Andererseits entwickle sich auch eine neue Haltung – sich nicht vor der Veränderung zu fürchten, sondern die neuen Gegebenheiten anzunehmen und Strategien zu entwickeln. Diese fallen je nach Land unterschiedlich aus (siehe auch Grafik): Schweizer nehmen im Vergleich häufig einen Coach oder Supervisor zu Hilfe, Deutsche sehen die Arbeit am Selbstmarketing oder an der eigenen Einstellung, Veränderung als Chancen wahrzunehmen, als zielführend. Die Österreicher sind eher unentschlossen – finden aber die Notwendigkeit, neben einem Plan A auch immer einen Plan B zu haben, fast genauso wichtig wie die Nachbarn. „Der Trend ist in allen Ländern klar: Die Über-Identifikation geht zurück, die Tätigkeit wird zunehmend nicht mehr mit der eigenen Person gleichgestellt, sondern als professionelle Funktion gesehen“, so Dörfler. Die Österreicher zeigen dabei im Umgang mit bereits geschehenen Misserfolgen ein interessantes Ergebnis: Sie sehen den beruflichen Misserfolg als große Enttäuschung und sind in der ersten Phase dadurch stark belastet (acht Prozent, CH: drei Prozent, D: zwei Prozent), arbeiten das Gewesene aber auch gerne in der Gruppe auf und holen sich Ratschläge (25 Prozent, CH: 36 Prozent, D: 20 Prozent). Die Schweizer schauen generell am schnellsten wieder nach vorne und versuchen, das nächste Ziel in Angriff zu nehmen (21 Prozent, Ö: neun Prozent, D: 13 Prozent).

Peergroups & Netzwerke

Das Bilden von Gruppen hat in der dünnen Luft der Führungsetage ebenfalls keine Tradition. Dörfler: „Weg vom Einzelkämpfer, hin zu Peer-Groups, die sich gegenseitig beraten und auch einmal über den Tellerrand schauen, ist international eine wichtige Entwicklung.“ Die Österreicher liegen beim Netzwerken klar in Führung (34 Prozent, CH: 28 Prozent, D: 25 Prozent). Eher verwunderlich: Das gemeinsame Feiern von Erfolgen mit Mitarbeitern wird nur zu 43 Prozent als wichtiges Selbstmarketing gesehen (CH: 57 Prozent, D: 58 Prozent).

www.hernstein.at("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.