Schulbeginn ist überall ein bisschen anders

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Einblicke in den ersten Schultag, der in manchen Kulturen emotional, in anderen dagegen sehr nüchtern begangen wird.

Blumen für die Lehrer am "Tag des Wissens"

Blumen, Musik und festliche Kleidung. Der Schulbeginn in Russland am 1. September ist ein wichtiger Feiertag, nicht nur für die Taferlklassler. Die älteren Jahrgänge rezitieren Gedichte, Lieder werden gesungen. Die Erstklässler sitzen in festlicher Kleidung, die Buben mit Schlips, die Mädchen im Rock und mit weißen Schleifen im Haar, gemeinsam mit ihren Eltern im Publikum. Statt einer Schultüte tragen die Kinder einen Blumenstrauß als Geschenk für ihre Lehrerin mit sich. Höhepunkt der Feier ist das erste Klingelzeichen, „Pervij Swonok“. Bereits zu Zeiten der UdSSR wurde der „Tag des Wissens“, wie der 1. September in Russland heißt, derart zelebriert. Die Einschulung hat jedoch auch ihren Preis. Denn die Ausrüstung für die Schüler kostet umgerechnet mehrere hundert Euro. Ein Betrag, der bei einem Durchschnittslohn von rund 500 Euro für viele Eltern nicht allzu leicht zu stemmen ist. Beatrice Bösiger, Moskau

Die Schule beginnt praktisch schon im Kindergarten

In Japan beginnt das Schuljahr am 1. April. Die Einschulung haben die Erstklässler also bereits hinter sich, wenn sie jetzt nach sechs Wochen Sommerpause wieder zum Unterricht antreten. Zum ersten Schultag im Frühjahr bekamen sie praktische Dinge wie Ranzen, GPS-Handys und vor allem Geld, jetzt nach der Pause gar nichts. Sachlich fallen auch die Zeremonien zur Schuleinführung aus. Die Sechsjährigen treten in Reih und Glied an, der Direktor stellt die Lehrer vor, teilt die Klassen ein und stimmt die Neuschüler fast schon militärisch auf den kommenden Lebensabschnitt ein, den viele westliche Beobachter als „permanente Examenshölle“ bezeichnen. Die Lernlaufbahn beginnt für die meisten Japaner im Kindergarten, der den Kleinen nach westlichen Maßstäben ein immenses Pensum abverlangt. Und ihr Abschneiden dabei entscheidet darüber, welche Schule sie danach besuchen dürfen. Angela Köhler, Tokio

Ein Tag der offenen Tür und Konfetti von der Lehrerin

Schultüten gibt es in den USA nicht – das heißt aber nicht, dass die Einschulung ohne Zeremoniell über die Bühne geht. Am Freitag vor dem ersten Schultag (üblicherweise der erste Dienstag im September) gibt es einen Tag der offenen Tür, an dem die Kinder ihre künftigen Lehrer und Klassenzimmer kennenlernen können. Eine schrittweise Gewöhnung an die Schule, wie sie in Österreich mancherorts propagiert wird, gibt es in den USA allerdings nicht. „Die Kinder sollten vom ersten Tag an ihre Routine haben“, sagte eine Lehrerin zu Bekannten des Korrespondenten der „Presse am Sonntag“. Dafür bemühen sich viele Lehrkräfte liebevoll darum, so schnell wie möglich eine persönliche Beziehung zu ihren Schülern aufzubauen. Der Sohn der Bekannten erhielt etwa vorab ein Kuvert, das er erst in der Nacht vor dem ersten Schultag öffnen durfte. Darin war ein Gedicht, das ihm seine Eltern vor dem Einschlafen vorlesen sollten, Konfetti und die Notiz von der Lehrerin, dass sie ebenfalls ein paar Konfetti zur Feier des Kennenlernens in die Luft werfe. Oliver Grimm, Washington

Feiern mit den Erstklässlern und ihren Eltern

In der Türkei beginnt das Schuljahr für rund 18 Millionen Grund-, Mittel- und Oberschüler am 15. September. Traditionell veranstalten die Schulen am ersten Schultag Feierstunden, zu denen die Eltern der Erstklässler eingeladen sind. Seit zwei Jahren ist eine Reform in Kraft, mit der die Schulpflicht auf zwölf Jahre ausgedehnt wurde. Regierungsgegner kritisieren eine Begünstigung religiöser Mittel- und Oberschulen. Mädchen und Buben werden in der säkularen Republik gemeinsam unterrichtet; die lange vorgeschriebenen Schuluniformen wurden vor zwei Jahren abgeschafft. Und Mitglieder der anerkannten religiösen Minderheiten – Griechen, Armenier und Juden – können in der Türkei eigene Schulen besuchen. Susanne Güsten, Istanbul

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2014)

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