Kärnten darf nicht Island werden

Hypo Alpe Adria-Bank
Hypo Alpe Adria-Bank(c) APA (Gert Eggenberger)
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500 Millionen Euro Verlust soll die Hypo-Bank 2008 gemacht haben. Ein heikles Thema im Wahlkampf.

Offiziell darüber sprechen will niemand. Schon gar nicht die Sprecherin der Hypo Group Alpe Adria. „Die Bilanzpräsentation findet Ende April statt“, sagt Martina Uster, die PR-Dame der Bank. Auch Josef Martinz, Aufsichtsratspräsident der Landesholding und derzeit als ÖVP-Obmann im Wahlkampfeinsatz, verweist auf die Bilanzpräsentation. „Die Frage nach der Höhe der Verluste kann ich heute noch nicht beantworten. Der Aufsichtsrat wurde noch nicht informiert.“

„Presse“-Informationen zufolge soll die Hypo Group Alpe Adria im Jahr 2008 einen Verlust von rund 500 Millionen Euro hingelegt haben. Über die Landesholding ist das Land Kärnten nach wie vor mit 12,42 Prozent an der Bank beteiligt. Das Land Kärnten hat zudem beim Einstieg der Bayerischen Landesbank eine Landeshaftung im Wert von 20 Milliarden Euro für die Hypo Group Alpe Adria abgegeben. Im Klartext heißt das also: Geht es der Hypo-Bank schlecht, geht es auch dem Land Kärnten schlecht. „Wenn die Wirtschaftskrise weiter anhält, dann könnte Kärnten bald dastehen wie Island“, fürchtet ein Insider.

Landeshauptmann Gerhard Dörfler(BZÖ) sieht das erwartungsgemäß anders, er will sogar einen Trend zur „Überdramatisierung“ erkennen. „Banken sollte man in der derzeitigen Situation am besten in Ruhe lassen.“ Er kenne sich da aus, schließlich komme er selbst aus dem Bankenbusiness, er sei einst jüngster Filialleiter Kärntens in der Volksbank in Ossiach gewesen. „Barack Obama wird hochgejubelt, aber bei uns wird alles schlechtgeredet“, findet Dörfler. Die Bilanzzahlen der Hypo wolle er im Übrigen nicht kommentieren. Auch SPÖ-Chef Reinhart Rohr will und kann die mögliche 500-Millionen-Miese weder bestätigen noch dementieren. „Wichtig ist, dass die Hypo Group Alpe Adria mit ihrem Headquarter und als Arbeitgeber in Kärnten erhalten bleiben.“

Die Hypo-Group-Alpe-Adria-Bank hatte schon im ersten Halbjahr 2008 einen Verlust von 62 Millionen Euro erwirtschaftet – die im Herbst ausgebrochene Finanzkrise dürfte die Bilanz noch drastisch verschlechtert haben. Die Hypo gilt Experten als Sanierungsfall, manche sprechen von einem „Fass ohne Boden“. Die Hypo Group Alpe Adria ist neben der Kommunalkredit die einzige Bank, die schon im Vorjahr eine staatliche Unterstützung – 900 Millionen Euro – erhalten hat. Das Finanzministerium hat sich zudem vorbehalten, die Bank jederzeit zu verstaatlichen. Erst im Dezember des Vorjahres war der Hypo Group Alpe Adria von ihrem Mehrheitseigentümer, der selbst angeschlagenen Bayerischen Landesbank (BayernLB) eine Eigenkapitalspritze von 700 Millionen Euro bewilligt worden.

Im Mai 2007 war die BayernLB bei der Kärntner Hypo Group Alpe Adria eingestiegen. Sie bezahlte für 50 Prozent plus eine Aktie über 1,6 Milliarden Euro. Minderheitseigentümer neben dem Land Kärnten sind die Grazer Wechselseitige Versicherung und eine Mitarbeiterstiftung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2009)

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