Deutsche Konzerne trotzen EU-Konjukturflaute

Volkswagen
Volkswagen(c) REUTERS (LUCY NICHOLSON)
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Die deutschen Top-Unternehmen steigerten ihre Gewinne ungeachtet der trüben Wirtschaftslage im Euroraum auf 82,8 Milliarden Euro. Auch die deutsche Industrie hält sich besser als die der gesamten Euro-Zone.

Wien. Deutschlands Großkonzernen konnte die kriselnde Konjunkturlage im Euroraum 2014 nichts anhaben. Die hundert umsatzstärksten börsennotierten Betriebe des Landes steigerten trotz Wirtschaftskrise ihren operativen Gewinn in den ersten drei Quartalen 2014 um neun Prozent. Damit erreichten sie einen Gesamtgewinn von 82,8 Milliarden Euro. Der Umsatz dieser Großkonzerne blieb seit 2013 hingegen bei mehr als einer Billiarde Euro beinahe konstant.

Diese positive Entwicklung bei Österreichs wichtigstem Handelspartner zeigte eine am Freitag veröffentlichte Studie des Beratungsunternehmens EY (früher Ernst & Young). Das Gewinnplus von neun Prozent im Beobachtungszeitraum Jänner bis September 2014 hebt sich stark von den Zahlen des Jahres 2013 ab: Damals war der Gewinn noch leicht um zwei Prozentpunkte gesunken.

Vor allem Deutschlands Autoindustrie – allen voran Volkswagen, Daimler und BMW – sorgte für das satte Gewinnplus. Die drei Firmen belegten im EY-Ranking die ersten drei Plätze. Hier stechen wiederum Daimlers Zahlen hervor. Mit zahlreichen neuen Automodellen und einem milliardenschweren Sparprogramm fuhr der Schwabener Autohersteller ein Ergebnisplus von 66 Prozent ein.

Keine Luft nach oben

Die erfreulichen Gewinnzahlen dürften sich nach Meinung von EY-Experten jedoch nicht auf dem Arbeitsmarkt auswirken. Die Beschäftigung sei bei Deutschlands Top-Konzernen bereits auf einem sehr hohen Niveau. Rund 4,7 Millionen Arbeitnehmer, und damit 1,4 Prozent mehr als noch 2013, arbeiteten für die Top 100 des Landes. Viel Luft nach oben sei hier – auch angesichts der Sparprogramme der Konzerne – nicht mehr.

Weniger erfreulich steht es um die deutsche Energiebranche. Bei den sechs größten Versorgern gingen der Gewinn um ein Drittel und die Erlöse um acht Prozent zurück.

Plus für deutsche Industrie

Nicht nur Deutschlands Top-100-Großkonzerne dürfen sich freuen. Die gesamte deutsche Industrie verzeichnete im Dezember einen leichten Wachstumssprung. Der Einkaufsmanagerindex stieg in einer Markit-Umfrage vom Stand November mit 49,5 Prozent auf 51,2 Prozent im Dezember. Aufträge und Produktion legten zu. Daneben konnte die zweithöchste Einstellungsrate seit fast drei Jahren erreicht werden. Laut Markit-Ökonom Oliver Kolodseike sei es aber noch zu früh zu sagen, ob sich der Industriesektor wieder auf die Überholspur begeben hat.

Anders als in Deutschland tritt die Industrie der Eurozone auf der Stelle. Eine Markit-Umfrage unter 3000 europäischen Unternehmen zeigt einen leichten Anstieg des Einkaufsmanagerindex von 0,5 Prozent auf 50,6 Punkte. Ab der 50er-Grenze signalisiert das Barometer Wachstum. Bei einer so feinen Überschreitung stagnierten jedoch Produktion, Aufträge und Beschäftigung im Vergleich zu November.

Markit-Ökonomen rechnen mit einem Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent für das vierte Quartal 2014 im Euro-Raum und hoffen auf die belebende Wirkung durch die niedrigen Ölpreise. (APA/loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2015)

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