Landwirtschaft: Zu viel Milch, zu wenig Absatz, kaum Exporte

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Rückläufige Nachfrage und Diskontpreise durch Neuseeland bringen Österreichs Bauern unter Druck. Die Lage auf dem Milchmarkt drehte innerhalb eines Jahres völlig.

WIEN (APA/red.). Seit Herbst des vergangenen Jahres wird der Milchmarkt durch eine Reihe ungünstiger Faktoren belastet, die zu fallenden Preisen für die Milchbauern führen. Hauptursache der Krise ist die merklich zurückgegangene Nachfrage der Konsumenten. „Es ist zu viel Milch auf dem Markt“, formuliert es ein Molkereimanager. Die Übermengen müssen auf den internationalen Märkten abgesetzt werden – zu Preisen, die sich nicht mehr rechnen. Jetzt macht nämlich die Dollarkursentwicklung Exporte in Drittländer schwierig. Die erhofften Zuwächse in China und Ostasien sind dem Melaminskandal zum Opfer gefallen.

Die Lage auf dem Milchmarkt drehte innerhalb eines Jahres völlig. Die Bauern hatten damals die Produktion ausgeweitet. Wurde vor einem Jahr noch gestreikt, weil der Literpreis von 45 auf 40 Cent zu fallen drohte, liegen die Erzeugerpreise in Österreich jetzt teilweise bereits unter 30 Cent; bis zum Sommer werden 25 Cent erwartet.

Auf den internationalen Spotmärkten, maßgeblich vom größten Milchexportland Neuseeland beeinflusst, kostet Milch weniger als 20 Cent. Die von der EU Mitte Jänner angekündigte Wiedereinführung der Exportsubventionen zeigte nämlich in Neuseeland Wirkung: Fonterra, die größte Molkerei des Landes, senkte den Milchpreis um 15 Prozent auf 17 Cent.

Ab 2015 fallen die Milchmengenbeschränkungen in der EU endgültig. Bis dahin öffnet Brüssel schrittweise den Milchhahn und erhöht die Quoten. Es kommt also mehr Milch auf den Markt – und drückt auf den Erzeugerpreis.

Kommentar auf Seite 27

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2009)

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