Die Chronologie der Geiselhaft

253 Tage waren Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner in der Gefangenschaft der al-Qaida im Islamischen Maghreb.

18. Februar: Die Salzburger Individualtouristen Ebner und Kloiber, zuletzt im Süden Tunesiens auf Wüstentour unterwegs, werden als vermisst gemeldet.

22. Februar: Laut späterer Audiobotschaft der Entführer ist dies der Tag der Entführung des Touristenpaares aus der Grenzregion zu Algerien. In der Folge werden die beiden offenbar über Algerien nach Mali verschleppt. Eine algerische Zeitung konkretisiert den Ort der Entführung später mit der Gegend um die touristisch interessanten alten Wohnhöhlen von Matmata.

10. März: Die al-Qaida im Islamischen Maghreb gibt in einer Audiobotschaft bekannt, dass sich die zwei österreichischen Touristen in ihrer Gewalt befinden. Das Wiener Außenministerium richtet einen Krisenstab ein.

11. März: In einer zweiten Botschaft gibt der nordafrikanische Zweig des internationalen Terrornetzwerkes al-Qaida die - korrekten - Passdaten der Geiseln bekannt. Die Mitteilung und sechs zum Teil verfremdete Fotos von Kloiber und Ebner werden über das in Washington ansässige SITE-Institut, das Veröffentlichungen von Terrororganisationen untersucht, bekannt.

13. März: Per Internet stellen die Entführer erstmals konkrete Forderungen: Gegen die Freilassung aller in Tunesien und Algerien inhaftierten Mitglieder der al-Qaida im Islamischen Maghreb würden Kloiber und Ebner freikommen. Den österreichischen Behörden wird eine Frist von drei Tagen gesetzt. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer lehnt "Verhandlungen mit Terroristen" ab.

14. März: Gusenbauer telefoniert mit Libyens Staatschef Muammar Gaddafi, wie das libysche Außenamt mitteilt. Anfang März hatte Tripolis die Freilassung von 50 malischen Soldaten aus Tuareg-Gefangenschaft vermittelt.

16. März: Die Geiselnehmer und die Entführten halten sich nach Angaben des malischen Militärs in der Region Kidal im Norden Malis auf. Der frühere österreichische Botschafter Anton Prohaska reist in die Region. Der erfahrene Diplomat leitet daraufhin als Sondergesandter von der malischen Hauptstadt Bamako aus die Vermittlungsversuche. Am gleichen Tag verlängern die Kidnapper das Ultimatum bis zum 24. März. Medien berichten von einer Lösegeldforderung in Höhe von fünf Millionen Euro. Außerdem sollen die Entführer die Freilassung von zehn islamistischen Anführern aus tunesischen und algerischen Gefängnissen gefordert haben.

24. März: Auch die zweite Frist verstreicht. Die Entführer der beiden Salzburger verlängern ihr Ultimatum nach Angaben des SITE-Instituts bis 6. April. Das Wiener Außenamt bestätigt dies nicht.

Anfang April: Laut SITE fordert die al-Qaida im Islamischen Maghreb die Freilassung des wegen islamistischer Drohvideos verurteilten Wiener Ehepaars. Außerdem verlangen die Entführer demnach den Abzug der vier österreichischen Bundesheer-Soldaten, die im Rahmen der Friedenstruppe ISAF in Afghanistan eingesetzt sind. Regionale Medien berichten etwa zur selben Zeit, ein Vermittler in der Geisel-Affäre sei erschossen worden.

6. April: Das kolportierte dritte Ultimatum verstreicht.

Anfang Juni: Außenministerin Plassnik reist in die Region. Mit der zunächst geheim gehaltenen und nur wenige Stunden dauernden Visite in Algerien und Mali wollte sie "durch persönliche Gespräche auf höchster Ebene die Wichtigkeit dieses österreichischen Anliegens neuerlich unterstreichen", so Plassnik.

6. Juni: Satelliten-Telefonat Ebners mit Verwandten in englischer Sprache. Das Außenministerium bestätigt später ein Telefon-Gespräch und nennt es ein "unzweideutiges Lebenszeichen". Es folgen Medienberichte über einen möglicherweise dramatischen Gesundheitszustand von Ebner, was das Außenamt aber nicht bestätigt.

28. Juni:
In der algerischen Hauptstadt Algier findet ein Treffen zwischen Vertretern der Tuareg-Rebellen und der malischen Regierung statt. Die Verhandlungen sollen zu einer Wiederaufnahme des Friedensprozesses führen.

1. Juli:
Die "New York Times" veröffentlicht ein Interview mit dem Kopf der al-Qaida im Islamischen Maghreb, Abdelmalek Droukdel. Darin brüstet sich Droukdel unter anderem mit der Entführung der Österreicher und verspricht eine Ausweitung des Dschihad (Heiliger Krieg) in der Region.

22. August: Die Geiselhaft der beiden Salzburger dauert bereits ein halbes Jahr. "Die Hoffnung stirbt zum Schluss. Man weiß definitiv, dass sie am Leben sind" , sagte Ebners Sohn Bernhard.

11. September: Die "Kronen-Zeitung" berichtet, die beiden Sahara-Geiseln Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber könnten gegen eine Lösegeldzahlung in Höhe von fünf Mio. Euro noch vor den Nationalratswahlen am 28. September frei kommen. Seitens des Außenministeriums in Wien wurde der Bericht dementiert.

31. Oktober:
Die Nachrichtenagentur Reuters meldet kurz nach 14.00 Uhr die Freilassung der beiden Salzburger. Wenige Minuten später wird die Meldung von Außenministerin Ursula Plassnik bestätigt.

(APA)

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