Lampedusa: 18 Leichen an Bord eines Schlauchbootes

Archivbild: Ankunft in Lampedusa.
Archivbild: Ankunft in Lampedusa.(c) REUTERS
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73 Flüchtlinge konnten von dem Boot gerettet werden, acht gelten noch als vermisst. Seit Freitag sind 3500 Migranten in italienischen Gewässern gerettet worden.

Eine neue Flüchtlingstragödie hat sich vor Lampedusa abgespielt. Rettungseinheiten der italienischen Marine haben südlich von Lampedusa die Leichen von 18 Migranten geborgen, die sich an Bord eines Schlauchbootes befanden. Weitere 73 Personen konnten gerettet werden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.

Das Schiff der italienischen Marine "Sirio", das sich an der Aktion zur Flüchtlingsrettung im Mittelmeer beteiligt, hatte das in Seenot geratene Schlauchboot 120 Seemeilen von Lampedusa entfernt gesichtet und war den Flüchtlingen zur Hilfe geeilt. Das aus Libyen abgefahrene Boot mit Migranten, die mehrheitlich aus Senegal und Mali stammen, hatte einen Motorschaden. Als die Rettungsmannschaften der Marine das Boot erreichten, wurden die 18 Leichen entdeckt. Überlebende berichteten, dass sich insgesamt 99 Menschen Bord des Bootes befanden. Dies bedeutet, dass noch weitere acht Flüchtlinge vermisst sind, bisher wurden keine weiteren Leichen im Meer gesichtet. Die Überlebenden sollen noch am Sonntag in der sizilianischen Hafenstadt Pozzallo eintreffen.

"Massive Flucht nicht nur italienische Angelegenheit"

Der italienische Innenminister Angelino Alfano richtete inzwischen erneut einen dringenden Appell an die EU für einen gesamteuropäischen Einsatz im Umgang mit der Flüchtlingswelle. "Die massive Flucht von Menschen vor Krieg und Verfolgung sind nicht nur eine italienische Angelegenheit. Die Migranten wollen nach Europa", sagte Alfano in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Sonntag.

Seit Oktober garantiere Italien im Rahmen des Kontrollprogramms "Mare Nostrum" die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. Das Land könne jedoch nicht länger allein die Last dieser Mission tragen, die neun Millionen Euro im Monat koste. Alfano warnte auch vor der Gefahr, dass sich Terroristen unter den Flüchtlingen befinden, die in Italien eintreffen. "Es ist uns klar, dass Italien der Gefahr des islamistischen Terrorismus ausgeliefert ist. Daher haben wir die Sicherheitsvorkehrungen drastisch gestärkt", so Alfano.

116.000 Flüchtlinge seit zwölf Monaten

Italien ist mit einer Flüchtlingswelle ohne Ende konfrontiert. Seit Freitag trafen 3500 Migranten auf Sizilien ein. So gingen am Sonntag 215 Menschen an Bord des Marine-Schiffes "Fenice", davon 55 Frauen und 38 Minderjährige. In der süditalienischen Stadt Reggio Calabria traf ein Schiff der Marine mit 1.373 Migranten ein. An Bord befand sich auch die Leiche eines Flüchtlings, der laut der Marine von einem Schlepper totgeschlagen wurde. In den vergangenen zwölf Monaten erreichten 116.000 Flüchtlinge nach dem Überqueren des Mittelmeeres die Küste Italiens.

Vor der Küste Libyens war am Samstag ein kleines Holzboot mit bis zu 200 afrikanischen Flüchtlingen gesunken. Die örtliche Küstenwache habe 16 von ihnen gerettet, sagte ein Sprecher der libyschen Marine. Die Suche nach den anderen Passagieren laufe noch. Es wird aber befürchtet, dass sie ertrunken sind.

(APA)

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