Obduktion: Tod von Eluana Englaro war "nicht beschleunigt"

Eluana Englaro
Eluana Englaro(c) AP (Paolo Giovannini)
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Die Gerüchte, dass die italienische Koma-Patientin ermordet wurde, um einem Eilgesetz der Regierung auszuweichen, haben sich nicht bestätigt. Eluana starb an Herzversagen.

Aus der Obduktion der Leiche der italienischen Koma-Patientin Eluana Englaro geht hervor, dass die 38-Jährige am Montag an Herzversagen in Folge der Dehydrierung gestorben ist. Aus diesen Resultaten schließen die Gesundheitsbehörden der Region Friaul-Julisch-Venetien vorerst aus, dass der Tod Eluanas "beschleunigt" worden sei. Auf Wunsch der Familie war der Koma-Patientin am Freitag die Ernährung und am Samstag die Flüssigkeitszufuhr abgestellt worden. Sie starb Montagabend in einer Klinik in der nordöstlichen Stadt Udine.

Der Tod Eluanas trat früher ein, als von den Ärzten erwartet. Diese hatten vorausgesagt, dass die Patientin auch ohne Nahrung und Flüssigkeit noch "zwölf bis 14 Tage" leben könne. Über die Hintergründe von Eluanas Tod wird heftig diskutiert. Rund 500 Personen und Organisationen, darunter mehrere katholische Verbände, reichten bei der Staatsanwaltschaft von Udine Anzeige gegen den Amato De Monte ein, den Leiter des Ärzteteams, das Eluana in den Tod begleitet hat. Eluana lag nach einem Autounfall seit 17 Jahren im Koma. Die Familie Englaro hatte von dem italienischen Höchstgericht im vergangenen November das Recht erhalten, die künstliche Ernährung für die Frau einzustellen.

Berlusconi: "Es war Mord"

Auch in der italienischen Politik wütet der Streit um Eluanas Tod weiter. Der italienische Justizminister Angiolino Alfano sagte, dass die Frau wegen eines "Gerichtsentscheides" gestorben sei. "Eluana ist nicht wegen eines Autounfalls vor 17 Jahren, sondern wegen eines Gerichtsentscheides gestorben. Die Regierung hat alles getan, um ihr das Leben zu retten", so der Minister. Der römische Bürgermeister, Gianni Alemanno, ließ zum Gedenken an Eluana das Kolosseum voll erleuchten.

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi sagte, Eluana Englaro sei ermordet worden. Er hatte am Dienstag betont, er bedaure, dass "die Initiative der Regierung zur Rettung eines Menschenlebens verhindert worden ist". Damit gab er indirekt Staatspräsident Giorgio Napolitano die Mitschuld für den Tod der Patientin. Das Staatsoberhaupt habe die Unterschrift unter eine Eilverordnung der Regierung verweigert, mit der das Kabinett die Ärzte zu lebenserhaltenden Maßnahmen zwingen wollte, warf der Regierungschef dem Präsidenten vor.

Nach dem Tod Eluanas will die italienische Politik jetzt zügig die prinzipielle Rechtslage zur Sterbehilfe klären. Sozialminister Maurizio Sacconi ließ verlauten, dass der feste Willen vorhanden sei, sich rasch auf eine Gesetzgebung über die Patientenverfügung zu einigen. "Ich hoffe, dass der Senat dem Land ein klares Signal geben wird. Einen weiteren Fall Eluana darf man nicht mehr zulassen", sagte Sacconi.

Beerdigung im Familiengrab

Eluana wird sehr wahrscheinlich in der friaulischen Ortschaft Paluzza beerdigt werden, aus der die Familie Englaro stammt. Der Ort liegt keine 20 Kilometer von der österreichischen Grenze (Plöckenpass) entfernt. Dort sind auch ihre Großeltern begraben. Die Familie erklärte, es werde keine Trauerzeremonie geben. Die Beerdigung werde im engsten Kreis der Familie erfolgen. Der Zeitpunkt der Bestattung ist noch unklar.

(APA/Red.)

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