Slumdog Millionär: Hoffnungsschimmer

Slumdog Millionaire
Slumdog Millionaire(c) Filmladen
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Er hätte ein erstes Opfer der Wirtschaftskrise werden können. Aber der Triumph von Slumdog Millionär machte den Film zum Lichtblick für Independent-Produktionen in Zeiten wie diesen.

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TIPP

Nur eine Frage trennt Jamal Malik vom Gewinn von 20 Millionen Rupien. Wie hat er es geschafft? A: Er hat betrogen. B: Er hatte Glück. C: Er ist ein Genie. D: Es war vorherbestimmt.“ Damit beginnt der Bollywood–inspirierte Überraschungserfolg „Slumdog Millionär“, ein Film, der von fünf kleinen Leinwänden in Los Angeles zu einem der zehn einträglichsten Streifen in den Staaten aufgestiegen ist, Preise ohne Ende eingeheimst und schließlich noch acht Oscars gewonnen hat, inklusive „Bester Film“.
Danny Boyle erzählt in „Slumdog Millionär“ die Geschichte von Jamal Malik, einem lebenshungrigen Träumer, und seiner Reise vom Waisenkind in den Slums von Bombay zum TV-Set von „Kaun Banega Crorepati?“, der indischen Version der „Millionenshow“, die dort immer von hochrangigen Bollywood-Stars moderiert wird.

Der Film ist nach dem rasch verdampften Enthusiasmus der Barack-Obama-Wahl die erste Hoffnung, die in der Brust der Independent-Filmemacher auflebt. Denn die Prognose für Indies wird eigentlich immer schlechter, wegen der Bankkrise fallen die größten Geldgeber der Filmindustrie weg, selbst ein Steven Spielberg hat seine Probleme. Merrill Lynch, einer der großen Sponsoren, unter anderem von diesjährigen Gigantenfilmen wie „Twilight“ und „Operation Walküre“, hat sich zurückgezogen, genau wie die Deutsche Bank, Société Générale und Dresdner Kleinwort. In der Folge wurden viele Abteilungen der Mega-Produktionshäuser, die sich auf intelligente Filme für ein kleineres Publikum spezialisieren, geschlossen. Darunter auch Warner Independent, „Slumdogs“-Produktionsfirma in den USA. Damit war eine weltweite Veröffentlichung im großen Stil erst mal gestorben. Boyles Erfolg trotz dieses enormen Hindernisses ist ein absoluter Triumph.

Positive Wende? Große Filmfirmen wie Sony und Warner Bros. fanden eine temporäre Lösung für sich, indem sie Massenpakete schnüren, in denen sie ihre weniger lukrativen Streifen mit Blockbustern mischen. Die Konsequenzen sind aber nicht nur negativ, findet UIP-Produzent Stewart Till. Denn in den letzten Jahren wurde viel Minderwertiges finanziert, nach dem Motto: Quantität vor Qualität.

Till hofft nun auf eine positive Wende. „Für diejenigen, die die nächsten zwei Jahre überstehen, ist die kreative Zukunft verheißungsvoll.“ Kreativ ist derzeit aber ein Fremdwort: Aus Skandinavien kommen Zombie-Nazi-Slasher-Filme auf uns zu, die billig produziert sind und ein garantiertes Teenagerpublikum haben. Hollywood setzt auf überalterte Stars mit bewährten Formeln, und Frankreich verabschiedet sich vom Arthouse-Kino und versucht sich an Horror mit Minibudget. Was die Industrie aber am meisten verunsichert, ist, dass der Tiefpunkt noch nicht erreicht ist: Denn die Filme, die in diesen Tagen ins Kino kommen, wurden schon vor über einem Jahr finanziert . . .

In der Zwischenzeit heißt es für die Indies, den Gürtel enger zu schnallen. Aber der Erfolg von „Slumdog Millionär“, der zu 80 Prozent von der britischen Firma Celador (den Produzenten der Quiz-Show „Who Wants to Be a Millionaire?“) finanziert wurde, schürt die Hoffnung, dass die Sponsoren trotz Finanzengpass weiterhin unterstützen werden.

Das gilt besonders für Danny Boyles Vaterland: England hat soeben eine ausnehmend schlechte wirtschaftliche Voraussage erhalten. Die Zukunft für den britischen Film sieht düs­ter aus. Sein Oscar-Erfolg könnte hier die Rettung für so manches unabhängige britische Filmprojekt bedeuten. Kurzum, „Slumdog Millionär“ ist eine Cinderella-Geschichte in jeder Hinsicht.

Slumdog Millionär startet am 20. 3. in den österreichischen Kinos.

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