Chinas Außenhandel enttäuscht

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Die weltgrößte Handelsnation bleibt beim Außenhandel weit hinter ihren selbst gesteckten Zielen zurück. Eine Studie sagt dem chinesischen Staat magere Zeiten voraus.

Shanghai. Die weltgrößte Handelsnation, China, hat ihr Wachstumsziel 2014 klar verfehlt. Aus- und Einfuhren stiegen zusammen nur um 3,4Prozent, wie die am Dienstag veröffentlichten Daten der Zollbehörde zeigen. Die Regierung hatte ein mehr als doppelt so kräftiges Wachstum von 7,5Prozent angestrebt. „Die negativen Faktoren, die den Handel 2014 erschwert haben, werden noch eine Weile anhalten“, befürchtet der Sprecher der Zollbehörde, Zheng Yuesheng. Dazu zählte er die schwächelnde Weltkonjunktur, sinkende Auslandsinvestitionen in China und steigende Produktionskosten im Inland.

Auch für den Staat sind die goldenen Zeiten wohl vorerst vorbei: Einer Studie zufolge nämlich drohen den Provinzen 2015 erstmals seit mehr als 20 Jahren schrumpfende Einnahmen. Viel Geld geht ihnen dabei nach Schätzungen der Deutschen Bank durch die Lappen, weil die Erlöse aus Landverkäufen wohl um ein Fünftel einbrechen werden. Die Provinzregierungen haben jenseits des regulierten Finanzsektors über sogenannte Schattenbanken eine Schuldenlast von drei Billionen Dollar (2,53 Bio. Euro) angehäuft und das Geld vielfach in fragwürdige Infrastruktur- und Immobilienprojekte gesteckt. Auch wegen dieser Fehlinvestitionen werden die gesamten staatlichen Einnahmen nicht mehr so üppig wachsen: Das Plus in der Kasse dürfte mit nur einem Prozent so mager ausfallen wie seit 1981 nicht mehr. „Das ist das größte Risiko für die Konjunktur, und das haben die Märkte noch nicht richtig erkannt“, warnen die Autoren.

Chinas BIP dürfte 2014 nur um 7,5Prozent gewachsen sein. Das wäre das kleinste Plus seit 24 Jahren. Eine erste Schätzung wird kommende Woche veröffentlicht.

Import wächst kaum noch

Beim Außenhandel springt ins Auge, dass die Importe 2014 nur um 0,4Prozent wuchsen, Exporte hingegen um 6,1Prozent bzw. im Dezember gar um 9,7Prozent. Die deutschen Exporteure, für die China eine der am schnellsten wachsenden Regionen ist, sehen die zurückhaltende Nachfrage aus der Volksrepublik daher mit gewisser Sorge. „Der Markt hat sich im letzten Quartal ziemlich abgekühlt“, sagte der Vertriebsvorstand des Autobauers BMW, Ian Robertson. Und NordLB-Analyst Frederik Kunze sekundiert: „Die Importe signalisieren eine anhaltende Schwäche des chinesischen Binnenmarktes.“ Dennoch sei insbesondere für qualitativ hochwertige Güter nach wie vor ein hoher Bedarf im Reich der Mitte gegeben.

Daimler-Chef Dieter Zetsche ist ähnlicher Meinung. „Ich sehe keine drastische Verlangsamung des Wachstums, sondern eine ziemlich stabile wirtschaftliche Entwicklung“, sagte Zetsche der Nachrichtenagentur Reuters. Daimler hat sich für 2015 vorgenommen, zum ersten Mal mehr als 300.000 Pkw in China zu verkaufen. Die stark gesunkenen Ölpreise – so die Hoffnung – dürften die dortigen Verbraucher entlasten und Spielraum für höheren Konsum schaffen. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2015)

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