Auch Amazon greift Apple an

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Auch Amazon greift Apple anBloomberg
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Apple baut wie Amazon einen Bezahldienst auf. Just einen Tag vor Präsentation des neuen iPhone senkte Amazon nun den Preis für sein eigenes Smartphone drastisch.

Wien. Am Dienstagabend war es so weit. Der US-Elektronikkonzern Apple stellte sein in der Branche mit viel Spannung erwartetes iPhone 6 vor. Im Vorfeld standen dabei vor allem die erwarteten technischen Änderungen wie die Vergrößerung des Displays auf 4,7 Zoll bzw. 5,5 Zoll bei der sogenannten Large-Version im Mittelpunkt des Interesses. Damit ziehen die Kalifornier jedoch nur mit ihren asiatischen Konkurrenten gleich. Die wirklichen Innovationen liegen auf einer anderer Ebene - etwa beim neuen Bezahldienst von Apple, der mit dem neuen iPhone kommt.

Wie berichtet will der Konzern seine Smartphones zu einer elektronischen Geldbörse aufrüsten. Konkret verfügt das neue iPhone über einen sogenannten NFC-Chip. Damit können Daten über kurze Distanzen ausgetauscht werden. Dies ermöglicht es, in Geschäften nur durch das Darüberziehen des Chips an einem Terminal zu bezahlen. Als Partner nannte Apple die großen Kreditkarten-Konzerne Mastercard, Visa und American Express. Auch diese NFC-Technologie ist nicht neu - sie wird in Österreich etwa bereits bei den neueren Bankomatkarten verwendet. Allerdings trauen viele Beobachter gerade Apple zu, das mobile Zahlen zu einer Erfolgsgeschichte zu machen.

Neue Konkurrenz

Der Elektronikkonzern steigt damit in ein neues Geschäftsfeld ein - und trifft dort auf neue Konkurrenten. Etwa Amazon. Der weltgrößte Online-Händler hat bereits seit Längerem den Ausbau des Bezahldienstes auf seiner Agenda. Grund dafür ist nicht zuletzt die Stärke des Unternehmens in diesem Bereich. So soll Amazon über die Kreditkartendaten von 230 Millionen Menschen verfügen. Schon jetzt bietet die Firma daher anderen Online-Händlern an, dass Kunden, die ihre Kreditkartendaten bei Amazon hinterlegt haben, Zahlungen über einen einfachen „Bezahlen über Amazon"-Button abwickeln können. Aber auch im stationären Handel will Amazon stärker Fuß fassen. Seit August wird in den USA Händlern bereits ein Terminal für Kartenzahlungen angeboten, das sowohl bei Anschaffung als auch bei Nutzung wesentlich günstiger als die Angebote der Konkurrenz kommt. Apple tritt mit seinem eigenen Bezahlsystem nun direkt in Konkurrenz zu Amazon.

99 Cent statt 200 Dollar

Doch auch Amazon tritt die Attacke in die Gegenrichtung an. Schon im Juli brachte der Konzern in den USA sein eigenes Fire Phone auf den Markt. Anfang der Woche - just einen Tag vor der Präsentation des iPhone - erklärte Amazon nun, dass der Start in Europa noch im September erfolgen und gleichzeitig auch der Preis dies- und jenseits des Atlantiks von 200 Dollar auf 99 Cent gesenkt würde. Dieser Preis gilt zwar nur in Verbindung mit einem Vertrag bei einem der exklusiv ausgewählten Mobilfunkpartner, dennoch ist er eine Ansage auf dem Smartphone-Markt, bei dem der Preis für neue Geräte sich auch bei Vertragsbindung zunehmend im mittleren dreistelligen Bereich befindet.

Doch Amazon dürfte es wie bei den anderen Amazon-Geräten weniger um den Verkauf der Elektronikartikel als vielmehr um den Verkauf der digitalen Inhalte gehen. „Unsere Gerätestrategie ist es nicht, am ersten Tag alles Geld verdienen zu wollen und zu müssen", so Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber zur „FAZ". Amazon sehe die Geräte als Eingang, über den die Kunden digitale Inhalte direkt im Onlineshop kaufen können. Neue Fire-Phone-Nutzer erhalten automatisch ein Abonnement des kostenpflichtigen Amazon-Dienstes „Prime", über den man auf digitale Bücher, Musik, Filme und TV-Serien zugreifen kann. „Wir sollten Geld verdienen, indem der Kunde das Produkt verwendet, nicht nur, indem er es kauft", sagte Ian Freed, der für das Fire Phone zuständige Manager bei Amazon.

Durch die neuen Geräte verändert sich also auch die Konkurrenzsituation um die digitale Vormachtstellung. Hieß es bisher: Apple gegen Google (und Samsung), dürfte schon bald ein Dreikampf daraus werden. (jaz/ja/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2014)

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