Karstadt nach Eigentümerwechsel vor harten Einschnitten

Symbolbild
SymbolbildAPA/EPA/OLIVER BERG
  • Drucken

Der neue Eigentümer Rene Benko soll kommende Woche die Kontrolle bei Karstadt übernehmen. Laut Medienberichten stehen mittelfristig 15 bis 20 Kaufhaus-Schließungen im Raum.

Nach dem Eigentümerwechsel bei Karstadt steht die angeschlagene Warenhauskette vor harten Einschnitten. Bereits am kommenden Donnerstag will der Aufsichtsrat nach bisherigen Planungen über ein Sanierungskonzept beraten. Angesichts der Bedeutung der Warenhäuser für die Innenstädte hofft der Deutsche Städtetag auf ein kluges Zukunftskonzept für Karstadt. Bereits Anfang der kommenden Woche soll der neue Eigentümer Rene Benko die Kontrolle bei Karstadt mit seinen rund 17.000 Mitarbeitern übernehmen.

Mittelfristig könnten 15 bis 20 Häuser geschlossen werden, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf das Umfeld Benkos. Bevor dies geschehe, wolle der Österreicher aber Haus für Haus auf Rentabilität prüfen. Ein Sprecher von Benkos Signa-Holding kommentierte den Bericht nicht. Den "SZ"-Informationen zufolge will Benko zehn Jahre oder mehr bleiben und in das Unternehmen investieren. Er plane, Markenhändler als zusätzliche Mieter in die meisten Karstadt-Häuser zu holen und sie zu größeren Einkaufszentren umzubauen.

"Raus aus den Medien und der zermürbenden öffentlichen Diskussion"

Am Freitag war bekanntgegeben worden, dass der bisherige Eigentümer Nicolas Berggruen die Kette an die Signa-Holding abgibt. Das Bundeskartellamt muss dem Deal noch zustimmen. Arbeitnehmervertreter forderten den neuen Eigentümer dazu auf, das Zukunftskonzept zu präsentieren und zeigen, dass er gewillt sei, ausreichend in das Unternehmen zu investieren.

Der Geschäftsführer der Signa Retail GmbH, Wolfram Keil, hatte am Freitag mitgeteilt: Wichtigstes Ziel sei es jetzt, dass im Warenhauskonzern Ruhe einkehre und die nächsten Schritte einer tragfähigen Sanierungsstrategie zügig beraten, verabschiedet und umgesetzt würden. Karstadt müsse "raus aus den Medien und der zermürbenden öffentlichen Diskussion", erklärte Keil.

Aufsichtsratschef Stephan Fanderl hatte schon vor einem Monat einen harten Sanierungskurs angekündigt: Alles müsse bei Karstadt auf den Prüfstand gestellt werden. Das Unternehmen mache sich "berechtigte Sorgen um die Profitabilität" von mehr als 20 Warenhäusern, hatte Fanderl der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt. Konkrete Schließungsbeschlüsse gebe es aber noch nicht.

Berggruen räumte Fehler ein

Der Deutsch-Amerikaner Berggruen hatte Karstadt 2010 für den symbolischen Preis von einem Euro aus der Insolvenz übernommen. Nun verkauft er die Kette für einen Euro an Benko. In der "Bild" (Samstag) räumte Berggruen Fehler im Management von Karstadt ein. Gleichzeitig wies er allerdings Vorwürfe zurück, sich am Unternehmen bereichert zu haben. "Fakt ist: Karstadt war für uns kein gutes Geschäft, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch mit Blick auf meinen Ruf in Deutschland", meinte er. Mit seinem Komplettausstieg wolle er den Weg für einen Neuanfang freimachen. "Alle wissen, dass es so nicht weitergehen kann", sagte er.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

A handout picture shows Austrian property investor Benko
Österreich

Benko erhält grünes Licht für Karstadt-Übernahme

Der Tiroler Investor übernimmt alle 88 Karstadt-Warenhäuser. Sein Vorgänger Berggruen betont, er wollte "Karstadt als Ganzes erhalten".
GERMANY AUSTRIA KARSTADT BENKO
International

Karstadt: Interimschef geht - Signa-Mann Keil soll kommen

Der neue starken Mann beim Warenhaus-Konzern soll der Sanierer Wolfram Keil werden, berichtete das deutsche "Manager Magazin".
Clock showing one minute to noon is seen at a warehouse of the German department store chain Karstadt in Hamburg
International

Benko rührt bei Karstadt kräftig um

Der neue Eigentümer der maroden Kaufhauskette, René Benko, will angeblich in deren Sanierung investieren. Als Retter sieht er sich aber nicht. Schließungen stehen bevor.
Benko übernimmt Karstadt
International

Karstadt gehört jetzt René Benko

Der glücklose Karstadt-Retter Nicolas Berggruen überlässt der Signa-Holding des Tiroler Immobilieninvestors René Benko das Feld. Bedeutet das die Zerschlagung der Kaufhauskette?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.