Lufthansa: Poker mit AUA-Kleinaktionären

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THEMENBILD: �AUA�(c) APA (Robert Jaeger)
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Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hatte im "Spiegel" darauf hingewiesen, dass die Übernahme der AUA noch scheitern könnte. Damit hat er den Kleinaktionären die Rute ins Fenster gestellt.

In den Warnungen von Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, der AUA-Kauf könnte an zu strikten EU-Auflagen ebenso scheitern wie am Widerstand von AUA-Kleinaktionären, sehen Experten ebenso taktische Manöver wie in Andeutungen von privaten AUA-Investoren, sie wollten in der AUA drinbleiben, jedenfalls aber höhere Preise. Kleinanleger, Luftfahrt- und Börseexperten sehen keine Gefahr, dass die Lufthansa bei ihrem Deal an der 75-Prozent-Hürde scheitert, wie sie am Montag wissen ließen. Haarig würden schon Beschwerden von Mitbewerbern in Brüssel, die das ganze Verkaufsverfahren neu aufgerollt wissen wollten, glauben Insider.

Zum Verkauf an die Lufthansa gebe es keine Alternative, sagte ein Luftfahrtexperte zur APA. Insofern irrten Investoren wie der Unternehmer Hans Schmid, wenn er meine, dass nach einem Rückzug der Lufthansa einfach der Privatisierungsprozess einfach neu beginnt. "Die Alternative heißt Konkurs", sagte der Experte heute. "Da haben wir dann wirklich das Swissair-Schicksal. Denn die Lufthansa hat bei den Schweizern ja auch nur die Swissair-Nachfolgegesellschaft übernommen." Und im Konkurs müssten die Anleger schauen, wo ihr Geld bliebe.

Gefürchtete EU-Auflagen

Hans Schmid selber vertraut darauf, dass man über so eine Lösung nicht nicht einmal nachdenken müsse, weil "nicht sein kann, was nicht sein darf", wie er zur APA sagte. Die Austrian Airlines seien viel zu wichtig für den Standort und im worst case müsse eben der Staat ran, der ja alles verbockt habe. Schmid hat weitere AUA-Investoren um sich versammelt, denen über diverse Beteiligungsvehikel in der Branche zusammen rund 10 Prozent zugerechnet werden.

Gefürchtete EU-Auflagen, wie sie Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber als möglichen Grund für ein Scheitern des Deals in den Raum gestellt hat, wären - wie es bei Experten heißt - nicht Streckenstreichungen, wie sie jetzt in der Krise ohnedies passieren müssten. Ein De-Facto-Monopol hätten AUA und Lufthansa auf Deutschland-Strecken schon jetzt. "Und bis jetzt hat man dagegen auch nichts gemacht". Auch die eineinhalb Dutzend sonstigen Überschneidungen (etwa im Osten) seien nicht das Thema. Wettbewerbs- und Beihilfethemen wären zu bewältigen, wird in Wien vermutet, aber "ein Aufhänger, den sie wirklich fürchten, dürfte das mittendrin geänderte Verkaufsverfahren gewesen sein", hieß es hinter vorgehaltener Hand gegenüber der APA.

Zwei Hürden

Im deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" war Mayrhuber gefragt worden, ob die geplante Übernahme der AUA noch scheitern könne. "Ja, sicher", so Mayrhuber dem Magazin. "Selbst wenn das Thema staatlicher Beihilfen durch ist, müssen noch zwei Hürden genommen werden: 70 Prozent der freien AUA-Aktionäre müssen zustimmen. Und theoretisch könnte Brüssel exzessive Auflagen formulieren", sagte Mayrhuber im "Spiegel".

Der streitbare AUA-Kleinaktionär Heinrich-Rupert Staller sieht in Mayrhubers Aussagen "Säbelrasseln" und "Angstwerbung. Das ist part of the deal", wie er zur APA meinte. Er glaubt, dass die Lufthansa sowohl vor der EU als auch mit ihrem Plan, zumindest 75 Prozent (das nötige Annahme-Quorum wurde bei der Vertragsunterzeichnung so angegeben) zu schaffen, durchkommt. Was im übrigen auch der Investor Hans Schmid so sieht. Er sei verhandlungsbereit zu verkaufen, sagte Schmid heute, "aber nicht für 4,49 Euro", er fordert 8 Euro. Er kann sich auch ein nachträgliches Angebot vorstellen. Anlass für eine Sonder-HV sieht er bis auf weiteres nicht. Den Zahlen der AUA vertraut er aber auch nicht mehr.

Trauerspiel

Schmid sieht ebenso wie Staller jetzt die Aufsichtsräte in der Pflicht. Was bei der AUA passiere, sei ein Trauerspiel mit "leider allzuvielen Akten", findet Staller, der bedauert, in den nächsten Aktionärstreffen den geschassten Vorstandschef Alfred Ötsch nicht mehr zur Verantwortung ziehen zu können. Von ÖIAG-Vorstand und AUA-Aufsichtsratschef Peter Michaelis will er wissen, warum er nicht schon vor Jahren seine Funktion in die Waagschale geworfen habe, wenn er jetzt behaupte, sich von Beginn an immer für die AUA-Privatisierung bemüht zu haben.

Börseexperten sehen in Mayrhubers Aussagen keine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns des Deals, allenfalls ein Signal in Richtung der Gewerkschaften in Wien und eben der Streubesitzaktionäre. Sollten Streubesitzer, die gemeinsam gut 10 Prozent besitzen und damit zumindest einen Zwangsausschluss (Squeeze out) verhindern können, aber dahingehend spekulieren, dass ihre Aktien nach der Teilentschuldung im Sommer mehr wert würden, könnten sie zu hoch pokern, warnte der Experte. Denn die 500-Millionen-Entschuldung durch den Bund sei ausschließlich paktiert mit dem Lufthansa-Abschluss. "Ohne Lufthansa gibt es keine Verbesserung".

Die Lufthansa hat ihr Angebot an den AUA-Streubesitz Mitte Dezember schon einmal leicht aufgebessert, von 4,44 Euro je Aktie auf 4,49 Euro. Ende Februar will die Lufthansa das offizielle Angebot formal veröffentlichen.

(APA)

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