Chaos bei Schuleinschreibung in Wien

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Kritik an mangelnder Planung kommtz von den Schulen. Die Opposition rügt Stadtschulratschefin Susanne Brandsteidl.

WIEN. Ein Brief hat vergangene Woche in der Schulpolitik der Stadt Wien hohe Wellen geschlagen: Alle 25 Volkschuldirektoren (und -innen) aus dem 22. Bezirk haben an Bürgermeister Michael Häupl geschrieben und sich darin über das Chaos bei der Schuleinschreibung beschwert. Die Verantwortung dafür trage die Stadtschulratspräsidentin, so die Schulleiter in dem Brief, der auch seinen Weg in den „Kurier“ fand.

Kritik an Präsidentin Susanne Brandsteidl ist in Wien nichts Ungewöhnliches. Was den Brief so besonders macht, ist aber das Faktum, dass er aus der Donaustadt, einem zutiefst sozialdemokratischen Bezirk kommt. Das tut weh. Und symptomatisch ist auch die Reaktion der betroffenen Schul-Chefin: Sie lud die Direktoren zu sich – aber in erster Linie, um sich darüber zu beschweren, dass sie den Dienstweg nicht eingehalten hätten und weniger, um die Argumente der Schulen sachlich zu diskutieren.

Dies ist auch einer der Hauptkritikpunkte an Brandsteidl: „Sie hat keine Gesprächskultur – weder zu den anderen politischen Parteien noch zu den Schulpartnern“, sagt Katharina Cortolezis-Schlager, Schulsprecherin der Wiener ÖVP, die für die Volkspartei jetzt im Parlament sitzt. Zudem wird der seit fast acht Jahren an der Spitze des Wiener Stadtschulrats stehenden Brandsteidl auch mangelnde Gesprächsbereitschaft innerhalb ihrer eigenen Institution nachgesagt. Sie mache viele Alleingänge und könne mit Kritik nicht umgehen, ist aus Schulkreisen und auch aus dem Stadtschulrat selbst zu hören. Und so manche Direktoren oder Lehrer, die sich zu weit mit ihrer Meinung vorwagten oder an die Öffentlichkeit gingen, wurden mit einem Maulkorberlass belegt.

Die Sachpolitik wird auch weitgehend kritisch gesehen: So gab es letztes Jahr um die neuen Aufnahmeregelungen zur AHS große Aufregung. Die Schulratspräsidentin versprach den Wiener Eltern, jeder Schüler könne in seine Wunschschule gehen. In der Praxis führte das zu zahlreichen organisatorischen Problemen – die Regelung wurde zurückgenommen. Auch bei der Schuleinschreibung und den damit verbundenen Sprachtests gab und gibt es viel Kritik von Eltern, aber auch Schulen wegen Planungslosigkeit und Organisationsmängeln. Das Chaos bei der Schuleinschreibung war, wie erwähnt, auch Hauptinhalt des Briefes der Donaustädter Direktoren.

Der politischen Opposition fehlt ein Gesamtschulplan für Wien: An welchen Standorten es etwa Volksschulen, AHS oder Kooperative Mittelschulen geben soll. Die Statistiker, die sich mit demografischen Daten beschäftigen, wüssten schon sehr genau, wo Bedarf für welche Schule ist.

Woher kommt Geld?

Bei der Neuen Mittelschule, die hier den Namen Wiener Mittelschule bekam, und zwischen SPÖ und ÖVP akkordiert ist, sieht VP-Politikerin Cortolezis gleich zwei Kritikpunkte: Brandsteidl habe den Schulen, die an dem Schulversuch teilnehmen, 20 zusätzliche Förderstunden versprochen. Da der Bund sechs zahlt, sei völlig offen, woher das Geld für die anderen komme. Im Wiener Budget für 2009 sei es jedenfalls noch nicht enthalten.

Zweitens: Von jenen sieben AHS, die am Schulversuch teilnehmen, sei nur eine „echt“. Die anderen seien bereits Standorte für Kooperative Mittelschulen, oder es handle sich um Privatschulen, die erst errichtet werden. In einem Fall (Maroltingergasse) habe nur ein Zweig „Ja“ zum Schulversuch gesagt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2008)

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