Der Tiger, der auf der Mauer wanderte

Klaus Storn, Hausbesitzer im zweiten Bezirk, lässt sein Haus von Street-Artists besprühen.

Wien. Liegt es am mittlerweile verurteilten Sprayer Puber, der Wien eine Zeit lang drangsaliert hat, dass Graffiti und Street-Art im Allgemeinen mehr ins Gespräch gekommen sind? Oder ist es einfach ein Zeichen der Zeit? Die Wiener Sprayer dürften sich jedenfalls freuen, mittlerweile passiert es immer häufiger, dass Hausmauern den Sprayern für ihre Werke zur Verfügung gestellt werden.

Ein großes Projekt läuft derzeit in der Großen Schiffgasse 6 im zweiten Bezirk. Dort hat Hausmiteigentümer Klaus Storn (das Haus ist in Familienbesitz) einen Teil der Außenfassade, die Wände im Innenhof und die Tiefgarage ausgewählten Sprayern zu Verfügung gestellt.

„Mir gefällt diese Art von Kunst einfach, ich bewundere das“, sagt Storn, der auch regelmäßig am Donaukanal entlangspaziert, um sich die Arbeiten dort anzusehen. Schon früher hätte er die Wände der Tiefgarage dem Magistrat für ein Jugendprojekt angeboten. „Sie waren zwar begeistert, haben sich aber nie wieder gemeldet.“

Nun hat sich ein neues Projekt aufgetan. Sein Sohn ist mit Nychos, Wiens bekanntestem Street-Artist, befreundet, der nun eine Mauer im Innenhof gestaltet hat. Ein übergroßer Tiger wandert die Wand hinab. Daneben ist bereits ein Werk der Sprayerin Lauren YS zu sehen.

Weitere sollen folgen. Denn Storn hat sich mittlerweile mit Sebastian Nowak, dem Chef des gegenüberliegenden Sprayergeschäfts Spray Chilled, zusammengetan. In einem Open Call hat Nowak Sprayer für diverse Hausflächen gesucht – unter anderem für die grauen Wände des Erdgeschoßes. „Aber auch im Hausflur sind Graffiti theoretisch möglich“, sagt Storn. Gesprayt wird, was gefällt – und worauf sich alle einigen können. (win)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2014)

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