FACC: Mit Börsegeld auf Einkaufstour

Hightech aus Österreich
Hightech aus Österreich(c) FACC
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Der Flugzeugzulieferer will bis 2017 den Umsatz auf eine Mrd. Dollar heben. Die erste Akquisition des Unternehmens dürfte in den USA stattfinden, um den Dollar-Vorteil zu nützen.

Wien. Rund 200 kleine Flugzeugzulieferer mit einem Umsatz von 20 bis 100 Mio. Dollar buhlen weltweit um die Gunst der großen Produzenten Boeing und Airbus. Das ist die Zielgruppe, in der die in einer deutlichen höheren Liga spielende FACC fündig werden will. 150 der beim Börsegang erlösten 213 Mio. Euro flossen dem oberösterreichischen Flugzeugzulieferer über eine Kapitalerhöhung zu. „Wir wollen einen Teil des Geldes für Zukäufe nützen und aktiv an der Konsolidierung der Branche mitmischen“, sagt FACC-Chef Walter Stephan im „Presse“-Gespräch.

Im Visier hat Stephan Firmen, die wie die FACC mit Faserverbundwerkstoffen arbeiten. Das Unternehmen, das vor 25 Jahren aus einem Spinn-off der Skifabrik Fischer entstanden ist, hat sich mit Flugzeugteilen aus diesem Material weltweit einen Namen gemacht und steht bei Boeing und Airbus wie bei Embraer und Bombardier in der ersten Lieferantenreihe. Bei Winglets etwa, den aufgebogenen Flügelspitzen, die die Aerodynamik erhöhen, hat die FACC weltweit 95Prozent Marktanteil.

„Wir haben zwei bis vier Firmen auf dem Radarschirm“, sagt Stephan. Genaueres will und kann er noch nicht sagen, nur, dass eine Akquisition in den USA Sinn habe. Da sei man direkt im Dollarraum vertreten, was in der nahezu zur Gänze in Dollar fakturierenden Luftfahrtindustrie sehr wichtig sei. Der starke Euro mache der FACC schon zu schaffen, sagt Stephan.

Vier Milliarden Auftragspolster

Mit dem Zukauf – dem ersten des Unternehmens, das bisher ausschließlich aus eigener Kraft gewachsen ist – soll ein Schritt in Richtung kritischer Größe erreicht werden. Sie liegt laut Stephan bei einer Mrd. Dollar (742 Mio. Euro) Umsatz. Diese Marke könnte laut der jüngsten Analyse der Erste-Group-Analysten 2017 erreicht werden. Im laufenden Geschäftsjahr 2014/15 (Ende Februar) soll der Umsatz leicht von 547 auf 587Mio. Euro steigen.

Das ist wie immer sehr vorsichtig geschätzt. Stephan sieht die Zukunft zwar positiv, zumal die FACC ein Auftragsvolumen von mehr als vier Mrd. Euro in den Büchern hat– ein zwölfprozentiges Umsatzwachstum pro Jahr ist bis 2018 allein aus dem Auftragsbestand gesichert. Aber er weiß um die Volatilität des Geschäfts: Nicht nur Terror und Kriege treffen die Luftfahrt – und damit die Zulieferer. Die jahrelangen Verzögerungen beim Airbus A380 haben etwa auch bei der FACC Sorgenfalten verursacht.

Dazu kommen die langen Vorlaufzeiten: Die FACC muss die mit Großaufträgen verbundenen Entwicklungen meist selbst vorfinanzieren. Erst wenn die neuen Modelle ausgeliefert werden, fließt Geld in die Kassen. Das war bei den Winglets genauso wie bei der Kabineneinrichtung für den Airbus A320 und den neuen A350, Flügel- und Triebwerkverkleidungen.Einen ganzen Flügelkasten hat die FACC für den neuen „Russen-Airbus“ MS-21 der United Aircraft Corporation entwickelt. Das Flugzeug wird auch schon ausgeliefert, vorerst an eine mexikanische Billigairline. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen hat die FACC von der nunmehrigen Krise und den Sanktionen profitiert. „Die Russen haben jetzt ausstehende Rechnungen beglichen, weil sie fürchten, dass die Sanktionen noch verschärft werden“, erzählt Stephan. Generell tangiere die Krise die FACC nicht, weil das Geschäft mit Russland ein niedriges zweistelliges Millionenvolumen habe und zudem der direkte Partner der FACC die italienische Alenia sei, die wiederum an die Russen liefere.

Viel wichtiger sei es, bei dem runderneuerten Airbus A330neo und den Boeing–Modellen 777X und 737max zum Zug zu kommen. Die Chancen stünden gut, denn die einstige Skepsis der Amerikaner vor einem in chinesischem Besitz befindlichen Zulieferer habe mit dem Börsegang abgenommen: Die chinesische Avic, die 2009 die FACC übernommen hat, wird ihren Anteil mittelfristig von derzeit 51 auf 30 bis 35 Prozent absenken.

Produktivität steigern

Geld investiert die Hightechschmiede aber nicht nur in F&E (rund zehn Prozent des Umsatzes), sondern auch in Rationalisierung. „Wir müssen schauen, das wir trotz des schnellen Wachstums die Kosten im Griff behalten“, sagt Stephan. Deshalb soll der Automatisierungsgrad in der Fertigung erhöht werden. Das heißt nicht, dass Menschen durch Maschinen ersetzt werden, „aber wir wollen mit derselben Mannschaft mehr produzieren und umsetzen“. Die Stückkosten sollen sich – bei deutlich höherer Qualität – dem Niveau Chinas annähern. Derzeit beschäftigt die FACC knapp 3000 Mitarbeiter, davon 2650 in Österreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2014)

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