Telekom denkt mobbing-ähnlichen Personalabbau an

Gernot Schieszler, Telekom Foto: Clemens Fabry
Gernot Schieszler, Telekom Foto: Clemens Fabry(c) (Fabry Clemens)
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Telekom Austria-Vorstand Gernot Schieszler nahm sich am Capital Market Day beim Thema Personal kein Blatt vor den Mund. Sein Pech: Bei "You Tube" ist davon nun ein Video aufgetaucht.

Bei der teilstaatlichen Telekom Austria herrschen fragwürdige Methoden zum Mitarbeiterabbau. Dies belegt ein Video, das derzeit auf der Internetplattform "youtube.com" die Runde macht, wie "Der Standard" in seiner Dienstag-Ausgabe berichtet.

Keine Gärten für alte Damen

Darin erklärt Telekom Vorstand Gernot Schieszler auf dem Capital Market Day am 29. Jänner auf die Frage eines Investors zum Abbau von angeblich überzähligen beamteten Mitarbeitern: "Unsere Aufgabe ist es, ein Telekom-Unternehmen wertsteigernd zu führen, und nicht, in Gärten alter Damen zu graben." Daher habe man entschieden, Mitarbeiter "aus dem Programm heraus zu nehmen".

Umschulung oder zu Hause sitzen lassen

Sollte es nicht möglich sein, die Mitarbeiter umzuschulen oder in andere Unternehmensbereiche zu verleasen, begänne man, "sie daheim sitzen zu lassen", dieser Prozess dauere rund vier Monate. In den ersten vier bis sechs Wochen könnten sich die Leute, "offen gesagt noch wohl fühlen", wie auch Erfahrungen in anderen Unternehmen weltweit zeigen würden.

Bis zum Golden Handshake

Danach werde man beginnen, die Mitarbeiter anzurufen und sie für ein paar Tage zur Arbeit rufen, "und wenn sie dann am Telefon erklären, dass sie krank sind, werden wir ihnen den Arzt schicken. Und wenn der feststellt, dass sie nicht krank sind, dann werden wir Klagen gegen diese Mitarbeiter folgen lassen". Und dann würden schon "ein paar die Golden Handshakes annehmen".

Das Youtube-Video:

Schieszler zum Personalabbau

Schieszler distanziert sich von Aussagen

Schieszler habe sofort reagiert und sich an die Mitarbeiter gewandt um sich von den Aussagen zu distanzieren. Diese seien missverständlich wiedergegeben worden. Schieszler habe in der Vergangenheit bewiesen, dass der bisherige Personalabbau sehr sozial verträglich und vorbildlich durchgeführt worden sei. Einen Grund für Konsequenzen sieht das Unternehmen nicht.

Telekom weist Vorwürfe zurück

Die Telekom Austria AG weist jegliche Vorwürfe, die im Zusammenhang mit einem Video auf Youtube entstanden sind, in einer Aussendung zurück. Es seien umfangreiche Vorkehrungen getroffen worden, um den Personalabbau möglichst sozial zu gestalten. Konkret bekommen die vom Abbau betroffenen Mitarbeiter

  • attraktive Golden Handshakes,
  • Vorruhestände,
  • Karrenzierungen und
  • in einer Arbeitsstiftung Weiterbildung und Jobvermittlung

angeboten. Mitarbeiter, die diese Angebote nicht annehmen, werden bei fast vollen Bezügen vom Dienst frei gestellt.

Außerdem würden allen betroffenen Mitarbeitern Jobcoaches zur Seite stehen.

Betriebsrat tagt morgen

Der Betriebsrat der Telekom Austria tagt am Mittwoch zu den fragwürdigen Aussagen von Telekom Austria-Vorstand Schieszler. Erste Konsequenzen hat es schon gegeben:

Die vom Management und Betriebsrat eingesetzten fünf Arbeitsgruppen zur Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten für angeblich überzählige beamtete Mitarbeiter wurden von den Belegschaftsvertretern ausgesetzt, sagte Betriebsratschef Michael Kolek. Man habe zwar keine rechtliche Handhabe gegen die Aussagen von Schieszler, diese hätten aber das an sich gute Gesprächsklima wieder torpediert.

(APA/Red.)

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