Nationalbank halbiert Wachstumsprognose erneut

PK OESTERREICHISCHE NATIONALBANK (OENB): NOWOTNY
PK OESTERREICHISCHE NATIONALBANK (OENB): NOWOTNYAPA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Die OenB erwartet heuer für Österreich nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent. Vor einem Jahr sind die Analysten noch von 1,6 Prozent ausgegangen. Was ist passiert?

Vor genau einem Jahr präsentierte die Österreichische Nationalbank (OeNB) ihre Wachstumsprognose für 2014. Ewald Nowotny war damals frohen Mutes: Es gehe aufwärts, der "Aufschwung" werde zunehmend von der Inlandsnachfrage getragen, die Rezession sei "zu Ende". Den ersten großen Dämpfer gab es dann Ende August beim Europäischen Forum Alpbach, wo die OenB die Kürzung der Jahresprognose auf 0,9 Prozent bekannt gab, später ging man dann nur noch von einem Wachstum von 0,8 Prozent aus - und jetzt also 0,4 Prozent.

Auch im kommenden Jahr soll Österreichs Wirtschaft übrigens nicht in Fahrt kommen und soll nur um 0,7 Prozent wachsen. Im Juni war noch ein BIP-Plus 2015 von 1,9 Prozent gesehen worden. Auch für 2016 erwartet man sich nun mit 1,6 Prozent eine geringere Wachstumsrate als in früheren Prognosen.

Nowotny: "Würde das als Warnsignal sehen"

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny hoffte am Freitag bei der Präsentation der Konjunkturprognose, dass der niedrige Ölpreis das Wachstum ankurbelt. Österreich sei gut durch die Wirtschaftskrise gekommen, 2014 bis 2016 weise das Land aber eine vergleichsweise geringere Dynamik auf. "Wir müssen achten, dass wir nicht in eine strukturelle Wachstumsschwäche geraten. Ich würde das als Warnsignal sehen", so der Notenbank-Gouverneur. Rezession sehe die Nationalbank keine auf Österreich zukommen. OeNB-Expertin Doris Ritzberger-Grünwald sprach von einer "Erholung in kleinen Schritten".

Arbeitslosenrate soll auf 5,3 Prozent steigen

Am Arbeitsmarkt ist diese Erholung jedenfalls noch nicht angekommen: Infolge der schwachen Wirtschaft dürfte die Arbeitslosenrate 2015 auf 5,3 Prozent klettern (EU-Definition). Die Inflationsrate - oft die höchste Rate in der EU oder der Eurozone - dürfte sich bei rund 1,5 Prozent einpendeln.

Die Gründe sieht die Nationalbank vor allem im Ausland: Der Welthandel wachse weniger stark als erwartet - und vor allem die Konjunkturschwäche in der EU belaste Österreich. Nicht nur hierzulande, überall kappen die Wirtschaftsforscher ihre Prognosen. Auch die deutsche Bundesbank hat am Freitag ihren Ausblick für 2014 deutlich nach unten revidiert - von 1,9 Prozent auf 1,4 Prozent. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft in der Bundesrepublik dann nur noch um ein Prozent wachsen.

Das alles belastet die für Österreich wichtigen Exportmärkte. Sie dürften heuer nur um drei Prozent wachsen, übernächstes Jahr dann um fünf Prozent. Das ist deutlich weniger als vor der Krise. ‭ ‬Der private Konsum soll sich ‬nur sehr verhalten entwickeln. Erst 2016 könnten höhere Löhne für eine leichte Beschleunigung sorgen. Die zurückhaltenden Investitionen der heimischen Unternehmen werden‭ ebenfalls kaum zu einem Aufschwung beitragen können.

Mühlstein Hypo Alpe Adria

Die Gesamtverschuldung schnellt auf 85,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - im Vorjahr lag sie noch deutlich unter 80 Prozent. Grund dafür ist die Abwicklung der Krisenbank Hypo Alpe Adria.‭ Bis Ende‭ ‬2016‭ soll die Schuldenquote dann ‬auf‭ ‬82,9 Prozent ‬des BIP sinken.‭

Für das Budgetdefizit erwartet die OeNB für heuer eine Verschlechterung auf 2,4 Prozent des BIP. Für 2015 und 2016 rechnet die OeNB aber mit einer "signifikanten Verbesserung" der Neuverschuldung auf 1,8 beziehungsweise 1,4 Prozent des BIP. Vom Nulldefizit - das Österreich ab 2017 erreichen will - ist mal also noch ein ganzes Stück weit entfernt.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
Österreich

Konjunktur: Siechtum statt Wachstum

Wenn es so weitergeht, befindet sich Österreich bald offiziell in einer technischen Rezession. Die Wirtschaftsleistung sank im dritten Quartal um 0,1 Prozent.
Österreich

Umfrage: Jobmotor Mittelstand stockt

Erstmals seit 2009 haben kleine und mittlere Unternehmen mehr Personal abgebaut als eingestellt. Das Baugewerbe ist am Boden, Dienstleister und Industrie sind stabil.
Wirtschaftsflaute
Österreich

Jeder dritte Betrieb plant Jobabbau

Düsteres WKÖ-Barometer: Vor allem bei Firmen mit weniger als 50 Mitarbeitern trübte sich die Stimmung stark ein. Wirtschaftskammer-Chef Leitl nennt die Ergebnisse "erschreckend" und fordert staatliche Anreize.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.