Der Österreicher lag schon nach dem ersten Durchgang in Sölden vor dem US-Amerikaner Ted Ligety, der nach schwerem Fehler weiter zurückfiel.
Neun Jahre hatte es gedauert, bis es wieder einmal einem Österreicher gelang, den Auftakt-Riesenslalom in Sölden zu gewinnen. Marcel Hirscher, der Weltcup-Gesamtsieger der Vorsaison, startete mit einem beeindruckenden Erfolg in die neue Skisaison. Mit einem Vorsprung von 1,58 Sekunden vor dem Deutschen Fritz Dopfer dominierte Hirscher die Konkurrenz. Sein stärkster Gegner, der US-Amerikaner Ted Ligety, musste nach einem schweren Fehler vor dem Flachstück vor dem Ziel alle Ambitionen auf den Sieg aufgeben. Er landete schließlich auf Rang zehn.
"Ich hab's nicht glauben können im Ziel", gestand ein überglücklicher Hirscher nach dem Rennen. Der Weltcup-Titelverteidiger war vor dem Rennen extrem nervös gewesen, erst nach Bestzeit in Lauf eins hatte er sich entspannt gezeigt. "Es war schon lange nicht mehr so anstrengend, ich weiß gar nicht, wo genau ich eigentlich schnell war", sagte Hirscher nach seinem Triumph auf dem Gletscher. "Gott sei Dank schieben die Ski brutal an, da geht echt die Post ab. Das Ganze ist richtig schräg. Ich bin echt befreit, jetzt habe ich eine echte Gaude", sprudelte es aus dem Österreicher heraus.
Hirscher holte mit seinem allerersten Triumph auf dem Rettenbachferner auch seinen zehnten Riesentorlauf-Sieg überhaupt. Einen Tag nach dem Sieg für Anna Fenninger startete damit auch der 25-jährige Salzburger nicht nur perfekt in seine Titelverteidigung, sondern beendete auch zwei Serien. Nach neun Jahren (Hermann Maier 2005) ging die Sieglosigkeit der ÖSV-Herren in Sölden zu Ende, erstmals seit 2002 (Nicole Hosp und Stephan Eberharter) standen Österreicher beim Gletscher-Heimauftakt in beiden Rennen ganz oben.
Nach dem ersten Durchgang des Herren-Weltcup-Riesentorlaufs in Sölden war Marcel Hirscher 19 Hundertstelsekunden vor Ligety gelegen, der dieses Auftaktrennen zuletzt drei Mal in Folge gewonnen hat.
Raich knapp am Podest vorbei
Benjamin Raich landete nach kleinen Fehlern im Steilhang im Ziel nur eine Hundertstelsekunde hinter dem Franzosen Alexis Pinturault auf dem vierten Platz. Der Tiroler war in Sölden noch nie auf dem Podest und verfehlte das Podium denkbar knapp. Die Sympathien des Publikums hatte der 36-jährigen Allrounder aus dem Pitztal jedenfalls auf seiner Seite. Raich hat gezeigt, dass er auch diese Saison wieder in der Weltspitze mitmischen kann und will. "Natürlich wäre es möglich gewesen, eine Hundertstel schneller zu fahren. Aber das hier ist nun mal nicht einer meiner Lieblingshänge, es war trotzdem ein sehr schöner Tag", sagte ein sichtlich zufriedener Raich.
Dank neuer Ski und spezieller Bindungsplatte für unruhige Verhältnisse konnte Hirscher, der über den Sommer deutlich Muskelmasse aufgebaut hat, in Sölden erstmals auch im flachen Streckenteil mit der Konkurrenz mithalten. Gesteckt hatte den zweiten Durchgang der Coach des zweitplatzieren Deutschen Fritz Doper. Es war ein eher unrhythmischer, auf seinen Athleten abgestimmter Lauf. "Bisher ist mir Sölden nicht entgegen gekommen", freute sich der in Innsbruck geborene Fahrer, der es als erster deutscher Herr auf das Sölden-Podest schaffte.
Hirscher, Raich und dann wenig
Hinter Raich und Hirscher konnten die weiteren Österreicher aber nicht überzeugen. Christoph Nösig landete in seiner Comebacksaison auf Rang 19, Philipp Schörghofer war mit Rang 25 nicht zufrieden. Alle anderen Österreicher fielen aus oder konnten sich auf dem Anspruchsvollen Hang nicht für den zweiten Durchgang qualifizieren. Der neue Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher forderte im ORF-Interview dementsprechend mehr Mut und Einsatz bei seinem Team.
Das Herren-Rennen fand im Gegensatz zu jenem der Damen am Vortag bei Prachtwetter statt. Nach dem Wintereinbruch zur Wochenmitte dominierten am Nationalfeiertag über dem Rettenbach-Gletscher Sonne und blauer Himmel. 10.000 Fans verfolgten schon den ersten Durchgang, obwohl wegen eines umgestürzten Feuerwehr-Fahrzeuges die Mautstraße auf den Gletscher lang gesperrt gewesen war.
Weiter geht's im Weltcup Mitte November, in Levi stehen die ersten Slaloms bei Damen (15.11.) und Herren (16.11.) auf dem Programm.
Ergebnis RTL Sölden
1. Marcel Hirscher (AUT) 2:28,09
2. Fritz Dopfer (GER) +01,58
3. Alexis Pinturault (FRA) +02,06
4. Benjamin Raich (AUT) +02,07
5. Victor Muffat Jeandet (FRA) +02,14
6. Davide Simoncelli (ITA) +02,29
7. Marcus Sandell (FIN) +02,67
8. Thomas Fanara (FRA) +02,85
9. Roberto Nani (ITA) +03,00
10. Ted Ligety (USA) +03,02
11. Carlo Janka (SUI) +03,12
12. Justin Murisier (SUI) +03,22
13. Florian Eisath (ITA) +03,30
14. Calle Lindh (SWE) +03,48
15. Kjetil Jansrud (NOR) +03,52
(APA/klepa)
