Weltwirtschafts-Krise: Konjunktur bricht weltweit ein

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Die Weltbank erwartet eine globale Rezession und ruft die Regierungen zum Handeln auf, der Investor Warren Buffett sieht die Wirtschaft der Industriestaaten schon „im Abgrund“.

New York. Die von den USA ausgehende Weltwirtschaftskrise dürfte ein schlimmeres Ausmaß erreichen als bisher angenommen. In einer Sonntagnacht veröffentlichten Studie warnt die Weltbank erstmals vor einer globalen Rezession für das heurige Jahr. Dies würde einen Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung bedeuten. Das war zuletzt während des Zweiten Weltkriegs der Fall, seitdem konnten Rezessionen in verschiedensten Erdteilen stets von aufstrebenden Märkten anderswo ausgeglichen werden.

Welthandel steht still

Bis zuletzt haben internationale Wirtschaftsforscher noch von einem Wachstum der Weltwirtschaft für 2009 gesprochen. Der Internationale Währungsfonds erwartet ein Plus von 0,5 Prozent. Da der Welthandel derzeit aber nahezu stillstehe, dürfte sich dies nicht ausgehen, sagt die Weltbank. So würde der Handel von Gütern und Dienstleistungen im heurigen Jahr so stark zurückgehen wie seit 80 Jahren nicht mehr.

Darunter leiden sämtliche Volkswirtschaften, weil sie von ihren Wettbewerbsvorteilen nur noch bedingt profitieren können. Ganz besonders trifft der Einbruch des Welthandels aber die Entwicklungsländer. Sie sind meist auf den Export ihrer Produkte angewiesen, weil im eigenen Land die Kaufkraft fehlt. Deshalb dürften die Industrieländer andere Nationen nicht vom Welthandel ausschließen, warnt die Weltbank. Dies würde die globale Krise lediglich weiter verstärken. Aktuell befinden sich 94 der 119 Entwicklungsländer in einer Rezession.

Doch nicht nur der Einbruch des Welthandels könnte die Armut verschlimmern. Viele Entwicklungsländer sind hochgradig verschuldet und auf einen funktionierenden Kreditmarkt angewiesen. Derzeit ist es aber selbst für reichere Nationen schwierig, Kapital zu bekommen. Die hohe Nachfrage nach Krediten weltweit erhöht die Zinsen. Entwicklungsländer, die sich Geld leihen wollen, müssen mehr dafür bezahlen, außerdem konkurrieren sie gegen reiche Nationen, denen Investoren in Zeiten wie diesen eher vertrauen. Ein weiteres Problem: Geht die Wirtschaftsleistung zurück, sinkt auch die Entwicklungshilfe. Laut Weltbank sind die Gebernationen heuer bereits mit 39 Mrd. Dollar im Rückstand.

G20-Gipfel als Herausforderung

Um den weltweiten Rückgang der Wirtschaft in den Griff zu bekommen, sei eine globale Abstimmung der Hilfspakete nötig, sagt die Weltbank. Derzeit würden die Industrieländer einzeln versuchen, die Krise zu bekämpfen. Als richtungsweisend wird daher der am kommenden Wochenende in London stattfindende Gipfel der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen gesehen.

Können die Finanzminister keine Einigung auf ein globales Rettungspaket präsentieren, dürfte ein weiterer Absturz der Finanzmärkte die Folge sein. Bislang wurden im Zuge der Krise laut der Asiatischen Entwicklungsbank bereits mehr als 50 Billionen Dollar (39,4 Billionen Euro) an den Kapitalmärkten verloren.

Doch selbst wenn der Gipfel erfolgreich endet, dürfte die Erholung der Weltwirtschaft noch länger dauern. US-Investor Warren Buffett sprach am Montag im US-Fernsehen von einem Teufelskreis. Kredite seien immer schwerer zu bekommen, was viele in Zahlungsschwierigkeiten stürze. Dies würde wiederum die Kreditnachfrage erhöhen und die Kosten für Fremdkapital weiter verteuern. Die Wirtschaft sei „in einen Abgrund gestürzt“; es werde zumindest bis nächstes Jahr dauern, bis sie wieder herauskomme.

Arbeitslosigkeit steigt

Unter diesen Vorzeichen kommt es wenig überraschend, dass auch die Arbeitslosigkeit weiter steigt. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) berichtet, dass diese in der Eurozone im Jänner 8,2 Prozent erreicht hat, das sind um 0,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. In den USA hat die Arbeitslosigkeit im Februar 8,1 Prozent betragen, ein Anstieg von mehr als drei Prozent im Jahresvergleich. Selbst Japan kommt bereits auf 4,1 Prozent Arbeitslosigkeit. Das ist im Jahresvergleich freilich nur ein kleiner Anstieg. Japan steckt schon seit Jahren in einer Krise, weshalb der Abfall jetzt nicht so dramatisch ausfällt.

Die japanische Börse ist am Montag jedenfalls auf den tiefsten Stand seit 26 Jahren gefallen. Auch für die US-Börsen sind die kurzfristigen Aussichten wenig rosig: Experten glauben, dass der Dow-Jones-Index, der derzeit bei rund 6600 Punkten steht, noch bis 5000 Punkte absinken könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2009)

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