Ukraine-Krise: Polnische Exporte nach Russland brechen ein

Apples are displayed in a wheel barrow during an event promoting Polish apples in Warsaw
Apples are displayed in a wheel barrow during an event promoting Polish apples in WarsawREUTERS
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Die Exporte gingen im ersten Halbjahr um zehn Prozent zurück. Der russische Importstopp setzt die Polen zusätzlich unter Druck.

Osteuropäische Produzenten leiden unter Ukraine-Krise: So brachen die polnischen Exporte nach Russland  im ersten Halbjahr um 10,7 Prozent ein. Im Vorjahreszeitraum hatte es noch ein Plus von 12,8 Prozent gegeben. Die Situation wird sich in den kommenden Monaten wohl kaum zum Guten wenden. Denn gerade erst hat Russland einen Importstopp für Lebensmittel aus der EU beschlossen. Neben Litauen trifft dieses auch Polen besonders stark: Waren im Wert von 340 Millionen Euro wurden allein im vergangenen Jahr von polnischen Obstbauern nach Russland exportiert, wie die Europäische Kommission berichtet.

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Schon seit Tagen wird in sozialen Medien dafür geworben, "patriotisch" Apfelwein (Cidre) zu trinken und viel polnisches Obst zu essen. Landwirtschaftsminister Marek Sawicki mobilisiert seine Kabinettskollegen. Er hat bereits beim Finanzressort angefragt, ob die Alkoholsteuer für Cidre vorübergehend ausgesetzt werden kann, um den Verkauf anzukurbeln. Er kündigte außerdem an, die Parlamentsfraktion der Bauernpartei PSL wolle sich für eine Änderung des Gesetzentwurfs für den Kampf gegen Alkoholismus einsetzen, damit auf Plakaten oder in Kinospots für Apfelwein geworben werden darf.

Preisverfall befürchtet

Für den Verband der polnischen Obstanbauer hat der Wirbel um polnische Äpfel einerseits bereits kostenlose Reklame gebracht, andererseits beobachtet er einen Preisverfall. "Uns freut das gestiegene Interesse der Großmärkte und Handelsnetze", sagte Vize-Verbandschef Tomasz Solis dem Fachportal "Portal Spozywczy". Doch er schränkte ein: "Wir beobachten gleichzeitig, dass das auch niedrigere Preise für die Produzenten bedeutet." Denn die beworbenen Preise lägen unter den Produktionskosten, insofern sei die Hilfe der Handelsketten zweifelhaft.

Sawicki verbreitete in den vergangenen Tagen Zweckoptimismus: "Wir werden uns auch ohne den russischen Markt zu helfen wissen." Die polnischen Produzenten müssten sich neue Märkte erschließen.

Vor diesem Dilemma stehen auch die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, für die Russland bisher ein bedeutender Absatzmarkt war. Für Litauen und Lettland war nach Angaben von Eurostat der große Nachbar im Osten 2013 der größte einzelne Exportmarkt, für Estland der drittwichtigste. Ähnlich wie die Polen wollen auch die Balten auf die Erschließung neuer Märkte setzen. Doch Ökonomen sind skeptisch. "Wenn es uns in 24 Jahren nicht gelungen ist, andere Auslandsmärkte zu erschließen, gibt es wenig Grund zur Annahme, dass dies jetzt auf einmal über Nacht passiert", meint Raita Karnite vom lettischen Zentrum für Wirtschaftsprogosen.

Russisches Wachstum schwächelt

Das Wachstum der russischen Wirtschaft hat sich inmitten der Ukraine-Krise verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im zweiten Quartal um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt am Montag nach vorläufigen Berechnungen in Moskau mitteilte. Im ersten Quartal hatte es noch ein Plus von 0,9 Prozent gegeben.

Die russische Regierung sagt für 2014 insgesamt ein Wachstum von 0,5 Prozent voraus. Von Reuters befragte Ökonomen rechnen in der zweiten Jahreshälfte angesichts der Sanktionen von USA und Europäischer Union aber mit Stagnation.

(APA/Reuters)

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