Materialschlacht auf dem WM-Hang

(c) GEPA (Wolfgang Grebien)
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Die Wettkämpfe in Val d'Isère nützen die Ausrüster, um ihre Innovationen zu präsentieren. Ein Überblick.

Auf die Technik kommt es beim Skifahren an. Allerdings nicht nur auf jene der Athleten (im Bild: Vize-Weltmeister Raich), sondern wesentlich auch auf die Technologien, die hinter dem Material stecken. Ohne innovative Forschung schafft es heute kein Hersteller in den Ausrüsterpool der großen Skiverbände. Was im Weltcup erprobt und getestet wird, kommt – so es sich im Spitzensport durchgesetzt hat – mit geringer Verzögerung regelmäßig auch in den Sportfachhandel.

1. Helme, und was den Körper sonst noch schützt

Seit dem schweren Sturz von Scott Macartney in Kitzbühel 2008 verfügen Rennhelme über Metall- statt Plastikverschlüsse, Fiberglas und Karbon ersetzen Kunststoff als Helmmaterial. Daneben gibt es intensive Materialtests für Rücken-, Arm- und Beinprotektoren. Die neueste Entwicklung bei den Helmen für den Freizeitbereich kommt von Burton und Salomon: Durch Luftkammern, die manuell aufgepumpt werden können, soll die ideale Passform erreicht werden.

2. Brillen, und was sonst noch Durchblick verschafft

Mangelt es an Durchblick, geht die Sicherheit auf den Brettern verloren – auch bei den besten Läufern. Nicht nur Nicole Hosp kann seit dem verpatzten WM-Riesentorlauf ein Lied davon singen. Optimale Belüftung, die das Beschlagen verhindert, ist längst Standard. Neu sind Technologien, mit denen die Tönung des Glases kurzfristig verändert werden kann. Uvex etwa präsentierte ein Modell, das diesen Effekt mit LCD-Systemen herstellen kann.

3. Ski, und was sonst noch in den Brettln steckt

Atomic hat für die Slaloms am Wochenende eine Weiterentwicklung des „Doppeldecker“-Skis angekündigt, bei dem zwei Ski freigleitend miteinander verschraubt sind, und sich optimal der Piste anpassen. Bei Fischer, bei dem aus Gewichtsgründen der Lochski eingesetzt wird (künftig auch im Nordischen Bereich), setzt man auf Torsionskontrolle. Bei Salomon soll maximaler Ski-Schnee-Kontakt durch eine verlängerte Bindungsplatte erzielt werden.

4. Anzüge, und was sonst noch an Wissen hinter dem Outfit steckt

Sie sehen nicht nur schnell aus, sie sollen die Läufer auch tatsächlich schneller machen. Seit zwei Jahren ist das Label Anzi Besson Ausrüster des ÖSV-Teams. In Zusammenarbeit mit dem Verband und der Uni Innsbruck tüftelt der austro-italienische Hersteller an der optimalen Bekleidung. „Die Windkanaltests zeigen, dass wir für die einzelnen Körperstellen unterschiedliche Materialen verwenden müssen, um den Luftwiderstand zu minimieren“, sagt Managing Director Wolfgang Krainz. Zudem gelte es, den Spagat zwischen Elastizität, Formtreue, vorgeschriebener Luftdurchlässigkeit, Reißfestigkeit und Passform zu schaffen – daher wird jedes Outfit maßgeschneidert. Schließlich soll der Anzug „wie eine zweite Haut sitzen“. Kein Wunder, dass die Formel für die Materialkomposition als großes Geheimnis gehütet wird. Daher gibt es die Originalanzüge nirgends zu kaufen – nur Repliken.

Übrigens wird kein Rennanzug zweimal getragen, für jedes Rennen gibt es einen neuen. Daher waren auch zwei Lkw nötig, um die Ausrüstung für die Einkleidung des ÖSV-Teams zu transportieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2009)

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