Handy-Betriebssysteme: 2009 wird spannend bleiben

(c) Samsung, HTC, Palm (Montage DiePresse.com)
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Microsoft strauchelt, Android blüht auf und S60 steht gut da. Auch das iPhone-System kann sich halten. Viele Hersteller setzen nicht mehr auf ein einziges Smartphone-System.

Auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona bestätigt sich zunehmend, dass sich in den nächsten Jahren der Wettbewerb immer stärker auf die Handy-Betriebssysteme konzentrieren wird. Die Kunden wollen Geräte, mit denen sie einfach zurecht kommen, und die ihnen flott uns zuverlässig die Funktionen bieten, die sie benötigen. Die Hersteller haben in den letzten Tagen zwar eine Fülle von Smartphones vorgestellt, werden aber auf denen sitzen bleiben, die den Benutzer durch lahme Reaktionszeiten und unverständliche Menüführung verärgern.

Streit um Marktherrschaft

In nächster Zeit werden vor allem drei Systeme um die Vorherrschaft auf dem Smartphone-Markt streiten. Einerseits das besonders von Nokia forcierte Symbian S60, Microsofts Windows Mobile und Googles Linux-basiertes Android-Betriebssystem findet auch immer mehr Anhänger.

Hier die einzelnen Systeme im Überblick:

Symbian S60
Derzeit ist S60 der Marktführer bei den Smartphone-Betriebssystemen. Im Juni 2008 hat sich Nokia alle Rechte daran gesichert und es als Open Source freigegeben. Die aktuelle "5th Edition" ist seit dem Nokia 5800 XpressMusic im Einsatz und wird auch bei Samsungs neuem Flaggschiff Omnia HD verwendet. Sony Ericsson hat ebenfalls mit dem Idou ein S60-Gerät angekündigt. Man wird also auch weiterhin mit einer Dominanz von S60-Geräten rechnen müssen.

Microsoft Windows Mobile
2008 wurden 18 Millionen Geräte mit Windows Mobile 6.1  verkauft, was einem Marktwert von 12 Prozent entspricht, etwa die Hälfte vom Wert 2004. Seit Längerem bekritteln Benutzer die winzigen, für Touchscreens ungeeigneten Bedienflächen und das viel zu kleine Software-Keyboard. Mit der neuen Version 6.5 hofft Microsoft, Terrain wieder gutzumachen, allerdings wird jetzt eine Hardware-Taste für das Startmenü vorgeschrieben. Dadurch können etliche, auch auf dem MWC vorgestellte Geräte nicht auf 6.5 aktualisiert werden. Wann Windows Mobile 7 kommt, das schon vielfach verschoben wurde, verrät Microsoft nicht.

Google Android
Ursprünglich von Google auf  Linux-Basis entwickelt, wird Android inzwischen als Open Source von der Open Handset Alliance (OHA) vertrieben. Seine Premiere feierte das System im Oktober 2008, das erste Gerät mit Android war das HTC Dream, das später zum T-Mobile G1 umgetauft wurde. Auf dem MWC hat HTC mit dem Magic ein weiteres Gerät mit Android präsentiert, Sony Ericsson, LG, Samsung, Motorola und Huawei wollen auf den Zug aufspringen. Smartphone-Neuling Acer hat zwar offiziell nur Windows Mobile im Einsatz, es wird aber vermutet, dass auch hier Android-Geräte in Planung sind.

Palm WebOS
Ein absoluter Exot und momentan fast chancenloser Außenseiter. Palm hat als einziger Hersteller ein komplett eigenes System entwickelt, welches aber nicht wie Android oder S60 frei verfügbar ist, sondern proprietäre Technologie einsetzt. Das auf der CES vielbeachtete Palm Pre ist das erste Gerät mit dem Betriebssystem. Palm hatte in den letzten Jahren eher weniger Glück auf dem Markt mit seiner Treo-Smartphone-Reihe und hofft, mit dem Pre neue Kunden zu gewinnen.

Apple Mac OS X
Nicht verachten darf man Apples iPhone mit einem angepassten Mac OS X. Wie Palm setzt Apple wie gewohnt auf das eigene Betriebssystem und die Integration mit iTunes und dem App Store. Zwar ist Apple nicht auf dem MWC vertreten, der Schatten des iPhone ist aber bei allen Herstellern zu spüren. Jeder will einen "iPhone-Killer" auf den Markt bringen.

Ausblick

Es sieht so aus, als könnte sich Android 2009 ein ordentliches Stück vom Kuchen des Smartphone-Markts abschneiden. Microsoft hat mit Windows Mobile 6.5 zwar das schlimmste noch verschieben können, den richtig großen Wurf stellt das Update aber nicht dar. Symbian bleibt ohne große Schreierei weiterhin an der Spitze und kann mit Samsung und Sony Ericsson weitere wichtige Unterstützer an Bord holen. Palms WebOS bleibt ein Fragezeichen. Das Pre könnte in den USA ein Erfolg werden, in Europa hält sich die Begeisterung derzeit in Grenzen. Steve Ballmer hat auf der Präsentation von Windows Mobile 6.5 erklärt, dass in Zukunft nur drei Handy-Betriebssysteme überleben werden. Sein Unternehmen sollte sich aber mehr bemühen, wenn es dabei sein will. Denn momentan stehen die Zeichen gut für Apple, S60 und Android.

(db)

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