Hypo Real Estate: Enteignung nimmt weitere Hürde

Das Logo des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE)
Das Logo des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE)(c) AP (Uwe Lein)
  • Drucken

Der Finanzausschuss des Bundestages stimmt den umstrittenen Gesetzesplänen zur Verstaatlichung der angeschlagenen Hypo Real Estate zu. Die Bank benötigt dringend mehr Staatshilfen.

Die umstrittenen Gesetzespläne zur Verstaatlichung der angeschlagenen Bank Hypo Real Estate (HRE) hat eine weitere Hürde genommen. Der Finanzausschuss des deutschen Bundestages billigte am Mittwoch das Banken-Enteignungsgesetz. Damit gilt die Zustimmung auch des Bundestages an diesem Freitag als sicher. Der Bundesrat soll noch Anfang April endgültig entscheiden.

Die HRE benötigt zum Überleben dringend weitere Milliardenhilfen. Der Bund strebt wegen der umfangreichen Staatshilfen eine Komplettübernahme an. Eine Enteignung der Aktionäre soll nur letztes Mittel sein, wenn zuvor andere Maßnahmen gescheitert sind. Die Zeit drängt. Bis spätestens Ende April soll Klarheit herrschen. Offen ist, wie sich HRE-Großaktionär J.C. Flowers verhält. Er kann unter anderem ein Kaufangebot des staatlichen Rettungsfonds SoFFin annehmen oder er wird gegen entsprechende Entschädigung enteignet.

Mit dem "Rettungs-Übernahmegesetz" können erstmals in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands marode Banken verstaatlicht werden. Es soll nur bis Ende Juni gelten und ist auf die Rettung der HRE zugeschnitten. Experten stützen das Vorgehen der Bundesregierung. Eine Insolvenz des für die Finanzmärkte wichtigen Instituts soll vermieden werden. Allein der Staat hat bisher 87 Mrd. Euro an Hilfen bereitgestellt, 15 Mrd. Euro die Finanzindustrie. Die HRE benötigt rasch bis zu 10 Mrd. Euro frisches Geld. An der Börse war das Institut am Mittwoch nur noch 180 Mio. Euro wert.

Garantiezeit ausgeweitet

Die Gesetzespläne sehen zugleich Änderungen am Banken-Rettungspaket von 480 Mrd. Euro vor. So wird die Garantiezeit für Anleihen deutscher Banken von drei auf fünf Jahre ausgeweitet. Auch werden Abstimmungsquoten bei Kapitalmaßnahmen auf Hauptversammlungen gesenkt sowie Fristen zur Einberufung von Aktionärstreffen deutlich verkürzt. Es soll ein zivilrechtlicher Schadensersatzanspruch eingeführt werden, wenn Aktionäre Hilfsmaßnahmen blockieren. Schließlich sollen Übernahmeangebote erleichtert werden.

Auf Druck der Union wurden noch kleinere Änderungen vorgenommen. So soll es keine generelle Verlängerung der Garantie-Laufzeiten auf fünf Jahre geben. Die längere Laufzeit darf maximal für ein Drittel der jeweiligen Bürgschaftssumme gelten. Zudem wurden Vorgaben zu den Schritten vor einer Enteignung klarer gefasst. So darf es ohne Hauptversammlung nicht zur Enteignung kommen. Zudem muss die deutsche Regierung den Finanz- und den Haushaltsausschuss informieren.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Hypo Real Estate: Deutschland verlängert Garantien

Deutschland garantiert bis zum Jahresende für 15 Milliarden Euro der angeschlagenen Hypo Real Estate. Weitere 20 Milliarden an Garantien sind wahrscheinlich. Bald könnte auch echtes Geld fließen.
GERMANY HYPO FUNKE
International

Hypo Real Estate-Chef Funke will 3,5 Millionen Euro

Funke war wegen der Fast-Pleite der Bank im Dezember entlassen worden. Dennoch will er das Gehalt bis zum ursprünglich vereinbarten Ablauf seines Arbeitsvertrages im Jahr 2013. Und zusätzlich 560.000 Euro Pension pro Jahr.
Hypo Real Estate
International

Hypo Real Estate: 600 Milliarden Euro Kredite außerhalb der Bilanz

Die HRE sitzt auf offenen Krediten, die nicht in der Bilanz aufscheinen. US-Investor J.C. Flowers bremst die Verstaatlichung. Er verlangt drei Euro je Aktie - soviel sei aber "das ganze Unternehmen nicht wert".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.