Roosevelt schuf das Land der Hauseigentümer

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Knapp zwei Drittel der Amerikaner sind Eigentümer ihres Heims. Der US-Häusermarkt wandelt sich aber seit der Finanzkrise tiefgreifend. Vor allem junge Menschen wohnen aus Not immer öfter zur Miete.

Nur dank einer enormen sozialpolitischen Intervention sind die USA zum Land der Hauseigentümer geworden – eine Intervention, die zwar Millionen von Familien den Wunsch vom Eigenheim erfüllt, zugleich aber die Rassentrennung in den Städten ebenso verschärft wie die Saat der immer wieder aufplatzenden Immobilienkrisen ausgebracht hat.

Mitten in der Großen Depression legte Präsident Franklin D. Roosevelt die beiden Grundsteine des massenhaften Hauseigentums. Erstens schuf er im Jahr 1933 Home Owners Loan Corporation. Das war eine staatliche Hypothekenbank, die billige und langläufige Kredite an Menschen vergab, die sich das unter den angespannten Bedingungen einer gerade nur mit großer Staatshilfe geretteten Bankenwirtschaft niemals hätten leisten können. Im Jahr darauf schuf Roosevelt die Federal Housing Administration (FHA). Sie vergab ursprünglich selbst keine Darlehen, sondern versicherte private Immobilienkredite. Gegen diese staatliche Ausfallsgarantie verlangten die Banken niedrigere Zinssätze und kleinere Anzahlungen von ihren Kunden.

Diese staatlichen Einrichtungen waren sehr wirksam. Im Jahr 1930 waren nur 30 Prozent der Amerikaner Eigentümer der von ihnen bewohnten vier Wände. Dreißig Jahre später gab es 60 Prozent Hauseigentümer. Unter diese Schwelle ist der Anteil der Home Owners seither nie wieder gesunken; derzeit beträgt er knapp 65 Prozent.


Vertiefte Rassentrennung. Dieser Teil des amerikanischen Traums ist für Schwarze bis heute wesentlich schwerer zu verwirklichen als für Weiße. Während mehr als 70 Prozent der weißen Amerikaner Hauseigentümer sind, beträgt ihr Anteil bei der schwarzen Bevölkerung nur etwas mehr als 40Prozent. Das liegt an jener rassistischen Praxis der FHA, deren Nachwehen bis heute für die tiefe Trennung schwarzer und weißer Viertel in so gut wie allen US-Städten sorgen. Die Planer der FHA schraffierten auf den Stadtplänen „gute“ Gegenden in grün; „gut“ war ein Stadtteil, wenn dort kein einziger Schwarzer wohnte. In roter Farbe waren hingegen die Viertel der Schwarzen markiert – und zwar unabhängig vom dortigen Durchschnittseinkommen oder anderen sozioökonomischen Faktoren; Staatsgarantien für Hypothekarkredite durften hier jahrzehntelang nicht vergeben werden.

Die Finanzkrise von 2008 ging vom Immobilienmarkt aus, und sie hat ihn tief erschüttert. Vor allem junge Amerikaner leben heute angesichts hoher Schulden für die Collegeausbildung, unsicherer Jobaussichten und fehlender Ersparnisse zur Miete. Dass die Immobilienpreise sich wieder erholt haben, ist schön für gegenwärtige Eigentümer – macht den Hauserwerb aber noch teurer.

Daten

1933. US-Präsident Roosevelt gründet die Home Owners Loan Corporation, eine Hypothekenbank. Ein Jahr darauf folgt die Federal Housing Administration, die Kreditgarantien vergibt. Die Zahl der Hauseigentümer verdoppelt sich binnen 30 Jahren.

65 Prozent. So viele Amerikaner sind heute Eigentümer der vier Wände, die sie bewohnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2014)

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