Andy Murray als Investition in die Zukunft

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Turnierdirektor Herwig Straka möchte das Event in der Wiener Stadthalle weiter wachsen lassen. Die Verpflichtung des britischen Superstars sieht er als Signal.

Wien. Einen Spieler seines Kalibers hatten Tennisfans in Österreich schon lange Zeit nicht mehr serviert bekommen. Um Andy Murray tatsächlich in die Wiener Stadthalle zu lotsen, musste Turnierdirektor Herwig Straka das Portemonnaie weit öffnen, weiter als ursprünglich geplant. Denn ein Andy Murray, seines Zeichens zweifacher Grand-Slam-Champion und Wimbledon-Sieger, hat seinen Preis. Roger Federer und Rafael Nadal führen, obwohl nicht mehr am Thron sitzend, die Liste der Spieler mit dem höchsten Marktwert immer noch an. Von einer Million Dollar Startgeld ist die Rede, erst mit etwas Respektabstand folgt die derzeitige Nummer eins der Welt, Novak Djoković, dahinter Murray.

„Wir haben heuer weit mehr ausgegeben als budgetiert“, sagt Straka im Gespräch mit der „Presse“. Genaue Zahlen sind tabu, „aber Murray hat uns etwas unter einer halben Million Euro gekostet“. Und in diesem Fall wurde schon fleißig um den Preis gefeilscht. „Mehr konnten wir nicht zahlen.“ Thomas Johansson, Turnierdirektor des parallel stattfindenden Events in Stockholm, hätte den Schotten sogar mit noch mehr Taschengeld gelockt, doch die über Jahre zum Management gepflegten Kontakte und der ausgezeichnete Ruf des Wiener Turniers hatten letztlich den Ausschlag zu Gunsten der Bundeshauptstadt gegeben. Dass mit David Ferrer ein zweiter, um deutlich weniger Geld zu verpflichtender Topstar Österreich beehrt, „ist kurzfristig zustande gekommen“. Denn Ferrer benötigt ebenso wie Murray noch dringend Punkte, um sich für die ATP World Tour Finals der acht besten Spieler des Jahres zu qualifizieren.

Politisches Bekenntnis

Die Durchsicht des diesjährigen Starterfeldes erfüllt Straka mit Stolz. „Die mit uns konkurrierenden Turniere in Stockholm und Moskau hatten mir schon wegen des fehlenden Superstars ihr Beileid ausgesprochen“, erinnert der Steirer, der die Geschicke in der Stadthalle seit 2009 leitet. Die Ausgaben für Murray seien zwar unmöglich zu refinanzieren, Straka jedoch wollte ein klares Zeichen setzen. „Ich sehe seine Verpflichtung auch als Investition in die Zukunft.“ In dieser soll die Stadthalle eine gewichtigere Rolle auf der Tour spielen. Momentan stellt Wien ein Turnier der Kategorie „250“, angestrebt wird eine Aufwertung auf „500“. Realistisch erscheint dies nach 2018, dann könnte die ATP neue Lizenzen vergeben oder Umverteilungen vornehmen.

Um dieses Vorhaben tatsächlich zu realisieren, müsste auch die Politik mitspielen. Seitens der Stadt Wien erkennt Straka positive Signale, aber der Bund sei „eine Enttäuschung“. Dem Steirer fehlt ein klares Bekenntnis. „Es müsste jemand aufstehen und sagen: Okay, wir unterstützen Tennis und dieses Turnier, selbst wenn sich Kletterer und Kanuten dann darüber aufregen, 5000 Euro weniger zu bekommen. Aber es kann nicht die Aufgabe der Politik sein, alles zu fördern.“ Das momentane Arbeitsverhältnis könne man als „mühsam“ bezeichnen. Das jüngste Beispiel belege dies. „Der Sportminister fährt am Freitag lieber zum Spatenstich nach Hochfilzen anstatt in die Stadthalle zu kommen. An diesem Punkt ist meine Toleranz zu Ende. Wir haben derzeit Tennis-Weltstars in Wien, da kann im internationalen Vergleich jedes Ski-Event einpacken. “

AUF EINEN BLICK

Herwig Straka fungiert seit 2009 als Turnierdirektor des ATP-Events in der Wiener Stadthalle. Der Steirer strebt nach einer Aufwertung des Turniers, realistisch erscheint dies ab 2019. Dafür nötig ist allerdings die Unterstützung von Stadt und Bund. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Tennissport und dem Turnier in Wien.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2014)

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