Das Zentrum diene als Ball, um innenpolitisch Kapital zu schlagen, kritisiert dessen Boardmitglied David Rosen. Österreich mache sich damit lächerlich. Auch Spaniens Ministerpräsident Rajoy steht hinter dem Zentrum.
Mitten in der Debatte rund um die Schließung des König-Abdullah-Dialogzentrums (KAICIID) in Wien meldet sich Oberrabbiner und KAICIID-Boardmitglied David Rosen mit einer harschen Kritik an der österreichischen Politik zu Wort. Das Zentrum jetzt zu schließen, wäre "dumm" von Österreich, sagt er am Mittwoch. Auch der Verweis auf die Menschenrechtslage in Saudiarabien sei zu hinterfragen, denn als das Zentrum Ende 2012 gegründet worden war, sei die Lage noch viel schlimmer gewesen als heute. Und die Republik habe darüber Bescheid gewusst.
"Trotzdem wollte man Teil des Projektes sein", sagt Rosen. "Wenn Teile der österreichischen Politik jetzt diese Kampagne starten, dann ist das wie in einem politischen Fußballmatch und das KAICIID dient als Ball, um innenpolitisches Kapital zu schlagen. Doch da macht man sich lächerlich, denn wenn die Debatte so geführt wird, gibt es zwangsläufig ein Eigentor." Österreich habe der Gründung damals zugestimmt und mache sich durch die derzeitige Debatte lächerlich, beharrt er.
Weiters sei er sicher, dass alle Boardmitglieder die Behandlung des saudischen Bloggers Raif Badawi verurteilen. "Ich selbst verurteile sie kategorisch und erwarte auch von allen Ländern dieser Welt dies zu tun. Aber wir als KAICIID haben eine andere Aufgabe, nämlich die Förderung des Dialogs. Genauso erwartet niemand vom europäischen Verband der Philharmoniker, sich zu Menschenrechtsfragen zu äußern", so Rosen. Zum Rücktritt von KAICIID-Vize-Generalsekretärin Claudia Bandion-Ortner meint Rosen, dass ihr Posten im Gründungsdokument gar nicht vorgesehen war und erst auf Wunsch von Österreich urgiert wurde.
Was die Finanzierung des Hauses betreffe, hätten die Saudis damals Österreich ersucht und angeboten, auch einen Teil der Finanzierung des Zentrums zu übernehmen. Österreich habe es aber abgelehnt, neben Saudiarabien einen finanziellen Beitrag für das KAICIID zu leisten und immer darauf verwiesen, dass man dem Institut ohnehin durch Steuererleichterungen entgegengekomme.
Rajoy: Spanien unterstützt KAICIID
Auch Spanien rückte am Mittwoch aus, das Dialogzentrum zu verteidigen. In einem Kondolenztelegramm für den kürzlich verstorbenen saudischen König Abdullah betonte Ministerpräsident Mariano Rajoy, dass das Zentrum "immer die Unterstützung Spaniens gehabt" habe. Rajoy nannte das auf Initiative Abdullahs im Jahr 2012 gegründete Zentrum zudem in einem Atemzug mit seiner Nahost-Friedensinitiative im Jahr 2002. "Sie veranschaulichen seinen Einsatz für den Frieden und den Dialog, der im jetzigen Augenblick umso wichtiger ist", betonte der konservative Politiker. Sein Land werde "die zutiefst freundschaftlichen Beziehungen" mit Saudiarabien weiter stärken.
In der "ZiB 2" vom Dienstag hatte sich auch Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer zu Wort gemeldet und dazu aufgerufen, die Diskussion über die Zukunft des Zentrums sachlich zu führen. Zur Frage, ob man es schließen sollte, sagte Fischer: "Man sollte zuerst einmal darüber nachdenken." Jedenfalls habe die Causa "mit Parteipolitik gar nichts zu tun", appellierte Fischer, sie aus dieser herauszuhalten. Eine Einschätzung, wie man nun weiter vorgehen sollte, wollte das Staatsoberhaupt nicht treffen - er wolle zunächst den Evaluierungsbericht von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) lesen.
Abdullah-Zentrum
2011 unterschreiben Österreich, Spanien und Saudiarabien den Gründungsvertrag des "König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrums für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" (KAICIID). Saudiarabien hat - neben dem Ankauf des Palais Sturany in der Wiener Innenstadt als Sitz - bei seiner Gründung für die Zeit bis Ende 2015 eine Förderung von zehn bis 15 Millionen Euro zugesichert.
Kritiker sehen in der Institution einen Versuch Riads, sein international wegen Menschenrechtsverletzungen ramponiertes Image aufzupolieren. Im Nationalrat wurde das Projekt gegen die Stimmen von FPÖ und Grünen genehmigt.
(APA/Red.)