Warum Aufsichtsräte mehr verdienen sollen

Unternehmen. „Aufsichtsräte sind die besten Consultants“, sagt Josef Fritz, „und ein Wettbewerbsvorteil für ihre Organisation.“ Allerdings nur dann, wenn sie ihren Job ernst nehmen, Aufsicht führen und Rat geben. Von Michael Köttritsch

Zur Person

Das Image der Aufsichtsräte in Österreich – besonders jener in staatsnahen Unternehmen – ist nicht das Beste. Beispiele wie Hypo Alpe Adria, Burgtheater und ÖIAG fachen die Diskussion über mangelnde Qualifikation und Entscheidungsschwäche an. Sie spiegeln aber auch die steigende Erwartung der Öffentlichkeit, die Aufsichtsräte fälschlich für überbezahlt hält.

Rund 33.000 Euro bekommt ein Aufsichtsrat eines österreichischen börsenotierten Unternehmens pro Jahr an Tantiemen, wie die Vergütung heißt. Zumindest vier Sitzungen seien jährlich vorgesehen, in guten Unternehmen meist doppelt so viele, sagt Josef Fritz, Geschäftsführer von Board Search. Er verfügt über 35 Jahre Aufsichtsrats-Know-how, 20 Jahre war er als CEO und CFO tätig, ehe er sich auf die Vermittlung von geeigneten Aufsichtsräten spezialisiert hat. Fritz verweist darauf, wie viel Aufsichtsräte den Unternehmen in Deutschland wert sind. „Bei DAX-Aktiengesellschaften bekommt ein einfaches Aufsichtsratsmitglied durchschnittlich 140.000 Euro – ein angemessenes, attraktives Vergütungsniveau.“

Topverdiener als Aufsichtsratsvorsitzender ist Ferdinand Piëch (Volkswagen) mit über 1,2 Millionen Euro. Im Schnitt erhält ein deutscher Aufsichtsratsvorsitzender 365.000 Euro. Im Jahr 2005 waren es 192.000 Euro. In Österreich bringen es die Bestverdiener derzeit auf rund 120.000 Euro. Für beide Länder aber gilt: Die Tantiemen des Aufsichtsratsvorsitzenden machen in etwa sechs Prozent eines Vorstandssalärs aus.

„In Österreich verdienen Aufsichtsräte zu wenig“, sagt Fritz. Aus drei Gründen, wie er meint:

► Noch nie war der Aufsichtsrat so arbeitsaufwändig. Das hängt mit dem Trend zusammen, Ausschüsse zu bilden. Große Unternehmen haben zehn oder mehr Ausschüsse.

► Von Aufsichtsräten werden Know-how, Know-who und entsprechende Qualifizierung und Erfahrung erwartet.

► Von Aufsichtsräten wird verlangt, ihrem Namen gerecht zu werden: „Aufsicht führen und Rat geben“, sagt Fritz. Damit ist klar, dass der Rechtsanwalt oder der Steuerberater des Unternehmens zugleich auch Aufsichtsrat sein könne.

Klug besetzt, werde der Aufsichtsrat zum Wettbewerbsvorteil. Dann, wenn er Felder wie Finanzen, Recht, HR, Marketing, Technik- und Produktwissen und Kommunikation abdeckt. Und wenn er Diversitäten wie Alter, Geschlecht, Know-how und Internationalität erfüllt, die das Unternehmen benötigt. „Gute Aufsichtsräte rechnen sich ab der ersten Sitzung“, sagt Fritz.

International zeigt sich, dass Aufsichtsräte mit drei professionell ausgeübten Mandaten ausgelastet sind. Besonders der Vorsitz wird rasch zum Fulltime-Job.

Josef Fritz ist Geschäftsführer von Board Search und ist spezialisiert darauf, Aufsichtsräte zu vermitteln. Fritz verfügt über 35 Jahre Aufsichtsrats- und 20 Jahre CEO- und CFO-Erfahrung.

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