Obamas iranisches Experiment

Ein US-Dialog mit Iran hat keine große Aussicht auf Erfolg. Den Versuch ist es trotzdem wert.

Barack Obama steht nicht der ersten US-Regierung vor, die dem Regime in Teheran die Hand zur Versöhnung reicht. Vor neun Jahren hielt die damalige US-Außenministerin Albright eine denkwürdige Rede. Darin entschuldigte sie sich nicht nur für den CIA-Putsch gegen den iranischen Premier Mossadegh 1953 und für die Unterstützung Saddams im Krieg gegen den Iran. Sie kündigte auch eine Lockerung der Sanktionen an.

Europa war euphorisch. Zehn Tage später kam die Antwort von Ayatollah Khamenei, Irans oberstem Führer. Ein Verbrechen erst jahrelang später zuzugeben nützt der iranischen Nation nichts. Und das war auch schon das Ende des Tauwetters. Es hatte sich gezeigt, dass die Mullahs nicht gewillt waren, auf eine wesentliche Stütze ihrer Herrschaft zu verzichten: den Antiamerikanismus.

War also Obamas Videoansprache ans iranische Volk ein PR-Gag, der folgenlos bleibt? Das ist möglich. Klug hat der US-Präsident dennoch gehandelt. Seine Umarmung war so innig, dass es Irans Regierung schwerfallen wird, sich dem Gesprächsangebot zu verweigern. Tut sie es trotzdem, verschärft sie ihre Isolation.

Reden allein macht Irans Atomprogramm nicht unschädlich. Die Iraner haben seit Ende 2002 bewiesen, wie geschickt sie dabei Zeit gewinnen. Ebenso wenig helfen jedoch Drohungen und Kriege weiter, auch das haben die letzten sechs Jahre gezeigt. Obama liegt richtig. Direkte US-Verhandlungen mit dem Iran sind einen Versuch wert. Gleichzeitig muss jedoch der Druck internationaler Sanktionen aufrechtbleiben.


christian.ultsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2009)

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