Argentinien: Kirchners Ankläger erschossen aufgefunden

Alberto Nisman war Argentinien Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner vor, die Ermittlungen gegen iranische Staatsbürger verhindert zu haben. Er wurde tot aufgefunden.
Alberto Nisman war Argentinien Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner vor, die Ermittlungen gegen iranische Staatsbürger verhindert zu haben. Er wurde tot aufgefunden.(c) APA/EPA/DAVID FERNANDEZ
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Alberto Nisman hatte den Anschlag auf ein jüdisches Gemeindehaus von 1994 untersucht. Er warf Präsidentin Fernandez de Kirchner Verschleierung vor.

Ein argentinischer Staatsanwalt, der vor wenigen Tagen eine Anklage gegen die Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner erhoben hatte, ist unter ungeklärten Umständen umgekommen. Der zuständige Richter teilte am frühen Montag dem Nachrichtensender TN mit, der Sonderstaatsanwalt Alberto Nisman sei in seiner Wohnung tot aufgefunden worden.

Die Staatsanwältin Viviana Fein sagte, der Tod sei durch eine Schusswaffe verursacht worden. Neben der Leiche sei eine Waffe vom Kaliber .22 gefunden worden.

Laut den Behörden fand ihn seine Mutter im Badezimmer seiner Wohnung im schicken Wohnviertel Puerto Madero, nachdem ihn seine Sicherheitsleute nicht erreichen konnten. Die Oppositionsabgeordnete Patricia Bullrich äußerte sich "schockiert" über den Tod und sagte, Nisman habe wiederholt über Drohungen berichtet.

Nisman hatte am Mittwoch die Staatschefin wegen mutmaßlicher Verschleierung im Fall des Anschlags von 1994 auf das jüdische Gemeindehaus Amia angeklagt. Damals waren 85 Menschen getötet worden.

Regierung bezeichnet Anklage als "lächerlich"

Nisman hatte vergangene Woche eine Untersuchung des Kongresses gefordert, um Kirchners Umgang mit den Ermittlungen zu klären. Er warf der Präsidentin, Außenminister Hector Timerman, sowie Kirchners Vorgänger Carlos Menem (1989 bis 1999) vor, die Ermittlungen gegen den Iran zu behindern, um das Verhältnis zu Teheran nicht zu belasten. Er wollte sich am Montag im Parlament zu den Vorwürfen äußern. Die Regierung hatte die Anklage als "lächerlich" bezeichnet. Der zuständige Richter sollte erst im Februar die Zulässigkeit der Anklage überprüfen.

Der Iran wird seit langem hinter dem Anschlag auf die jüdische Wohlfahrtsorganisation Amia vermutet. Der Anschlag ereignete sich zwei Jahre nach einem Selbstmordanschlag auf die israelische Botschaft in Buenos Aires, bei dem 29 Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden waren. Argentinien verlangt wegen der Anschläge die Auslieferung von acht Verdächtigen aus dem Iran, darunter der frühere Verteidigungsminister Ahmed Wahidi und der frühere Präsident Akbar Haahhemi Rafsanjani. Der Iran weist jegliche Verantwortung für die Anschläge zurück.

Argentinien verlangt wegen der Anschläge die Auslieferung von acht Verdächtigen aus dem Iran, darunter der frühere Verteidigungsminister Ahmed Wahidi und der frühere Präsident Akbar Hashemi Rafsanjani. Im Jahr 2013 vereinbarten Argentinien und der Iran die Bildung einer "Wahrheitskommission" aus fünf unabhängigen Mitgliedern, um die Ereignisse aufzuklären. Teheran erlaubte zudem einem argentinischen Richter, zur Befragung der Verdächtigen in den Iran zu reisen.

(APA/dpa/AFP)

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