Hochrechnungen: Boliviens Präsident Morales im Amt bestätigt

Evo Morales wurde mit überragender Mehrheit im Amt bestätigt
Evo Morales wurde mit überragender Mehrheit im Amt bestätigt(c) APA/EPA/MARTIN ALIPAZ (MARTIN ALIPAZ)
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Der Linkspopulist erreichte am Sonntag mehr als 60 Prozent der Stimmen für seine dritte Amtszeit.

Boliviens Staatschef Evo Morales ist bei der Präsidentenwahl laut Hochrechnungen mit überragender Mehrheit im Amt bestätigt worden. Wie Medien unter Berufung auf mehrere Umfrageinstitute berichteten, wurde der Linkspopulist am Sonntag mit mehr als 60 Prozent für eine dritte Amtszeit gewählt und landete damit rund 40 Prozentpunkte vor seinem nächsten Rivalen.

Den Umfrageinstituten Ipsos und Mori zufolge gewann Morales alle Regionen mit Ausnahme des nordöstlichen Departementos Beni. Sein nächster Herausforderer, der Zementmogul Samuel Doria Medina, landete weit abgeschlagen hinter ihm. Auch im Kongress, der ebenfalls am Sonntag neu gewählt wurde, kann Morales den Hochrechnungen zufolge mit einer starken Mehrheit rechnen. Nach Bekanntwerden der Zahlen strömten tausende Anhänger Morales' in der Hauptstadt La Paz zum Präsidentenpalast, um seine Siegesrede zu hören.

"Dies ist der Triumph der Anti-Kolonialisten und Anti-Imperialisten", sagte Morales in der Rede. Er widmete seinen Sieg dem kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro, dem verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez und allen "anti-imperialistischen und anti-kapitalistischen Führern". Morales war 2006 als erster indigener Politiker an die Spitze eines lateinamerikanischen Staates gewählt worden und hat sich seither mit tief greifenden Reformen und scharfer Kritik an der US-Außenpolitik einen Namen gemacht.

Seine Regierung hat die Öl-, Gas-, Wasser-, Bergbau- und Telekommunikationssektoren verstaatlicht und die Sozialhilfe für Kinder, Ältere und Schwangere deutlich ausgebaut. Zudem hat er die Rechte indigener Gruppen gestärkt, denen 65 Prozent der Bevölkerung angehören. Anders als von vielen Ökonomen vorhergesagt führten die Reformen nicht zum Kollaps, sondern brachten dem verarmten Andenstaat kräftige Wachstumsraten. Im vergangenen Jahr waren es 6,8 Prozent, dieses Jahr werden fünf Prozent erwartet.

   Den Hochrechnungen zufolge könnte Morales' Bewegung zum Sozialismus (MAS) 111 der 130 Sitze des Abgeordnetenhauses erobern und 25 der 36 Mandate im Senat, die zur Wahl standen. Wird der Sieg von Morales bestätigt, wird der 54-Jährige bis Jänner 2020 im Amt bleiben können. Laut der neuen Verfassung von 2009 sind zwar nur noch zwei Amtszeiten zugelassen, doch urteilte das Verfassungsgericht im vergangenen Jahr, dass Morales' erste Amtszeit von dieser Regel ausgenommen ist.

   Die Studentin Sonia Tika in der Stadt Santa Cruz sagte, sie habe für Morales gestimmt, weil er "gute Dinge" getan habe. "Er hat Straßen gebaut, uns Computer gegeben und Essensmarken. Alles, wonach das Volk verlangt, gibt er", sagte sie. In La Paz war die ganze Stadt von Postern mit dem Slogan "Mit Evo geht es uns gut" gepflastert. Die Wahlwerbung der Opposition war dagegen kaum zu sehen. Laut Beobachtern gelang es ihr insgesamt nicht, eine eigene Vision für das Land zu präsentieren.

(APA/AFP)

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