Hypo Real Est.: Bundesbank und Aufsicht stützen Enteignungsplan

Hypo Real Estate
Hypo Real Estate(c) AP (Uwe Lein)
  • Drucken

Die Zeit für die angeschlagene deutsche Bank wird knapp, sie muss am 31. März bilanzieren. Sollte sich dann das Eigenkapital als zu gering herausstellen, droht der Zusammenbruch.

Die deutsche Bundesregierung kann sich bei ihren umstrittenen Plänen für eine Enteignung der maroden Bank Hypo Real Estate (HRE) auf Rückendeckung der Bundesbank und Finanzaufsicht BaFin stützen. Bundesbank-Präsident Axel Weber und Bafin-Chef Jochen Sanio nannten eine Verstaatlichung als letztes Mittel angemessen.

Bei einer Expertenanhörung des Bundestages am Montag betonten Sanio und Weber, dass eine Insolvenz der für die Finanzmärkte wichtigen HRE unbedingt vermieden werden müsse. Sanio mahnte angesichts eines "gehörigen Zeitdrucks" schnelles Handeln an.

Flowers wehr sich

Der amerikanische HRE-Großaktionär Christopher Flowers wehrte sich bei seinem Auftritt im Finanzausschuss des Bundestages erneut gegen seine Enteignung und eine Komplettübernahme des Instituts durch den Bund. Auch eine vollständige Übernahme durch den Staat werde nicht - wie von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) erklärt - zur besten Bonität der HRE an den Kreditmärkten führen, um günstig frisches Geld zu bekommen. Eine Verstaatlichung werde auch negative Auswirkungen auf den Investitionsstandort Deutschland haben.

Flowers, der fast 24 Prozent der Anteile kontrolliert, will nicht aus der HRE herausgedrängt werden und sich bei der Sanierung der HRE kooperativ zeigen. Er hält einen Staatsanteil von 75 Prozent und einer Aktie für völlig ausreichend. Er plädiert für eine Kapitalerhöhung durch den Bund und will sich dem Vernehmen nach mit einem geringeren Aktienanteil begnügen. Er habe das Fachwissen und die Kompetenz, um sich bei der Sanierung der HRE einzubringen.

Weber betonte, der aktuelle Marktpreis der HRE sei deutlich nach oben verzerrt. Zuletzt kostete eine HRE-Aktie teils weniger als 0,90 Euro. Die Frage sei, ob die Aktie überhaupt noch einen positiven Wert habe. Flowers sprach dagegen von einer positiven Perspektive für das Institut: "Die Aktien haben einen positiven Wert." Er räumte zugleich ein, dass nur die Staatshilfen bisher das Überleben der HRE gesichert hätten. Zu seinem Lösungsvorschlag betonte der US-Milliardär: "Wir fragen jetzt nicht nach Finanzierung für uns."

Zeit dränt

Nach Darstellung von Sanio drängt die Zeit. Ohne konkret auf die Lage der HRE einzugehen, verwies er darauf, dass die Banken bis spätestens 31. März ihre Bilanz für 2008 vorlegen müssten. Sollten die Verluste dann zu hoch sein und die Mindestanforderungen an das Eigenkapital nicht mehr erfüllt werden, müsste die BaFin das Institut dann schließen. Das schnelle Gesetzgebungsverfahren für das Banken- Enteignungsgesetz sei daher notwendig. Der Gesetzgeber sei gut beraten, auch eine Verstaatlichung in Betracht zu ziehen.

Die HRE benötigt zum Überleben dringend bis zu zehn Mrd. Euro frisches Geld. Dies ist laut Sanio das 50-fache des aktuellen Marktwertes der HRE von 190 Mio. Euro. Die HRE könne nicht mit stillen Einlagen "vollgepumpt" werden, sondern sie benötige Kernkapital, um marktfähig zu sein. Sanio. "Es darf nicht zur Insolvenz eines systemisch relevanten Instituts kommen." Auch Weber hält es für unabdingbar, dass eine Kapitalaufstockung über mehr Kernkapital und damit Aktien erfolgen müsse und nicht über stille Einlagen. Es müsse absolute Transaktionssicherheit geben.

Der Chef des staatlichen Banken-Rettungsfonds SoFFin, Hannes Rehm, sprach von einem einem "überragenden systemischen Risiko für den Finanzplatz weltweit". Er stützte das Vorgehen des Bundes auch im Interesse des Steuerzahlers. Das Instrument auch der Enteignung sei nötig, um absolute Transaktionssicherheit zu erlangen.

Der Bund strebt angesichts umfangreicher Staatsgarantien von 87 Mrd. Euro und weiterer Milliarden-Hilfen eine Komplettübernahme des Kriseninstituts an. Notfalls sollen die HRE-Aktionäre enteignet werden - aber in einem engen Zeitrahmen und als letzte Option, wenn mildere Maßnahmen nicht erfolgreich waren. Die Gesetzespläne sollen an diesem Freitag vom Bundestag verabschiedet werden, Anfang April soll der Bundesrat entscheiden. Kritiker monierten in der Anhörung, dass nicht alle Alternativen vor einer Enteignung ausgelotet würden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Deutsches Enteignungs-Gesetz für Banken steht

Bis 30. Juni 2009 gilt das Gesetz, das der Bundesrepublik die Enteignung von Aktionären und damit die Zwangsverstaatlichung von Banken ermöglicht. Erster Anwendungsfall könnte die Hypo Real Estate werden.
Hypo Real Estate
International

Hypo Real Estate: 600 Milliarden Euro Kredite außerhalb der Bilanz

Die HRE sitzt auf offenen Krediten, die nicht in der Bilanz aufscheinen. US-Investor J.C. Flowers bremst die Verstaatlichung. Er verlangt drei Euro je Aktie - soviel sei aber "das ganze Unternehmen nicht wert".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.