„Magic in the Moonlight“: Woody Allens Versuch über die Magie

„Magic in the Moonlight“
„Magic in the Moonlight“(C) Warner
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Der 49.Film des 79-Jährigen, spielt in den Goldenen Zwanzigerjahren. Die romantische Komödie ist charmant, aber glatt und unambitioniert, doch Colin Firth und Emma Stone adeln ihn. Ab Freitag im Kino.

Magic in the Moonlight“ beginnt da, wo „Midnight in Paris“ hätte aufhören können: In den Goldenen Zwanzigerjahren. Cole Porter singt, die Straßen vermitteln verwegene Romantik, in den Bars und Theatern pulsiert das Leben. Vom Setting her hätte Woody Allens neuester Streich, der ihn nach einem kurzen Intermezzo in New York („Blue Jasmine“) abermals nach Europa und in die Vergangenheit trieb, durchaus an den Charme seiner oscargekrönten Nostalgie-Komödie anknüpfen können.

Leider ist der Plot dafür zu schwach. Die Geschichte ist schnell erzählt: Stanley Crawford (Colin Firth) feiert in der Rolle eines chinesischen Zauberkünstlers weltweite Erfolge, er gilt als größter Magier seiner Zeit. An den Unfug, den er seinem Publikum abendlich vorführt, glaubt er selbst aber nicht: Der pedantische, leicht grantige Engländer ist ein Mensch der Vernunft. Als ein alter Freund ihn einlädt, mit ihm an die Côte d'Azur zu reisen, wo die bezaubernde junge Amerikanerin Sophie Baker (Emma Stone) als Hellseherin eine Millionärsfamilie betört, willigt er sofort ein: Von sogenannten Spiritisten hält er nämlich gar nichts. Und wer, wenn nicht er, könnte so einen Schwindel aufdecken – ein Nebengewerbe, das übrigens auch berühmte Zauberkünstler wie Houdini betrieben haben.

Wie es eine klassische romantische Komödie will, verdreht ihm die elfenhafte Schönheit im Handumdrehen den Kopf. Ihre Eingebungen sind erstaunlich präzise, das muss auch Stanley zugeben, dessen komplettes Weltbild damit ins Wanken gerät.

Elfenhafte Emma Stone

So vorhersehbar, wie der Plot von Anfang an anmutet, ist er dann auch. Schade eigentlich: Zwischen dem arroganten Stanley und der naiven, schönen Sophie knistert es nämlich auf der romantischen wie auch der rationalen Ebene, und Allen versteht es, ihre Ungleichheit in charmante, gewitzte Dialoge zu verpacken (ob diese auch in der deutschen Fassung ankommen, darf dem Trailer nach angezweifelt werden). Leider gönnt er seinen Figuren keine wirkliche Entwicklung, gefügig und allzu schnell passen sich ihre Überzeugungen dem Handlungsverlauf an. Ehe man sich's versieht, ward aus dem Zyniker ein Mann geworden, der spirituell nichts mehr ausschließt, und Sophie, die eigentlich den Millionärssohn heiraten soll, verliebt sich in ihn (Altersunterschied der beiden Schauspieler: 28 Jahre).

Mystik und Zauberei scheinen auf den 79-jährigen Allen eine lang anhaltende Faszination auszuüben. Entsprechende Figuren tauchen immer wieder in seinen Filmen auf. Zuletzt bestimmte in „Ich sehe den Mann deiner Träume“ eine Wahrsagerin das Leben der verlassenen Seniorin Helena. In „Magic in the Moonlight“ subsumiert Allen unter dem Phänomen Magie alle Irrationalitäten der Welt, von den Heilkräutern der Tante über das nächtliche Beschwören der Verstorbenen bis hin zur Anziehungskraft zweier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ist es nicht egal, ob es diese Dinge wirklich gibt oder nicht – solange wir daran glauben? Und selbst wenn alle Zaubertricks erklärt sind, bleibt nicht doch die Liebe als ewiges Mysterium? Der Gedanke ist blumig, originell ist er nicht.

Was rettet diesen Film? Zum einen die schauspielerische Leistung. Firth steht weit über der Rolle des prototypischen Gentleman, Stone gibt überzeugend die unbeschwerte Schwindlerin – oder nicht? Wenn sie, den Blick in den Wolken, ihre Arme zum Empfang einer eintrudelnden mentalen Botschaft hebt, weiß man nicht: Spielt sie eine schlechte Schauspielerin oder ist ihr Gebaren zu klischeehaft, um falsch zu sein? Der Elfeneffekt wird noch verstärkt durch die Optik (Kameramann: Darius Khondji). Vor dem Hintergrund sonnendurchfluteter Hügellandschaften, Art-déco-Anwesen und einem glitzernden Meer wirkt sie tatsächlich übersinnlich reizend. Gedreht wurde mit alten Cinemascope-Objektiven aus den Siebzigerjahren, die Kostüme stammen wirklich aus den Zwanzigern.

Dass Allen den Zauber der Vergangenheit auf die Leinwand bringen kann, hat er schon bewiesen. Seinem Schaffen fügt dieser, sein 49.Film, nichts hinzu. „Magic in the Moonlight“ ist eine leicht verdauliche, charmante Komödie. Magisch ist sie nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2014)

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