Deutsches Enteignungs-Gesetz für Banken steht

(c) AP (Michael Probst)
  • Drucken

Bis 30. Juni 2009 gilt das Gesetz, das der Bundesrepublik die Enteignung von Aktionären und damit die Zwangsverstaatlichung von Banken ermöglicht. Erster Anwendungsfall könnte die Hypo Real Estate werden.

Die deutsche Bundesregierung hat sich auf die Grundlagen für eine Verstaatlichung maroder Banken im äußersten Notfall verständigt. Die zuständigen Minister klärten am Dienstagabend die letzten Details eines entsprechenden Gesetzes, das am (morgigen) Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden soll. Es sieht die Enteignung als allerletzte Eingriffsmöglichkeit vor und ist bis zum 30. Juni 2009 befristet. Die Neuregelung soll die Rettung der schwer angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate ermöglichen.

Enteignung nur allerletztes Mittel

An den abschließenden Verhandlungen waren neben Finanzminister Peer Steinbrück Innenminister Wolfgang Schäuble, Justizministerin Brigitte Zypries und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg beteiligt. Einigkeit habe darüber bestanden, dass die Enteignung "absolute Nachrangigkeit" haben müsse, hieß es anschließend aus Regierungskreisen. Die HRE müsse aber wegen ihrer "systemischen Rolle" unbedingt gerettet werden.

Verstaatlichung soll Marktwirtschaft retten

Kanzlerin Angela Merkel sagte bereits vor dem Treffen: "Wir tun das nicht, um die Marktwirtschaft auszuhebeln, sondern um die Marktwirtschaft wieder zum Funktionieren zu bringen." Weiter versicherte die CDU-Chefin auf einer IHK-Veranstaltung in Neubrandenburg, sie werde jede Bank, die nach einem Einstieg des Staates wieder selbstständig agieren könne, in die Freiheit des Marktes zurück entlassen.

Bürger zahlt, also muss Staat lenken

Finanzminister Peer Steinbrück bekräftigte den Anspruch des Staates auf Einfluss bei der angeschlagenen Bank HRE. "In diesem Fall geht es nicht um ideologische Grundsatzdebatten", sagte der SPD-Politiker der "Rheinischen Post". Bei einer Bank, die der Steuerzahler mit 87 Milliarden Euro stütze, brauche der Staat eine Einflussmöglichkeit. Nach Angaben des Ministers wird es ein abgestuftes Verfahren geben, um dieses Ziel zu erreichen. "Eine Enteignung wäre nur das allerletzte Mittel", sagte Steinbrück.

Keine ungeteilte Freude in den Parteien

Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte der "Stuttgarter Zeitung": "Als für die Verfassung zuständiger Minister will ich andere Instrumente als die Enteignung." Der SPD hielt er vor, "leichtfertig über Enteignung und Verstaatlichung" zu reden.

Der CSU-Politiker Guttenberg sagte im ARD-Morgenmagazin zu seiner Skepsis gegenüber einer Enteignung, er fühle sich der sozialen Marktwirtschaft verpflichtet, deren "Leitplanken" beachtet werden müssten. Der Wirtschaftsminister dürfe auch in Krisenzeiten ruhig "das ordnungspolitische Gewissen" der Bundesregierung sein.

Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) äußerte sich ablehnend. BDI-Präsident Hans-Peter Keitel erklärte: "Die mögliche Enteignung von Aktionären im Gesetz zu verankern - dazu sagen wir klar Nein." Damit gingen die ordnungspolitischen Grundsätze über Bord. Ähnlich äußerte sich die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT).

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Hypo Real Estate
Geld & Finanzen

Hypo Real Est.: Bundesbank und Aufsicht stützen Enteignungsplan

Die Zeit für die angeschlagene deutsche Bank wird knapp, sie muss am 31. März bilanzieren. Sollte sich dann das Eigenkapital als zu gering herausstellen, droht der Zusammenbruch.
Hypo Real Estate
International

Hypo Real Estate: 600 Milliarden Euro Kredite außerhalb der Bilanz

Die HRE sitzt auf offenen Krediten, die nicht in der Bilanz aufscheinen. US-Investor J.C. Flowers bremst die Verstaatlichung. Er verlangt drei Euro je Aktie - soviel sei aber "das ganze Unternehmen nicht wert".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.