Serbien: "Eine politische Provokation"

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Serbischer Außenminister Dacic sagte, die Verwicklung des Bruders des albanischen Premiers in den Abruch des EM-Qualifikationsmatchs sei besonders problematisch.

Der serbische Außenminister Ivica Dacic hat den Zwischenfall beim EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien am Dienstagabend als eine "im Voraus geplante politische Provokation" bezeichnet. Serbien trage keine Verantwortung für den Abbruch des Fußballmatches in Belgrad.

Nach den Worten des serbischen Außenministers ist besonders problematisch, dass der Zwischenfall von einem Bruder des albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama ausgelöst worden sei. "All dies hat dem ganzen Ereignis eine politische Dimension verliehen", erklärte Dacic gegenüber der Tageszeitung "Blic". Unter den Zuschauern des Matches in Belgrad war auch der serbische Präsident Tomislav Nikolic.

Olsi Rama wieder auf freiem Fuß

Der Bruder des albanischen Regierungschefs, Olsi Rama, hatte nach Angaben des serbischen Innenministeriums von seiner VIP-Loge aus eine Drohne mit einer Flagge "Großalbaniens" auf das Spielfeld fliegen lassen. Der Zwischenfall in den Schlussminuten der ersten Halbzeit sorgte für gewaltsame Ausschreitungen im Stadion. Es kam zu einem Handgemenge zuerst unter Spielern, nachdem ein serbischer Spieler die Flagge an sich nahm. Auch einige Zuschauer stürmten auf den Platz und griffen vereinzelt albanische Spieler an. Die brisante Partie, zu der keine albanischen Fans zugelassen waren, wurde schließlich beim Stand von 0:0 abgebrochen.

Der nach dem Zwischenfall zunächst festgenommene Rama, der Medienberichten zufolge auch einen US-Reisepass besitzt, wurde kurz danach freigelassen und konnte zusammen mit der Mannschaft nach Tirana zurückkehren. In Belgrader Justizkreisen wurde dies mit dem seit gut einem Monat anhaltenden Anwältestreik erläutert, weshalb Rama nicht in Gewahrsam genommen werden konnte.

Gespannte Lage in Mitrovica

Gespannt war die Lage gleich nach dem Abbruch des Matches auch in der geteilten nord-kosovarischen Stadt Mitrovica. Beiderseits der Brücke, die den nördlichen serbischen vom südlichen albanischen Stadtteil trennt, versammelten sich junge Serben und Albaner. Zu Zwischenfällen kam es laut dem lokalen Polizeichef nicht.

Unter verstärktem Polizeischutz wurde in der Nacht Medien zufolge auch die serbische Botschaft in Tirana gestellt, wo sich kurz nach dem Abbruch des Fußballspiels albanische Schlachtenbummler versammelten. Der Zwischenfall im Stadion erfolgte wenige Tage vor dem erwarteten ersten Besuch Edi Ramas in Belgrad in der kommenden Woche. Es handelt sich um den ersten Besuch eines albanischen Regierungschefs in der serbischen Hauptstadt seit 1947.

(APA)

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