„Osteuropa bringt Banken nicht in Gefahr“

Nationalbank hält Krisenszenarien für überzogen – Bankenpaket reicht, sagt OeNB-Direktor Ittner.

wien (ju). Den heimischen Banken droht durch die grassierende Osteuropakrise keine existenzielle Gefahr. Diese Ansicht vertrat der für die Bankenaufsicht zuständige OeNB-Direktor, Andreas Ittner, am Montag im Wiener Klub der Wirtschaftspublizisten.

Belegen wollt Ittner das allerdings nicht: Die Notenbank mache zwar regelmäßig sogenannte „Stresstests“ (bei denen Krisenszenarien für Banken simuliert werden), veröffentlichen wolle man diese aber nicht. Jedenfalls würde selbst im extremsten aller angenommenen Szenarien das österreichische Bankenpaket reichen, meinte Iittner. Wie berichtet, stehen den Banken 100 Mrd. Euro, davon 15 Mrd. Euro für Partiziaptionskapital und der Rest für Garantien, zur Verfügung. Bei Bedarf könnte aber auch innerhalb dieses Pakets umgeschichtet werden. Mehr Geld für direkte Beteiligung würde dann allerdings weniger Geld für Garantien bedeuten.

International wird die Lage freilich weniger locker gesehen: JP Morgan und Morgan Stanley gehen in jüngsten Studien unabhängig voneinander davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der in Osteuropa vergebenen Kredite abgeschrieben werden müssen.

300 Milliarden im Osten

Das würde die heimischen Banken extrem belasten: Österreichische Institute sind größter Geldgeber in Osteuropa. Das ausstehende Kreditvolumen dort beträgt laut Notenbank 201 Mrd. Euro. Allerdings: Mit den in ausländischem Besitz stehenden Instituten Bank Austria und Hypo Alpe Adria sind es stolze 300 Mrd. Euro. Das österreichische „Exposure“ beträgt also nicht, wie immer wieder gesagt wird, 70 Prozent, sondern annähernd 100 Prozent des BIP. Denn für letztere Banken sind zwar die Mütter (Bayerische Landesbank bei der Hypo und UniCredit bei der Bank Austria) zuständig, notfalls müsste aber wohl Österreich einspringen. Ittner blieb dazu kryptisch: Es gebe eine Eigentümerverantwortung, und er hoffe, dass diese auch wahrgenommen werde. Wie berichtet, gibt es aus Italien Signale, dass UniCredit mit der Bank Austria lieber beim österreichischen Bankenpaket andocken möchte, um zu viel italienischen Staatseinfluss zu vermeiden.

Bei einem von internationalen Instituten angenommenen Kreditausfall von 20 Prozent wären österreichische Institute jedenfalls – je nach Sichtweise – mit einem Abschreibungsbedarf von 40 bis 60 Mrd. Euro belastet. Davon geht die Notenbank aber bei Weitem nicht aus. Auf jeden Fall leiden wird die Ertragslage der Banken. Schon 2008 hat sich deren Jahresergebnis halbiert. Allerdings seien die Bilanzen noch immer positiv. Die heimischen Banken stünden besser da als die ausländische Konkurrenz. Auch die Finanzlage der Republik sei nicht so dramatisch, wie das derzeit bei den Riskoaufschlägen für Staatsanleihen zum Ausdruck komme. Einen Staatsbankrott sieht die Notenbank jedenfalls nicht.

Bankgeheimnis

Nicht exponieren wollte sich Notenbank-Direktor Andreas Ittner in Sachen Abschaffung des Bankgeheimnisses: Das sei ein überwiegend „politisches Problem“, es wäre aber nicht sehr sinnvoll, den Vertrauensverlust bei den Banken durch „Zusatzirritationen“ zu verstärken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2009)

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