Knapp 70 Prozent der Österreicher sind laut einer neuen Studie für Beschränkungen – auch unter den Studierenden. Dem Minister kommt das gelegen: Er denkt an eine Ausweitung.
Wien. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) holt sich neuen Schwung für die Verhandlungen über den Uni-Zugang – und zwar durch eine neue Studie. Laut dem neuen Wissenschaftsmonitor, den der Politologe Peter Filzmaier im Auftrag des Uni-Ressorts durchgeführt hat, gibt es in der Bevölkerung breite Zustimmung für Zugangsregelungen. Mehr noch: Auch die Studenten sprechen sich mehrheitlich dafür aus (siehe Grafik).
Sieben von zehn Befragten halten Uni-Zugangsregelungen demnach für gerechtfertigt. Unter den Studierenden sind es mit 68 Prozent kaum weniger. Sinnvoll seien Zugangsregelungen demnach vor allem dann, wenn sich dadurch die Situation der Studierenden und die Qualität des Studiums verbessert. Weniger als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, der Staat müsse mehr Studienplätze finanzieren, um Schranken zu vermeiden. Es ist kein Zufall, dass Mitterlehner diese Zahlen gerade jetzt präsentiert: Demnächst wird er mit der SPÖ über eine Verlängerung der Beschränkungen in Architektur, Biologie, Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Pharmazie verhandeln, die Ende des Jahres auslaufen.
Schranken für Jus, Sprachen?
Der Minister bekräftigte auch, dass er künftig weitere Fächer beschränken will, etwa Jus. Ende März – wenn die Evaluierung der derzeitigen Beschränkungen abgeschlossen ist – werde man mit einem Vorschlag in die Verhandlungen gehen. „Dieser wird neben Jus auch andere Fächer beinhalten.“ Bereits früher hatte er anklingen lassen, dass er sich auch für Sprachen Zugangsbeschränkungen wünscht.
Ersten Daten zufolge gebe es dank der Hürden weniger Studienabbrecher, sagte der Minister. Die Zahl der Uni-Anfänger sinke nicht. Beim Koalitionspartner ist man über das Vorgehen Mitterlehners verärgert. „Er greift mit einer Meinungsumfrage der Evaluierung der Zugangsregelungen vor“, kritisiert SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl. Zentral sei die Frage, wie sich Schranken auf die soziale Zusammensetzung der Studenten auswirken: Die SPÖ fürchtet, dass Kinder aus sozial schwachen oder bildungsfernen Familien noch stärker benachteiligt werden.
Kuntzl ortet in der Studie zudem „in überraschendem Ausmaß suggestiv gestellte Fragen“. Was die anstehenden Verhandlungen über Schranken angeht, wolle die SPÖ die Evaluierung abwarten. Aber: „Wir sind da extrem vorsichtig.“
Heftige Kritik kommt auch von den Studierendenvertretern (ÖH). Sie halten die Studie für „nicht repräsentativ“ und für einen „undemokratischen Schachzug“ des Wissenschaftsministers. (beba)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2015)