Expansionspläne der "Huffington Post"

PK TELEKOM AUSTRIA GROUP:HUFFINGTON
PK TELEKOM AUSTRIA GROUP:HUFFINGTON(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Arianna Huffington, die Gründerin des US-Nachrichtenportals, kündigte am Dienstag in Wien eine Österreich-Ausgabe an und machte Werbung für ihr Buch "Thrive".

So gut wie geräuschlos betrat Arianna Huffington den Gustav-Mahler-Saal im Hotel Sacher und bahnte sich ihren Weg an den Journalisten vorbei. Solch einen dezenten Auftritt hatte man von einer wie ihr nicht erwartet. Dass Huffington von vielen als Star gesehen wird, merkte man in Wien an den durchaus weit gereisten Journalisten aus Bulgarien und Serbien gekommen waren.
Am Dienstagabend sprach Huffington beim „Future Talk“ der Telekom im Semperdepot unter dem Motto "Brave News World" über ihre Vorstellung von der Zukunft der Medien – ein paar Stunden davor stellte sie sich bei einer Pressekonferenz den Fragen der Journalisten und hielt eine Mini-Minifassung ihrer abendlichen Rede. Der Journalismus der 2005 gegründeten „Huffington Post“, die es mittlerweile in elf Ländern gibt, stelle den Leser in den Mittelpunkt.

Die Medien der Zukunft sieht sie daher – wenig überraschend – ganz ähnlich wie ihre „HuffPo“, als Hybrid zwischen traditionellem Journalismus und einer Plattform für den Nutzer, „wo seine Stimme gehört wird“. Wenn sie betont, es werde in Zukunft „viele verschiedene Geschäftsmodelle“ im Journalismus geben, dann ist das auch eine Botschaft an traditionelle Verleger, die sie nicht mit aggressiver Ellbogentaktik verschrecken will. Nein, außerhalb ihrer Heimat USA sucht sie sogar aktive Partnerschaften mit Verlagen. Die vor einem Jahr gegründete „HuffPo“ Deutschland wird gemeinsam mit dem „Focus“ des Burda-Verlags betrieben, die italienische Ausgabe mit der Zeitung „L'Espresso“, die französische mit der Zeitung „Le Monde“.

Huffington: „I'm a greek girl“

Prompt wollte in Wien einer der Journalisten aus Bulgarien wissen, wann es eine „HuffPo“ in seinem Land geben werde. Sie gab zwar keine Antwort – munterte ihn aber auf: Man werde ständig weiter expandieren, als Nächstes, noch im November, in ihre Heimat Griechenland. „You know, I'm a greek girl“, sagte sie, und: „Sie sehen also, wir kommen Bulgarien immer näher.“ Zwischendurch, fast hätte man es überhört, sagte sie: „Wir hoffen, auch in Österreich zu starten.“ Eine Ankündigung, die vermutlich mehr Höflichkeit als ernst gemeintes Vorhaben war. Im Interview erklärte sie später, die Expansion in kleinere Länder wie Österreich sei durchaus ernst gemeint. Trotz derselben Sprache wie Deutschland, würde Österreich schließlich über eine eigene Kultur verfügen. Dennoch hat die "HuffPo Austria" derzeit keine Priorität. 


Fragen zu Wirtschaftsdaten wich sie mit dem Hinweis aus, dass das Unternehmen seit 2011 dem Internetanbieter AOL gehöre, und der veröffentliche keine Gewinnzahlen seiner Unternehmen. Aber freilich wachse der Ertrag der „HuffPo“ jedes Jahr. Weniger gern spricht sie darüber, dass ein großer Teil der Blogger, der für die Webseite arbeitet, nicht bezahlt wird. 

Das Geschäftsmodell der „HuffPo“ soll jedenfalls in allen Ländern gleich sein: Gratis und werbefinanziert. Dabei experimentiere man mit verschiedensten Werbeformen wie Native Advertising und gesponserten Bereichen. Qualitätsunterschiede in den unterschiedlichen „HuffPo“-Ländern sieht sie nicht. Alle würden die gleichen Qualitäts- und Transparenzstandards anwenden. Dass die deutsche Ausgabe anders als die US-Ausgabe keinen investigativen Journalismus mache, erklärte sie damit, dass das Team noch sehr klein sei und erst ein Jahr existiere.

Kurz und bündig verlief die Presserunde, aber Huffington Bot an, wer immer ergänzende Fragen habe, solle sich unter ihrer E-Mail-Adresse melden, die sie coram publico ansagte. Es wird wohl nicht die einzige digitale Postadresse sein, die sie hat. Dass sie liebt, was sie tut, hätte sie nicht eigens erwähnen müssen. Mit ihren 64 Jahren habe sie jedenfalls noch nicht über die Pension nachgedacht.

Vor ihrem Auftritt am Abend traf Huffington eine Runde von Chefredakteuren aus Österreich. Dort sollen ihr einige erklärt haben, dass man in Österreich (noch) nicht Geld mit rein werbefinanziertem Onlinejournalismus verdienen würde. Arianna Huffington soll das nicht so richtig verstanden haben. 

Korrekturen:

In einer früheren Version des Artikels wurde das Gründungsjahr der "Huffington Post" irrtümlich mit 2007 angegeben. Das war das Jahr, in dem Arianna Huffington einen Kollaps erlitt. 2005 gründete sie das Nachrichtenportal. 

(Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.