Griechenland wählte am 25. Jänner ein neues Parlament. Kommt es zum "Grexit"?
Warum wird wieder über den "Grexit" diskutiert?
Nach der griechischen Parlamentswahl am Sonntag wird das Linksbündnis Syriza an die Regierung kommen. Syriza fordert einen Schuldenschnitt und eine Abkehr von der rigiden Sparpolitik. Die Gläubiger pochen aber auf die Fortsetzung des Reformkurses. Syriza betont stets, in der Eurozone bleiben zu wollen. Doch Medienberichte, wonach die deutsche Regierung den "Grexit" - also Griechenlands Austritt aus der Eurozone - für verkraftbar hält, heizen die Spekulationen an. Rechtlich ist ein Euro-Austritt in den Verträgen nicht vorgesehen. Athen müsste dazu voraussichtlich auch aus der EU austreten.
Könnte es zu einem Schuldenerlass kommen?
Syriza fordert in seinem Wahlprogramm einen teilweisen Schuldenerlass. In Europa stößt diese Forderung bisher auf taube Ohren. Dennoch halten viele Ökonomen angesichts der wirtschaftlichen Situation einen teilweisen Erlass für notwendig. Ohne Schuldenschnitt wäre "Griechenland zu vielen schwierigen Jahren verdammt, was Bewegungen politischer Extremisten fördern könnte", sagt Paul De Grauwe von der London School of Economics.
Gäbe es andere Möglichkeiten, Athen entgegen zu kommen?
Die Euro-Länder haben Griechenland schon in den vergangenen Jahren Zugeständnisse bei den Kreditkonditionen für ihre Hilfen gemacht. So muss Athen nur sehr niedrige Zinsen zahlen - und diese werden auch größtenteils bis 2023 gestundet. Auch mit der Rückzahlung muss Griechenland erst im kommenden Jahrzehnt beginnen, für die gesamte Tilgung hat es 30 Jahre Zeit. Einige Experten glauben, dass hier noch ein weiteres Entgegenkommen möglich ist - die Lage grundlegend verändern wird dies aber wahrscheinlich nicht.
Wer hat wie viel gezahlt?
Die Raiffeisen-Bank hat in einer aktuellen Analyse auch eine Aufstellung der Kreditgeber des südeuropäischen Landes angegeben. Die Grafiken zeigt die aktuelle Gläubigerstruktur:
Raiffeisen zufolge haben Euro-Länder im ersten und zweiten Hilfspaket insgesamt 194,8 Milliarden Euro für Griechenland vergeben. Österreich ist mit 5,8 Milliarden oder rund drei Prozent dabei.
Gibt es Fortschritte?
Jein. Nach sechs langen Jahren und harten Sparpaketen schaffte es Griechenland 2014 aus der Rezession. Der Schuldenstand soll heuer von 177,7 Prozent der Wirtschaftsleistung auf 168,8 Prozent sinken, wird 2016 aber voraussichtlich wieder steigen. Und die Arbeitslosigkeit verharrt auf einem hohen Niveau von rund 25 Prozent.
Außerdem zeigt eine neue Studie der der Freiburger Denkfabrik Centrum für Europäische Politik (CEP), dass Griechenland heute weniger in der Lage sei, seine Auslandsschulden zurück zu zahlen, als vor den Rettungspaketen im Jahr 2010. Die Kreditfähigkeit des Landes sinke demnach seit dem Jahr 2013 wieder. Vorher hatte sie sich seit 2010 nur in einem Jahr verbessert.
(APA/Red.)