Bescherung: Was kostet die Welt?

(c) REUTERS/Alexandra Beier
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Was schenkt man denen, die schon alles haben – außer
Zeit? Vielleicht eine Mitgliedschaft in einem Club, der
alles möglich macht. Naja, oder es zumindest versucht. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt.

Eine klischeetriefende Warnung gleich vorweg: Wenn Sie Luxury Lifestyle nur mit einem g’schmeidig hing’schlunzten Meidlinger L aussprechen können, gehören Sie ziemlich sicher nicht zur Quintessentially-Zielgruppe. (Dafür haben Sie wahrscheinlich dann auch das Schampus-G’schloder von denen mit dem Luxury Lifestyle so nötig wie einen Kropf.) Denn dieses „elitäre Netzwerk“ rekrutiert sich eher aus anspruchsvollen Kunden aus dem Premiumsegment – oder so ähnlich. Und das Service ist nach eigenen Angaben besser, schneller und luxuriöser als Christkind und Weihnachtsmann zusammen. Dass Zeit Luxus ist, hat man da und dort schon einmal gelesen. Katze hinterm Ofen lockt diese Weisheit also keine mehr hervor. Aber das Börserl aus dem Tascherl vielleicht. Wer also jemanden beschenken möchte, der zwar Geld sein Eigen nennt, das Wort Freizeit hingegen nachschlagen muss, kann bei Quintessentially oder einer anderen sogenannten Lifestylemanagement-Agentur eine „General Membership“ besorgen. (Ohne Anglizismen geht es leider in dieser Geschichte nicht.) Unterm Christbaum liegen dann ein Babysitter in letzter Sekunde, ein Platz im ausgebuchten Nobelrestaurant oder eine Vorreihung auf der Warteliste für limitierte Handtaschen. Oder eine Pyramiden-Privatparty. Oder ein Profifußballer für das Kickerl beim Kindergeburtstagsfest.

Nicht alles ist machbar. Das alles organisieren die Mitarbeiter dieser „Concierge Services“ – oder versuchen es zumindest. Im Preis inbegriffen ist die Pyramidenmiete freilich nicht, für bis zu zigtausend Euro jährlich erhält man lediglich die Organisation des Gewünschten. Zu welchen Mitteln die Teams zuweilen greifen müssen, um ausgefallene Wünsche der Mitglieder erfüllen zu können, wird natürlich nicht bekanntgegeben. ­Melanie Gaggl vom österreichischen Büro des 44 Standorte zählenden Quintessentially-Clubs beruhigt aber: „Es wird niemand aus einem Restaurant hinausgeworfen, nur damit eines unserer Mitglieder einen Platz bekommt.“ Irgendeine Lösung fände sich meistens, alles ließe sich freilich nicht erfüllen. „Manches ist einfach nicht machbar“. Legalitätsgrenzen gebe es natürlich, allerdings, gibt sie zu, lasse sich durch diskrete Arbeit dieser Spielraum dann und wann ein wenig – ähm – erweitern.

Hat man nach 18 Uhr das dringende Bedürfnis nach einer VIP-Lounge für die Eröffnung der Olympischen Spiele, wird man übrigens nach London umgeleitet, wo mehrsprachige Assistenten zu nächtlicher Stunde die Quintessentially-Anfragen bearbeiten. Apropos London: Dort zeigen sich die Kunden solcher Services gern als solche und treffen sich auf speziellen Veranstaltungen, in Österreich hingegen, so Gaggl, würden die Clubmitglieder eher die Diskretion schätzen. Ob das mit dem Image des – Achtung, Meidlinger Mundwinkel in Bereitschaft –
Luxury Lifestyle zu tun hat?

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