Internationalität: Bemühen um bunte Mischung

Die österreichischen FH unterstützen heimische Studenten mit Auslandsambitionen ebenso wie Kommilitonen aus anderen Ländern, die die Lehrveranstaltungen an österreichischen Hochschulen bereichern.

Zwölf Prozent aller Studiengänge an Österreichs Fachhochschulen werden ausschließlich in englischer Sprache abgehalten. Ein Angebot, das die FH zunehmend für internationale Studierende attraktiv macht, aber auch für heimische Studenten, die sich im „international Classroom“ sprachliche und interkulturelle Kompetenzen aneignen wollen. „Der Trend lässt sich vor allem bei den Masterstudiengängen erkennen“, weiß Eva Werner, Rektorin der FH Krems und Vorsitzende des Ausschusses für Internationales der Fachhochschulkonferenz (FHK). Sogenannte internationale Semester, in denen gezielt Lehrveranstaltungen sowohl für Incoming-Studierende als auch für heimische Studenten angeboten werden, lassen eben jene Klassenräume entstehen, die trotz der Herausforderungen an Studierende und Lehrende für Werner eine der besten Möglichkeiten sind, die Internationalität einer Hochschule zu stärken.

Diese sei den Fachhochschulen von Anfang an ein großes Anliegen gewesen, so Werner. Mit der Gründung des Ausschusses für Internationales im Jahr 2002 und dem Beginn des Bologna-Prozesses kurz darauf begann aber eine neue Ära der Internationalität für Österreichs FH – nicht zuletzt, weil man sich darauf verständigen konnte, gegenüber internationalen Partnern mit einer Stimme zu sprechen. „Damit hat man uns wahrgenommen – und auch geschätzt, wie rasch Entscheidungen bei uns getroffen werden konnten.“ Ein Umstand, der sich für die Studierenden nachhaltig bemerkbar macht. Die Möglichkeiten sind heute quer durch die FH-Landschaft beträchtlich.

Unterstützung für Incoming- ...

Dazu gehören einerseits die unter dem Begriff Incoming zusammengefassten Bemühungen, die Österreichs FH für ausländische Studierende attraktiv machen sollen. Das beginnt bei den Aufnahmeverfahren, die per Skype oder online abgewickelt werden, um Reisekosten zu ersparen, und setzt sich mit Vorstudienlehrgängen fort, die einige Fachhochschulen internationalen Studenten anbieten. Außerdem sollen Buddy-Systeme, Tutorien und „Welcome Weeks“ das Eingewöhnen im exotischen Österreich so friktionsfrei wie möglich gestalten. Und bei eventuellen Problemen finden ausländische Studenten immer ein offenes Ohr: „Jede FH hat einen Diversity-Beauftragten“, so Werner, „außerdem fungieren die International Offices der FH als Ansprechpartner.“ Ein Konzept, das offenbar aufgeht. So fanden sich im Studienjahr 2012/13 insgesamt 3378 internationale Studenten, was einem Anteil von acht Prozent aller FH-Studenten entspricht.

... und Outgoing-Studenten

Der Gegenbewegung österreichischer Studenten in das Ausland, dem sogenannte Outgoing, wird an den FH mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit gewidmet. Berufspraktika im Ausland, die Teilnahme an internationalen Forschungsprojekten und Wettbewerben oder Hilfestellungen für Auslandssemester sind nur einige der Angebote. Wie umfangreich die Möglichkeiten sind, zeigt ein Blick auf die Listen der Partneruniversitäten: So können beispielsweise die FH Kufstein, die FH Krems, das MCI Innsbruck oder die FH Salzburg auf weit über 100 Partnerhochschulen verweisen, die von den Klassikern in Europa oder den USA bis zu eher exotischen Studienorten wie der Mongolei reichen. Die FH Burgenland arbeitet mit über 60 Partneruniversitäten zusammen, viele davon liegen im CEE-Raum. Absolviert werden die Auslandssemester je nach Zielland im Rahmen der Erasmus- oder Joint-Study-Programme, und können aufgrund des ECTS-Systems in Österreich anerkannt werden.

Darüber hinaus bieten einige FH Double oder sogar Multiple Degrees heimischer und internationaler Hochschulen an – die Nachfrage steht hier der nach englischsprachigen Lehrveranstaltungen oder Auslandsaufenthalten jedoch um einiges nach. „Da gibt es nicht gar so viele“, weiß Werner, „zumal die Studierenden heute nach dem Bachelor sowieso die Gelegenheit haben, den Master an einer ausländischen Hochschule zu machen.“

Wo sie möglicherweise auch wieder auf heimische Konzepte oder sogar Lehrende stoßen: Denn der Mobilitätsgedanke an den FH endet nicht bei den Studierenden, sondern setzt sich auch bei den Lehrenden fort: „Die transnationalen Kooperationen in Lehre und Forschung gewinnen als Internationalisierungskonzept immer größere Bedeutung“, ist Werner überzeugt. Diese reichen von gemeinsam durchgeführten Studienprogrammen über Forschungskooperationen bis zu Angeboten heimischer Lehr- oder Studiengänge bei ausländischen Partnern. „Die Studierenden sind heute quer durch die Welt vernetzt und suchen nach einer Rotation im Studienverlauf“, so Werner, „und dieser stärkeren Mobilität muss man entgegenkommen.“ (SMA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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