Afrika Cup: Das Geschenk des Präsidenten

(c) REUTERS (AMR ABDALLAH DALSH)
  • Drucken

Äquatorialguineas Staatschef Obiang hat einen schlechten Ruf, aber auch viel Ölgeld, und eröffnete seinem Nationalteam eine zweite Chance.

Gewisse Parallelen sind für Fußballfans nicht zu übersehen: Ein kleines Land mit fragwürdiger Menschenrechtslage bekommt die Austragung eines Turniers zugesprochen, der Bau der benötigten Stadien wird mit Ölmillionen finanziert. Die Rede ist nicht von der WM 2022 in Katar, sondern vom Afrika-Cup 2015 in Äquatorialguinea. Ab Samstag (Eurosport bzw. Eurosport2 übertragen live) spielen 16 Teams in der 30. Auflage um den Titel. Neben zahlreichen Topstars aus Europas großen Ligen sind mit Salzburgs Naby Keïta (Guinea) und Admiras Issiaka Ouédraogo (Burkina Faso) auch zwei Österreich-Legionäre engagiert.

Im Gegensatz zu Katar ging dieser Vergabe keine teure und heiß diskutierte Wahl, sondern eine nicht minder umstrittene Entscheidung des afrikanischen Fußballverbandes voraus. Der ursprüngliche Gastgeber Marokko hatte wegen der Ebola-Epidemie auf eine Verschiebung gepocht, der CAF reagierte im November mit dem Entzug und dem Ausschluss des marokkanischen Nationalteams. Eine Chance, die sich Teodoro Obiang Nguema Mbasogo nicht entgehen ließ. Äquatorialguineas autokratischer Präsident konnte neben bereits vorhandener Infrastruktur der Endrunde 2012 vor allem auch das nötige Kleingeld vorweisen. Schließlich führte der 72-Jährige das nur 28.000 Quadratkilometer große Land mit seinen rund 650.000Einwohnern dank reicher Ölquellen zu einem der höchsten Pro-Kopf-BIP Afrikas, aber auch auf Platz 163 von 177 Ländern im Korruptionsranking von Transparency International. Positive Schlagzeilen sind daher dringend gefragt.


Stadion und Autobahn. Neben der Hauptstadt Malabo und Bata, die bereits beim gemeinsamen Afrika-Cup mit Gabun vor drei Jahren als Austragungsorte fungierten, finden Spiele zudem in Mongomo und Ebebiyín ganz im Osten des Landes statt. Dort wurden mit Ölgeldern zwei Stadien gebaut, eine neu errichtete Autobahn verbindet die Orte mit der Küstenregion. Nicht ganz zufällig ist das rund 7000 Einwohner zählende Mongomo auch der Heimatort des Präsidenten. Allerdings dürfte es bei Kurzbesuchen vonseiten der Profis, Journalisten und Fans bleiben, verfügt doch selbst das viermal so große Ebebiyín gerade einmal über ein Hotel nach internationalen Standards. Dafür dürfen sich die Stars auf eine Spielwiese höchster Qualität freuen: Der Rasen wurde eigens aus Europa eingeflogen.

Auch aus sportlicher Sicht sorgte die Vergabe für Unmut, denn Äquatorialguinea war erst wenige Monate zuvor aus der Qualifikation ausgeschlossen worden. Grund dafür war der Einsatz des gebürtigen Kameruners Thierry Fidjeu-Tazemeta, einst auch bei Pasching und Austria Kärnten unter Vertrag, in der ersten Runde. Weitere Fälle stehen ebenso im Visier der Fifa, denn es ist kein Geheimnis, dass der Verband mit erkauften Einbürgerungen den Erfolg der „Nzalang Nacional“ („nationaler Blitz“) zu steigern versucht.

Die Ausbeute liest sich dennoch bislang eher bescheiden, der überraschende Viertelfinaleinzug 2012 ist das bisherige Highlight. Ob die zweite Afrika-Cup-Teilnahme ähnlich erfolgreich verläuft, ist mehr als fraglich, denn im Verband herrschten zuletzt chaotische Zustände. Der neu gewählte Vorstand entließ Anfang Jänner den spanischen Nationaltrainer Andoni Goikoetxea, der zu aktiven Zeiten als „Schlächter von Bilbao“ auch Diego Maradona auf seiner Abschussliste hatte, nach zwei Jahren ohne nähere Begründung. Sein argentinischer Nachfolger Esteban Becker geht mit nicht einmal drei Wochen Vorbereitungszeit in die Auftaktpartie gegen den Kongo am Samstag.


Vor Ebola auf der Hut. In Äquatorialguinea wurde noch kein Ebola-Fall gemeldet, allerdings liegt das Land deutlich näher an den Zentren des Epidemie-Ausbruches, Liberia, Guinea und Sierra Leone, als der ursprüngliche Gastgeber Marokko. Bei der Einreise erwarten Anhänger ebenso wie Spieler und Offizielle strenge Vorsichtsmaßnahmen. Neben einer Temperaturkontrolle wird jede Person mit persönlicher Krankengeschichte registriert, in den Stadien Desinfektionsmittel versprüht. Für den Notfall stehen 30 Epidemiologen aus Kuba bereit. Der große Fanansturm ist aber ohnehin nicht zu erwarten, zählt Äquatorialguinea doch zu den teuersten Pflastern Afrikas.

In Ebebiyín gibt es nur ein Hotel, dafür hat das Stadion einen Rasen aus Europa.

16

Mannschaften
spielen beim 30. Afrika-Cup vom 17. Jänner bis 8. Februar in Äquatorialguinea.

7

Titel
zählt Rekordsieger Ägypten, der wie Titel-
verteidiger Nigeria aber die Qualifikation verpasste.

2

Österreich-Legionäre
sind mit Salzburgs Naby Keïta (Guinea) und Admiras Issiaka Ouédraogo (Burkina Faso) dabei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.