Immofinanz: Rettungs-Modell gesucht

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Die ungeklärten Verhältnisse erschweren die Sanierung der Gruppe. „Neugründung“ als eine Variante in Überlegung.

Wien (ju). Nach den jüngsten Hausdurchsuchungen bei Immofinanz, Immoeast, Constantia Privatbanken sowie bei Ex-Vorstandsmitgliedern und Aufsichtsräten aus dem Umfeld der Gruppe kommt nun wieder Bewegung in die Immofinanz-Affäre. Wie berichtet, dürften sich die Indizien dafür verdichtet haben, dass die Affäre ein Fall für die Gerichte werden könnte. So dürfte die Constantia Privatbank Risikogrenzen verletzt und damit gegen Gesetze verstoßen haben. Mehrere Bilanzen der Bank dürften wieder „aufgemacht“ werden.

Die zahlreichen wechselseitigen Haftungen und Forderungen in der gestrauchelten Immobiliengruppe (besonders jene um die mehr als 500 Mio. Euro, die die Immofinanz Beteiligungs AG der Immoeast schulden soll) haben zu einer Reihe von Sachverhaltsdarstellungen bei der Staatsanwaltschaft geführt. Vorwürfe von Bilanzfälschung, Betrug und Untreue stehen im Raum (und waren Auslöser der vorwöchigen Hausdurchsuchungen).

Die ungeklärten Verhältnisse erschweren die Sanierung der Gruppe. Wie berichtet, haben die Banken mehr als drei Mrd. Euro an Finanzierungen „draußen“ und sind daher interessiert, die beiden Unternehmen nicht in Insolvenz schlittern zu lassen.

Eine klare Überlebensstrategie gibt es noch nicht. In Eigentümerkreisen werden aber interessante Modelle gewälzt. So soll etwa überlegt werden, die Immobilien aus der Gruppe herauszulösen, in eine neue Gesellschaft einzubringen und den Kleinaktionären der Immofinanz/Immoeast ein Umtauschangebot zu machen.

Die intransparente Struktur der Gruppe gilt als Hauptauslöser der Krise. Die war aber keine Überraschung: In Emissionsprospekten der Immofinanz (beispielsweise für die Kapitalerhöhung 2005) war unter Risken unter anderem Folgendes zu lesen: „Die Vorstandspositionen und andere Management- und Verwaltungspositionen innerhalb von Immofinanz und Constantia Privatbank werden von denselben Personen gehalten (Karl Petrikovics war beispielsweise gleichzeitig Vorstandschef von CPB, Immofinanz und Immoeast, Anm.).Alle diese Personen sind inhärenten Interessenskonflikten ausgesetzt. Zusätzlich ist der Vorsitzende des Aufsichtsrates auch Mitglied des Aufsichtsrates der Constantia Privatbank, was effektive Kontrolle der vertraglichen Beziehungen zwischen beiden Gesellschaften auf dem Aufsichtsratslevel verhindern könnte.“

Und zum Vertragsverhältnis CPB-Immofinanz: „Die zugrunde liegenden Verträge sind nicht zwischen unabhängigen Parteien ausgehandelt worden und könnten deshalb nicht auf Marktbedingungen basieren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2008)

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