Von „Soko Kitzbühel“ auf die Bühne: Elisa Plüss bei den Festspielen

Elisa Plüss
Elisa Plüss (c) Willi Kracher/Salzburger Festspiele
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Die Schauspielerin Elisa Plüss debütiert bei den Salzburger Festspielen. Filmdrehs findet sie spannend, vermisst dabei aber die Energie des Publikums.

Die Pernerinsel ist genau so, wie sich Elisa Plüss einen idealen Ort für Theater vorstellt. Die alte Industriehalle hat ein bisschen etwas von einem Labor, sie ist ein Kraftplatz für intensive Geschichten. Das Stück, das am Sonntagabend auf der Bühne der Halleiner Pernerinsel Premiere hat, ist so eine intensive, tief gehende Geschichte. Ein Traum oder vielleicht ein Albtraum: Ödön von Horváths „Don Juan kommt aus dem Krieg“. Ein Mann, gezeichnet von der Katastrophe des Ersten Weltkriegs, auf der verzweifelten Suche nach der verlorenen Liebe. Dass sie für die Inszenierung von Regisseur Andreas Kriegenburg engagiert wurde, empfindet die 25-jährige Schweizerin als großes Glück. Die junge Frau studiert im vierten Jahr an der Universität Mozarteum Schauspiel, im nächsten Semester macht sie ihren Abschluss. Plüss, die seit 2012 am Münchner Residenztheater in Martin Kušejs Inszenierung von Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ zu sehen ist, wurde empfohlen und erhielt eine Einladung zum Vorsprechen bei den Festspielen. Es klappte, sie bekam das Engagement. Im „Don Juan“ spielt sie als Jüngste im Team auf der Bühne fünf Rollen: die freche Tochter einer Professorenwitwe, eine Prostituierte, ein kleines Mädchen, ein Dorfmädchen und ein Weib, das sich in einer Schlange um Lebensmittel anstellt. Auch die anderen acht Schauspielerinnen schlüpfen in mehrere Rollen, immerhin gibt es 35 Frauen, die Don Juan umgarnen oder von ihm umgarnt werden. Max Simonischek, der in dem Stück den Don Juan darstellt, hat übrigens wie seine Kollegin Plüss auch an der Universität Mozarteum Schauspiel studiert.

Kein Problem, Rollen zu wechseln


„Es ist sehr aufregend, ich lerne unheimlich viel“, erzählt Plüss über die Probenarbeit. Mit dem raschen Rollenwechsel habe sie kein Problem, auch wenn die Frauen, die sie spiele, ganz unterschiedliche Charaktere seien. „Ich habe das Gefühl, dass man in dem Stoff noch so viel entdecken kann“, erzählt Plüss. Sie schätzt es, wenn sie sich – wie jetzt mit Regisseur Kriegenburg – intensiv in eine Rolle hineindenken, ganz in eine Geschichte eintauchen kann.
Dass sie ausgerechnet in einem Horváth-Stück bei den Festspielen debütiert, freut die Schweizerin besonders: „Ich mag seine Art, Geschichten zu erzählen, sehr.“
Die Leidenschaft für das Theater hat die Schweizerin schon als kleines Mädchen entdeckt. Ihre Eltern – der Vater ist Architekt, die Mutter Grafikerin – haben sie immer gefördert. Im Jugendklub des Schauspielhauses Zürich – damals noch unter Christoph Marthaler – begann die Liebe zur Schauspielerei. „Zwei Jahre vor dem Abitur war mir klar, dass ich das auch beruflich machen will“, erzählt die gebürtige Züricherin. Aber so glatt lief es auf dem Weg zur Schauspielerin dann doch nicht. Plüss hat sich bei mehreren Schauspielschulen beworben, aber etliche Absagen erhalten. Dafür bekam sie die Möglichkeit, ein Praxisjahr am Wiener Burgtheater zu absolvieren. Unter anderem konnte sie in Thomas Vinterbergs „Die Kommune“ im Akademietheater mitspielen.
„Es war bisher ein sehr guter, aber auch ein sehr geschlängelter Weg. Es gab auch Momente, in denen etwas nicht geklappt hat“, erzählt Plüss. Durch Rückschläge habe sie gelernt, dass man nicht gleich aufgeben darf.
Seit 2011 studiert sie an der Universität Mozarteum. Sie hatte damals auch ein Angebot für einen Studienplatz in Bern. „Aber ich hatte das Gefühl, dass ich aus der Schweiz wegmuss.“
Salzburg mag sie sehr. Es sei eine wunderschöne Stadt, man sei immer gleich in der Natur. Plüss genießt es, in den Pausen an der Salzach zu sitzen oder auf den Stadtbergen spazieren zu gehen. Dass in Salzburg außerhalb der Festspielzeit nichts los sei, sieht sie nicht so. „Wir haben gerade an der Uni immer so viele spannende Projekte, langweilig wird mir nicht.“ Aber manchmal muss die Schweizerin auch raus aus Salzburg: „Wenn ich zu lange in der Stadt bin, dann bekomme ich schon einen Koller.“ Oder sie probiert Neues aus. Heuer stand sie in der Folge „Sterben mit Aussicht“ für die TV-Produktion „Soko Kitzbühel“ vor der Kamera. Film sei spannend, aber ihr fehle dabei das, was sie am Theater so fasziniere: die längere Auseinandersetzung, die Energie des Publikums und die Körperlichkeit.
Pläne für die Zeit nach ihrem Studienabschluss hat sie noch nicht. Das Engagement bei den Salzburger Festspielen ist sicher ein Asset im Lebenslauf.

Zur Person

Elisa Plüss, 1989 in Zürich geboren, studiert an der Universität Mozarteum in Salzburg im vierten Jahr Schauspiel. In „Don Juan kommt aus dem Krieg“ von Ödön von Horváth gibt sie ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen. Die junge Schweizerin macht auch Film und Fernsehen. Im Frühjahr stand sie für eine Folge von „Soko Kitzbühel“ vor der Kamera.

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