„The Team“: Der Bösewicht ist Österreicher

The Team
The Team(c) ORF (Frederic Batier)
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Serie. „The Team“ ist die aufwendigste europäische Serie seit Langem. Die Sender wagen ein Online-Experiment: Fast alle Folgen werden vor der TV-Ausstrahlung online zu sehen sein.

Einmal sollte es umgekehrt sein: Nicht die Deutschen sollten sich an einer dänischen TV-Serie beteiligen, sondern die Dänen an einer deutschen. Also ging das ZDF auf Partnersuche und fand fast ein Dutzend TV-Sender und Filmproduktionen aus Europa, um gemeinsam die Krimiserie „The Team“ zu machen. Bei der Präsentation in Hamburg zeigte sich, was länderübergreifendes Arbeiten heißt: Während man in Belgien am Set mit Plastikbesteck isst und ohne Weiteres ein Glas Wein trinken darf, wie Schauspieler erzählten, ging es in Dänemark zwar basisdemokratisch lässig, aber stilsicherer (echtes Besteck) und strenger zu (Alkoholverbot am Set). Die kleinen Mentalitätsunterschiede zeigt auch die Serie: Bei der Tatortbegehung in Dänemark tragen die Ermittler nur einen Kittel, während die deutschen Kollegen im sterilen Ganzkörperanzug stecken und Haare und Schuhe verhüllen – und in Belgien herrscht sowieso immer Chaos.

Drei Morde, drei Städte

Apropos Ermittler: Deren gibt es drei. Wie der Titel der Serie verrät, muss ein „Joint Investigation Team“ einen Serienmord aufklären. Drei Prostituierte wurden an drei aufeinanderfolgenden Tagen in Berlin, Antwerpen und Kopenhagen tot aufgefunden. Sie starben alle durch einen Schuss in das linke Auge, danach wurde ihnen ein Finger abgetrennt. Regisseur Kasper Gaardsöe, so wie Ko-Regisseurin Kathrine Windfeld aus Dänemark, versichert zwar, dass die Bildsprache viel farbenfroher sei als in typischen „Nordic Noir“-Produktionen, dennoch wirken die europäischen Städte winterlich grau und kalt. Wäre da nicht Österreich, das mit ORF und der Superfilm mit an Bord ist und die Salzburger Bergwelt als schneebedeckte Kulisse für aufwendige (Verfolgungs-)Szenen offerierte. Aus Österreich kommt zwar keiner der Ermittler, dafür der Bösewicht: Nicolas Ofczarek spielt den litauischen Großkriminellen Marius Loukauskis. Seine berühmte Nachbarin, eine abgehobene Sängerin, wird schaurig verrückt von Sunnyi Melles dargestellt. Miriam Stein ist die altkluge, übereifrige Assistentin der deutschen Ermittlerin Jackie Müller. Und ein österreichischer Polizist wird – gar erwartbar – als Einfaltspinsel zur Lachnummer.

Star der Produktion ist Lars Mikkelsen (als Ermittler Harald Björn), aktuell heißester dänischer Serienexport. In „Sherlock“ hatte er eine Gastrolle, und ab Ende Februar spielt er in der dritten Staffel von „House of Cards“ den russischen Präsidenten. Die Entdeckung der Serie aber ist die Belgierin Veerle Baetens, die ihre Kommissarin Alicia burschikos-unerschrocken anlegt. Farblos bleibt hingegen Jasmin Gerat, die deutsche Kommissarin.

Vor allem bei den Stuntszenen in den Alpen erkennt man, dass in dieser Produktion mehr Geld steckt als in anderen. Der Kriminalfall ist komplex und stellenweise sehr spannend, die schauspielerische Leistung aber schwankt enorm. Schade, dass ZDF und ORF die deutsche Synchronfassung in vier Teilen (à 100 Minuten) zeigen. Sie wirkt stellenweise hölzern. Immerhin wird die achtteilige Originalfassung vorab online zu sehen sein. Denn ZDF und ORF wagen ein Experiment: Sie zeigen zwei Wochen vor dem Sendetermin ab 22.Februar sieben Folgen des achtteiligen Originals online (in der ZDF-Mediathek und auf der Videoplattform Flimmit). Sollten die Zuseher mehr als 25.000 Tweets mit dem Hashtag #TheTeam verfassen, wird auch das Finale online gestellt. Ratlos ist man im ORF, was man macht, wenn das passiert. Denn der Sender darf eigentlich nicht die komplette Produktion vor der Erstausstrahlung online zeigen.

„The Team“: ab 5. 3., 20.15h, ORFeins in dt. Synchronfassung. Schon ab 22. 2. online. „Die Presse“ war auf Einladung des ORF bei der Serienpräsentation in Hamburg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2015)

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