Automarkt: BMW zieht die Notbremse

(c) AP (Christof Stache)
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Der Autobauer kündigt weitere Einschnitte bei der Produktion und beim Personal an.

München/Wien (ag./cim). Nach einem drastischen Gewinneinbruch im dritten Quartal zieht BMW die Notbremse: Die bereits gedrosselte Produktion wird weiter heruntergefahren, die Mitarbeiter müssen länger in Zwangsferien. Auch ein weiterer Personalabbau sei möglich, sagte BMW-Chef Norbert Reithofer.

Das Gewinnziel für 2008, das bereits im Sommer heruntergeschraubt wurde, gelte nicht mehr, ebenso der geplante Rekordabsatz. Für das Gesamtjahr 2008 oder für 2009 sei nun „keine seriöse Aussage zur weiteren Geschäftsentwicklung möglich“, so der BMW-Chef, weil die „Krise alles übertrifft, was wir bisher kennen“.

Nochmal 40.000 Autos weniger

Weniger verkaufte Modelle, höhere Rücklagen für gesunkene Restwerte von Leasingfahrzeugen, gestiegene Rohstoffkosten und der schwache Dollar ließen den Gewinn im dritten Quartal unterm Strich um fast zwei Drittel auf 296 Mio. Euro schrumpfen, der Umsatz brach um neun Prozent ein.

Für das laufende Jahr will BMW die Produktion in den Werken noch stärker einschränken. Statt wie bisher angekündigt 25.000 Autos weniger zu bauen, soll die Kapazität um 65.000 Fahrzeuge gekürzt werden. Bis Jahresende soll der geplante Abbau von 8100 Stellen abgeschlossen sein, davon sind 5000 Zeitarbeiter betroffen.

Reithofer schließt einen weiteren Abbau nicht aus. BMW wolle dabei weiter „flexible Instrumente“ nutzen, etwa Arbeitszeitkonten und die Zahl der Zeitarbeiter. Auch kürzere Schichten seien denkbar. In den deutschen Werken würden außerdem die Weihnachtsferien über die Feiertage hinaus verlängert.

Auch die Mitarbeiter, die im Unternehmen bleiben, müssen den Gürtel enger schnallen. Da man weniger Gewinn erwarte, wolle man für 2008 eine geringere Prämie auszahlen. Für 2007 hatten die Mitarbeiter im Schnitt 5600 Euro Prämie erhalten.

Ab 2009 will BMW außerdem das Weihnachtsgeld neu berechnen. Derzeit verhandle man mit dem Betriebsrat, denn der Konzern will freiwillige Sonderzahlungen über dem Tarifvertrag künftig stärker an den Erfolg des Unternehmens knüpfen. Heuer sollen aber noch alle Mitarbeiter, die länger als fünf Jahre bei BMW sind, 120 Prozent eines Monatsgehalts als Weihnachtsgeld bekommen.

„Flexible“ fangen Einschnitte ab

Wie sich der weitere Einschnitt in die Produktion am Standort Steyr auswirken wird, könne man noch nicht sagen, so Werkssprecher Rudolf Handlgruber. Dort ist man aber optimistisch, dass man das Stammpersonal halten kann.

„Wir werden die zusätzliche Produktionskürzung im Rahmen der Flexibilitätsmöglichkeiten Arbeitszeit, Schichtmodelle, Zeitarbeiter abfangen“, heißt es aus Steyr. Wie geplant stehen in dem Werk seit Montag die Bänder für Dieselmotoren still, ab Ende der Woche auch bei den Benzinmotoren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2008)

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